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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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gemeinsamen Lunch zückt Kyoko ihren Kalender.
    »Heute Nachmittag kommen Sie dann zu meinem Self-planned-Event »Lasst uns Yukata tragen!«. Stellen Sie sich vor, die jungen Japaner wissen überhaupt nicht mehr, wie man ihn richtig bindet, und schon gar nicht, wie die traditionelle Schleife am Rücken zustande kommt. Oft haben sie fertige Modelle, die sie sich einfach umhängen. Dasselbe ist das nicht.« Jetzt werde ich doch neugierig.
    »Was ist denn so schwierig daran, einen Yukata anzuziehen? Und worin unterscheidet er sich genau von einem Kimono?«
    »Der Yukata ist der Kimono für den Sommer. Er ist nicht so kompliziert zu binden und auch einfacher herzustellen. Sehen Sie Herrn Watanabe dort drüben, der gerade Richtung Actors Bar läuft? Er fertigt Kimonos. Großproduktion. Ich nähe Yukata. Mit der Hand! Ohne Maschine brauche ich eine Nacht pro Stück.«
    »Und was machen Sie mit den ganzen Yukata? Verkaufen?«
    »Nein, ich habe einen Großteil verschenkt, ich kann ja nicht alles aufheben. Aber während meiner Karriere als Tänzerin brauchte ich Kleidung in den verschiedensten Mustern und Farben. Ich suche später mal ein paar Yukata heraus, damit Sie sie ansehen können, sie sind wunderschön!« In düsterer Vorahnung, dass das Sommerfest betreffend noch einiges auf mich zukommen wird, überquere ich den grünen Kunstrasen. Am Buffet hat sich mittlerweile eine Schlange gebildet. Immer noch leicht verschwitzt, reihe ich mich zwischen die Japaner ein. Wie jeden Tag gibt es Salat mit Sesamsoße, rohen Rettich, Algen, frittierte Fischstücke, Misosuppe, Reis und zur Freude meines Körpers, der schon Kohlenhydratentzugserscheinungen hat, Kartoffelbrei!
    Nach zwei Wochen mit ausschließlich japanischer Küche und Dinner-Menüs, die bei vier Gängen trotzdem insgesamt nur um die sechshundert Kalorien haben, fange ich angesichts von ein wenig Kartoffelstärke an zu drängeln, was wahrscheinlich keiner der vor mir stehenden Japaner verstehen kann. Umso erstaunlicher, dass sich der Alubehälter, in dem sich das Püree befindet, mit erschreckender Geschwindigkeit leert. Als ich an der Reihe bin, klebt nur noch ein winziger Rest in der linken Ecke, den ich enttäuscht auf meinen Teller kratze. Gerade als ich ins Freie hinaustreten und mich unter einem der blau-weißen Sonnenschirme niederlassen will, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie eine Küchenhilfe frisches Püree bringt. Kurz entschlossen drehe ich um und steuere erneut auf das Buffet zu. Die Zahl der Wartenden hat sich inzwischen verdoppelt. Hungrig umrunde ich meine Mitreisenden. Ich möchte unbedingt Kartoffelbrei, verspüre aber nicht die geringste Lust, mich noch einmal eine halbe Stunde anzustellen, und suche daher die Schlange nach einem bekannten Gesicht ab. Ganz vorne, fast schon am Kartoffelbrei, entdecke ich einen wild frisierten Schopf. Es ist Riku, der Übersetzer, den Kyoko mir bei der Orientation gezeigt hat. Mein Tablett fest in den Händen, eile ich auf ihn zu.
    »Entschuldigung«, rufe ich ihm, als er sich gerade über den frittierten Fisch beugt, über die Schulter ins Ohr. Aber er scheint nicht zu hören. »Haaallo!« Riku dreht sich um.
    »Oh, hallo! Du musst die deutsche Journalistin sein. Ich bin der Übersetzer hier an Bord, Riku.« Er rückt ein Stück näher an den Kartoffelbrei. Das ist meine Chance.
    »Sag mal, könntest du mir schnell ein wenig von dem Püree auf den Teller tun?« Ich halte ihm freundlich lächelnd mein Tablett entgegen. Riku schaut mich verstört an. »Das geht nicht. Tut mir leid.«
    »Wie, das geht nicht? Na, komm schon!« Riku schüttelt erneut den Kopf, schaufelt sich die gelbe Masse auf seinen Teller, verlässt das Buffet und läuft an mir vorbei zu einem Tisch, um sich dort niederzulassen. Vor lauter Fassungslosigkeit bleibe ich wie Lots Weib zur Salzsäule erstarrt stehen.
    »Hey, das kannst du doch nicht machen, weshalb hast du mir denn keinen Kartoffelbrei gegeben?«, rufe ich ihm nach.
    Er lächelt, dreht sich noch einmal um und sagt: »Das wäre wahnsinnig unhöflich! Schau doch mal, alle anderen stellen sich in der Schlange an und warten, bis sie dran sind. Was würden die von mir denken, wenn ich dir einfach außer der Reihe etwas vom Buffet gebe?« Er schüttelt den Kopf. »Das geht wirklich nicht. Hier nimmt sich der Einzelne hinter der Gruppe zurück, es würde ein schlechtes Licht auf mich werfen.« Unverrichteter Dinge und wohl oder übel gezwungen, mich noch einmal eine halbe Stunde anzustellen,

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