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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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sich nicht schämen, dann sind nicht Sie unhöflich, sondern ich, weil ich Ihnen zu viel Tee eingefüllt habe. Normalerweise wird während dieses Vorgangs geschwiegen, deswegen werden auch wir das jetzt tun. Wenn alle ihren Tee getrunken haben, ist noch genug Zeit miteinander zu sprechen, allerdings sollten Themen, die uns außerhalb des Teehauses beschäftigen, auch dort bleiben.« Die folgenden Minuten herrscht Stille im Raum. Erst als der letzte der Anwesenden seine Teeschale abgestellt hat, beginnen wir wieder miteinander zu sprechen.
    »Ich denke, Sie haben einen Eindruck davon bekommen, wie viel bei einer Teezeremonie beachtet werden muss, damit Harmonie, Respekt, Reinheit und Ruhe, die vier Prinzipien auf denen alles basiert, gewährleistet werden können. Ich habe Jahre gebraucht, um alles zu lernen und eine Teezeremonie auf diese Art und Weise leiten zu können.« Kyoko bedeutet uns, aufzustehen. Bevor ich gehe, verbeuge ich mich tief vor ihr und den anderen Gästen. Sich für einen gewissen Zeitraum nur auf sich, den Tee und seine Sinne zu konzentrieren, hat durchaus etwas Meditatives.
    »Sie sollten, wenn Sie können, öfter an einer Teezeremonie teilnehmen«, rät Kyoko mir, bevor ich den Raum verlasse. »Tee weckt den guten Geist und weise Gedanken. Er erfrischt das Gemüt. Wenn Sie niedergeschlagen sind, wird der Tee Sie ermuntern.«
    Beruhigt und entspannt laufe ich mit kleinen Schritten über das Schiff, um mir anzuschauen, welchen Aktivitäten ich anlässlich des Sommerfestes nachgehen kann. Nicht ohne an jeder zweiten Ecke von ein paar Japanern angehalten zu werden, die sich mit mir fotografieren lassen wollen. Alle möchten ein Foto mit der Deutschen im Yukata. Ein wahres Blitzlichtgewitter. Knips hier, cheese da, hier noch ein Stück nach rechts, da noch mal Lächeln, mal werde ich in die Mitte genommen, dann wieder ziere ich die Fotos alleine. Langsam beginne ich zu erahnen, wie sich ein Popstar fühlen muss, nur dass ich weder Pop noch Star bin – aber dennoch werde ich vermutlich zukünftig an den Kühlschränken von tausend Japanern hängen.

Lost in Translation, oder: Wie man einen Kimono richtig trägt
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Einen Kimono zu tragen ist eine Kunst für sich. Aber ich kann Ihnen sagen, es lohnt sich! Denn die traditionelle japanische Kleidung ist ein echtes Schmuckstück, und man fühlt sich in ihm wie ein völlig anderer Mensch! An dem Sprichwort Kleider machen Leute ist im Falle des Kimono-Tragens also definitiv etwas dran! Sobald man in einen der wertvollen Stoffe gehüllt ist, bewegt man sich anders, man senkt das Köpfchen und trippelt ganz Geisha-like in kleinen Schritten – etwas anderes lassen die Getas , die klassischen Holzpantoffeln, auch nicht zu. Einen Kimono mit Würde zu tragen, das verlangt ein gewisses Maß an Körperbewusstsein. Und auch das Bewusstsein, dass es sich hier um ein geschichtsträchtiges Kleidungsstück handelt. Gerade für uns Westler ist es ein besonderes Erlebnis, den kaftanartigen, T-förmig genähten Stoff spazieren zu führen. Heute werden Kimonos und Yukata vor allem zu besonderen Anlässen getragen, denn Japan ist, zumindest was die Kleidung betrifft, in der Moderne angekommen. Schade, aber verständlich, denn einen Kimono sach- und fachgerecht zu tragen, kostet Geld und Zeit! Es gibt in Japan sogar eigens Lehrer, die ihren Schülern das Tragen von jahresgemäßen Stoffen und das Aussuchen und Binden des Obi beibringen, denn die meisten jungen Japanerinnen – und auch viele der alten – sind nicht in der Lage, einen Kimono alleine zu binden. Zu kompliziert! Wie gut, dass fast immer eine helfende Hand in der Nähe ist! Immerhin besteht ein komplettes Kimono-Outfit aus bis zu zwölf Teilen. Sie können sich also vorstellen, dass es auch bei mir eine ganze Weile gedauert hat, bis ich ordnungsgemäß gekleidet war. In Japan kann man übrigens sogar Anziehhilfen mieten, extra für Anlässe, bei denen man einen Kimono tragen muss. Praktisch ist auch, dass die Kimonos mehr oder weniger eine Größe haben. Sie passen daher allen und können gut untereinander getauscht werden, was wahrscheinlich ganz dem japanischen Gemeinschaftssinn entspricht. Dennoch gibt es wichtige Unterschiede, denn der Schnitt variiert, je nach Förmlichkeit des Anlasses. Inzwischen kann man für den Kauf eines Kimonos ziemlich viel Geld ausgeben. Wegen der kostbaren Materialien und weil den Japanern ihre Traditionen heilig sind, wird

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