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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Weißt du, wenn man in Japan lebt, muss man sich an die Sitten halten.« Ich beschließe, nicht nachtragend zu sein, zumal Henry in wenigen Stunden von Bord gehen wird.
    »Ist das Tahiti?«, sage ich daher mit fröhlichem Lächeln und zeige vor mir in die Ferne. »Das hatte ich mir größer vorgestellt.«
    »Nein. Er schüttelt den Kopf. Das ist Moorea, die Insel kurz vor Tahiti. Sie hat ganz tolle Strände.« Dann klatscht er in die Hände. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich kann es wirklich kaum erwarten, an Land zu kommen! Ich hätte nicht gedacht, dass man sich so darüber freuen kann, festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    Ich strahle ihn an. Endlich jemand, dem es auch so geht wie mir. »Ja! Und etwas anderes zu essen! Ich meine, ich habe mich ja mittlerweile an die japanische Küche gewöhnt, finde sie sogar richtig gut. Und kalorienarm ist sie auch noch. Aber nach zwei Wochen Reis und Fisch habe ich das Gefühl, ich würde für ein Stück Käse, ein ordentliches Stück Fleisch und für alles, was aus Weizenmehl gemacht ist, Morde begehen.«
    Sehnsüchtig schaut Riku erneut Richtung Land. »Weißt du schon, was du morgen machen willst? Nimmst du an einer der geführten Touren teil?« Das Peaceboat bietet den Teilnehmern bei jedem Landgang an, gegen extra Gebühren Ausflüge ins Landesinnere zu unternehmen. Ich schüttle den Kopf.
    »Nein. Ich möchte auf jeden Fall den Strand sehen. Die ganzen letzten Tage habe ich mich schon auf Tahiti gefreut. Allein der Name klingt verheißungsvoll. Außerdem war ich noch nie an einem dieser paradiesischen Strände, die man aus der Bacardi-Werbung kennt. Hast du Tahiti mal gegoogelt, bevor wir losgefahren sind? Der weiße Sand und die Palmen, unglaublich!«
    »Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber auf Tahiti gibt es keine Strände, wie du sie dir vorstellst. Die sind auf Moorea. Und dort kommt man nur mit dem Boot hin.« Die Aussicht, direkt nach Verlassen des Peaceboats wieder ein Schiff zu besteigen, ist wenig verlockend, aber mir bleibt, wenn ich wirklich unter Palmen an weißen Sandstränden entlangwandeln und Milch aus aufgeschlagenen Kokosnüssen trinken möchte, nichts anderes übrig. Wobei ich nicht genau weiß, ob es hier überhaupt Kokosnüsse gibt.
    Gemeinsam spazieren wir noch einträchtig eine halbe Stunde an Deck auf und ab.
    »Schau mal, da! Ein Delfin!« Riku zeigt aufgeregt vor sich ins Wasser. Und tatsächlich: Langsam und träge schwimmt der graue, gebogene Leib neben uns her, kaum zu erkennen. Nur einmal hievt er sich mühsam aus dem Wasser, um sich mit einem lauten Klatscher wieder in die Wellen fallen zu lassen, was ein umgehendes Blitzlichtgewitter seitens der Japaner zur Folge hat. Das erste Mal, dass ich einen Delfin sehe, hatte ich mir irgendwie beeindruckender vorgestellt. Langsam laufen wir in den Hafen von Papeete ein, der streng genommen überhaupt kein Hafen ist, sondern nur ein schmales Becken mit einem Anlegesteg, an dem ein paar Yachten ankern. Ein hölzernes Schiff mit rostroten Segeln eskortiert uns die letzten Meter des Weges. So stelle ich mir ein Piratenboot vor, nur gibt es die vor Tahiti nicht, und wahrscheinlich sind die Seeräuber eh nur noch in meiner romantischen Vorstellung so unterwegs und inzwischen motorisiert und mit Maschinengewehren ausgestattet. Ungeduldig laufen meine Mitreisenden auf und ab. Ich kann sie gut verstehen, denn es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis sich unser Kreuzfahrtriese in die Bucht manövriert hat und von der Besatzung mit schweren Eisenketten an Land vertäut wird. Bis wir von Bord gehen dürfen, dauert es zwei weitere Stunden, die von den meisten Japanern noch schnell genutzt werden, um zu Abend zu essen, – sicher ist sicher.
    »Weshalb gehen die denn jetzt noch alle hier essen? Sollten die nicht auch froh über ein wenig Abwechslung sein?«
    Riku schüttelt den Kopf. »Nein, viele essen lieber japanisch, statt sich Experimenten hinzugeben. Oft nehmen sie sogar ihren eigenen Reis mit auf Reisen, kiloweise, damit sie auch ja ihre Lieblingssorte dabei haben. Aber ich weiß nicht, ob das so ungewöhnlich ist. Es gibt bestimmt auch genug Deutsche, die sich lieber an Kartoffeln halten, als Gerichte auszuprobieren, die in einem fremden Land typisch sind.«
    »Da hast du wohl recht.« Ich spähe erneut über die Reling hinunter in den Hafen. »Was brauchen die denn so lange? Und woher wissen wir, wann wir das Schiff verlassen können?«
    »Es gibt eine Durchsage, keine Sorge!« Er

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