Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Abenteurer meiner Traeume

Titel: Abenteurer meiner Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
den Balken des Holzhauses gestopft, daß der Wind nicht mehr die Wärme des Feuers minderte. Er hatte acht Bäume gefällt und war gerade beim neunten. So würde Shannon nicht nur genug Feuerholz für den Winter haben, sondern auch genug Sonne an der Südseite des Hauses, um einen kleinen Küchengarten anlegen zu können. Das hatte sie sich immer schon gewünscht, doch schon vor vier Jahren aufgegeben. Sie hatte sechs Tage gebraucht, um sich mit einer Axt durch den Stamm eines Bau-mes zu nagen, und dann hatte sie das Ding verrückt gemacht, weil es auch noch in die falsche Richtung stürzte, nämlich beinahe auf sie.
    Silent John hatte gelacht, als sie ihm davon erzählte, doch als Whip davon hörte, lachte er überhaupt nicht. Er hatte erst einen Fluch unterdrückt und ihr dann unmißverständlich klar gemacht, daß es ihnen beiden leid tun würde, wenn er sie je dabei erwischte, wie sie noch einmal versuchte, einen Baum zu fällen, aber ihr ganz besonders.
    Dann, seit dem vergangenen Morgen, waren die Bäume südlich der Hütte einer nach dem anderen gefallen, unter der Axt eines Mannes, der sich an die Arbeit machte, als erlege er Feinde.
    Shannon summte leise vor sich hin, stieg aus dem Bett und begann, Frühstück zu machen. Dabei wurde sie von Vorfreude durchströmt wie von leckenden Flammen. Bald würde Whip ihr zurufen, und sie würde eine Schüssel warmes Wasser auf die Bank neben der Hütte stellen. Dann würde sie Zusehen, wie er sich wusch und rasierte.
    Wenn sie Glück hatte, würde er ein wenig Schaum am Schnurrbart oder in dem Grübchen an seinem Kinn übersehen. Sie würde erst ganz dicht vor ihm stehen und den Seifenrest wegtupfen und dann aufsehen und seinem quecksilbernen Blick, der sie durchbohrte, während seine Nasenflügel bebten, wenn er den Minzeduft an ihren Händen und in ihrem Atem wahrnahm.
    »Du bist verrückt, Shannon Conner Smith«, sagte sie sich fest. »Du läßt den Streuner viel zu nah an dich ran.«
    Doch das einzige, was Shannon interessierte, war, Whip noch näherzukommen. Sie begehrte ihn auf eine Weise, die so alt war wie die Lust und so neu wie der Sonnenaufgang.
    Sie beugte sich mit dem Streichholz über die offene Tür des Herds. Das Holz fing Feuer, und die Flammen tanzten mit anmutigen Bewegungen, die sie an Whips männliche Grazie er-
    innerten. Die Hitze begann vom Herd ins Zimmer zu strahlen, während Holz und Flammen einander verzehrten.
    Würde es so mit Whip sein? Würden wir einander entflammen, bis nichts mehr bliebe außer der Erinnerung an Hitze?
    Ein Prickeln überlief Shannon und berührte ihren Schoß wie ein Streichholz den Zunder; und wie Zunder brannte sie.
    Fühlt sich das Holz so? Sehnt es sich schmerzlich danach, zitternd verbrannt zu werden zu Asche, die so fein ist, daß sie direkt in die Sonne fliegt?
    »Lust, das ist alles«, sagte Shannon tonlos. »Nichts als Wollust.«
    Prettyface kratzte an der Hüttentür und weckte Shannon aus ihrer Träumerei. »Also gut. Aber wenn du Whip anknurrst und die Zähne fletschst, wenn er zum Waschen kommt, dann hole ich einen Stock und verhaue dich, das schwöre ich.«
    Der Hund grinste und wedelte mit dem langen Schwanz.
    »Tja, ich glaub’s mir selber auch nicht«, gab sie zu. »Aber irgendwas muß ich tun. Du siehst Whip immer an, als könntest du es nicht erwarten, einen Vorwand zu bekommen, ihn anzuspringen. Er wird sowieso bald genug haben. Viel zu bald. Du brauchst ihn nicht zu vertreiben.«
    Shannon öffnete die Hüttentür. Prettyface sprang hinaus und begann herumzuschnuppern. Obwohl Whip noch mehr Hirsche geschossen hatte, jagte der Hund sich sein eigenes Futter. Das Wild, das sie nicht frisch gegessen hatten, trocknete Shannon. Genauso die Forellen. Whip war entschlossen, ihr genug Vorräte für den kommenden Winter zu verschaffen.
    Als Shannon die Tür schloß und zum Vorratsschrank ging, bemerkte sie die frischen Blumen auf dem kleinen, zerkratzten Tisch. Zart strich sie mit den Fingerspitzen über die Blüten. Sie lächelte, als sie daranging, Mehl aus dem Schrank in eine verbeulte Blechschüssel zu geben.
    Whip brachte ihr immer irgend etwas mit, kleine Dinge, die das Innere der Hütte freundlicher machten. Gewöhnlich waren es Blumen. Manchmal ein glatter, runder Kiesel aus dem Bach. Einmal war es ein frisch geschlüpfter Schmetterling gewesen. Als sie zusah, wie seine Flügel sich ausbreiteten und ihre Farben entfalteten, war ihr zumute gewesen, als sähe sie einen Regenbogen in ihrer Hand

Weitere Kostenlose Bücher