Abenteurer meiner Traeume
demnächst begegne?«
»Unwahrscheinlich. Sie sind weit weg in Texas begraben.«
Whip brauchte nicht zu fragen, wer sie begraben hatte. Hunter erinnerte Whip an Caleb Black, ein guter Mann, aber hart wie Feuerstein. Die Sorte Männer gab üble Feinde ab.
»Ich hoffe, Sie erwischen sie bis zum letzten«, sagte Whip.
»Worauf Sie sich verlassen können.«
Whip lächelte und war froh, daß er nicht Culpepper hieß.
»Nimm eines von den Rennmaultieren und hol den Schamanen«, sagte Whip zu Shannon. »Er kann Prettyface versorgen, solange wir unterwegs sind.«
Shannon hob hastig den Kopf. »Wo gehst du hin?«
»Wir«, verbesserte sie Whip. »Wir reiten zur Ranch meiner Schwester.«
Shannon öffnete den Mund, um zu protestieren.
»Nein«, unterbrach Whip sie energisch. »Ich pfeife auf den gesunden Menschenverstand. Diesmal kommst du mit, und wenn ich dich an den Sattel binden muß.«
13. Kapitel
Shannon erwachte mit einem Ruck und blickte sich mit klopfendem Herzen um. Der Morgen graute gerade. Sie befand sich in einem kleinen Schlafzimmer. Ein Mann rief von der Veranda zur Weide hinüber. Eine andere Stimme antwortete.
Whips Stimme rief.
Caleb Blacks Stimme antwortete.
Das war es, wovon Shannon aufgewacht war. Männerstimmen. Noch jetzt, drei Tage nach dem Kampf bei ihrer Hütte, war sie schreckhaft, zuckte ständig zusammen und sah sich immer wieder mißtrauisch um, ob ihr auch niemand folgte.
Shannon holte tief Atem. Der Duft von Kaffee und Brötchen und Speck kitzelte sie an der Nase. Sofort knurrte ihr Magen zur Antwort. Sie und Whip waren am vergangenen Abend so spät angekommen, daß Willow sie eigentlich nur kurz begrüßt hatte, bevor sie ins Bett gegangen waren. Der Ritt hatte deswegen so lange gedauert, weil Shannon sich geweigert hatte, eines der Rennmaultiere der Culpeppers zu reiten, die Hunter für sie zurückgelassen hatte.
Eilig stand Shannon auf und zog sich an, weil sie nicht im Bett liegenbleiben wollte, während die anderen arbeiteten. Soweit Whip ihr erzählt hatte, hatte Willow alle Hände voll zu tun mit ihrem kleinen Sohn, ihrer Schwangerschaft und dem Kochen für alle Rancharbeiter. Außerdem nähte und flickte sie, putzte, wusch die Kleider, bügelte sie, versorgte Küchengarten und Hühner und machte hundert andere Kleinigkeiten, die zusammen einen Haufen Arbeit bedeuteten.
Auch Caleb hatte es nicht leichter, der Hornvieh und Pferde versorgte, Holz hackte, Zäune flickte, Scheunen baute und unterhielt, Wasserlöcher und Tröge sauberhielt, Pferde beschlug, Ställe ausmistete, Kälber mit Brandzeichen versah, Pferde zuritt, Möbel tischlerte... eine endlose Liste.
Mit schnellen Schritten eilte Shannon hinunter in die Küche.
Willow arbeitete am Herd, buk Brötchen, briet Speck und rührte in einem Topf mit kochenden Früchten. Ihr Haar war in glänzenden, goldenen Locken auf ihrem Kopf aufgetürmt. Wenn diese Sonnenscheinfarbe nicht verraten hätte, daß dies Whips Schwester war, hätte Shannon es an dem katzenähnlichen Schnitt ihrer großen braunen Augen erkannt.
»Guten Morgen, Mrs. Black«, sagte Shannon.
Willow drehte sich um und lächelte. »Ich heiße Willow und würde mich freuen, wenn wir uns duzen können. Das ist die westliche Art, ungezwungen miteinander umzugehen.«
»Willow«, wiederholte Shannon und erwiderte das Lächeln. »Dann mußt du Shannon zu mir sagen.«
»Das ist ein hübscher Name«, sagte Willow. »Hat der Westen dir schon einen Spitznamen gegeben?«
Shannon ging davon aus daß Honigmädchen kein Spitzname war. Und selbst wenn, hätte sie Whips kleinerer Schwester bestimmt nichts davon erzählt.
»Nein, noch nicht«, sagte Shannon und lächelte mit einem Blick auf Willows runden, schwangeren Bauch.
»Ich kann wirklich nicht verstehen, wie Whip Willy zu dir sagen kann«, meinte sie.
»Whip?« Willow runzelte die Stirn und lächelte dann. »Ach, du meinst Rafe.«
»Groß, breitschultrig, sonnenblond, gutaussehend wie ein gefallener Engel und dickköpfig wie ein Maultier aus Missouri?«
Willow kicherte. »Das ist Rafe. Er nennt mich Willy, weil ich meinen Brüdern immer auf Schritt und Tritt gefolgt bin.«
»Wie viele Brüder hast du?«
»Fünf. Matt lebt weniger als einen Tagesritt von hier mit seiner Frau Eve.«
»Matt?« fragte Shannon.
»Du hast wahrscheinlich gehört, daß man ihn Reno nennt.
Das ist sein Spitzname hier im Westen. Ich nenne ihn auch öfters so. Selbst an Rafe als Whip könnte ich mich gewöhnen.«
»Ja, Silent John
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