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Aber bitte mit Sake

Aber bitte mit Sake

Titel: Aber bitte mit Sake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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ein Kimono übrigens niemals weggeworfen, sondern höchstens wiederverwertet. Das würde erklären, weshalb sich bei Kyoko über die Jahre so viele wunderschöne Exemplare angesammelt haben, die sie sogar mit auf Weltreise nimmt. Kimonos wegzuwerfen ist in der japanischen Gesellschaft ein absolutes No-Go ! Gott sei Dank, denn ich profitiere auf meiner Reise sehr davon. Vor allem, weil man als blonde Deutsche im Kimono auf einem japanischen Kreuzfahrtschiff für ziemliches Aufsehen sorgt!
    Sayonara! Ihre Dana

10

    Gericht: Soba-Nudeln
    Japaner des Tages: Haruki
    Place to be: Moorea Island
    Erkenntnis: Andere Länder, andere Sitten!
    Z wei Wochen sind wir nun schon auf See. Zwei Wochen, in denen wir nicht ein einziges Mal Land gesehen haben. Zwei Wochen, ohne dass eine Insel oder ein fremdes Schiff am Horizont aufgetaucht oder auch nur ein einziger Fisch an unserem Schiff vorbeigeschwommen ist. Nicht einmal ein Vogel hat sich blicken lassen. Nichts außer Wasser und Wellen, so weit das Auge reicht. Natürlich wusste ich, dass der Pazifik groß ist. Von seiner unermesslichen Weite hatte ich mir allerdings keinen Begriff gemacht. Erst so nach und nach wird mir klar, dass man hier, in der Mitte des Ozeans, wo es im Falle eines Notrufs Tage dauert, bis Hilfe kommt, wirklich auf sich selbst zurückgeworfen ist. Oder besser: Ich wäre theoretisch auf mich selbst zurückgeworfen, wenn es nicht meine japanischen Mitreisenden gäbe, die mit Feldstechern und Sonnenschirmen behängt, auf ihre Nordic-Walking-Stöcke gestützt, die Reling auf dem Sonnendeck belagern. Sie warten darauf, dass unser erstes Reiseziel sich aus dem Nichts vor uns erhebt: Tahiti.
    Taaahiiiti! Hier und da hört man sie bereits voller Erwartung den Namen raunen, gefolgt von hellem Gekicher, hinter vorgehaltener Hand, denn es schickt sich nicht, beim Lachen die Zähne zu zeigen. Ganz bestimmt halten sie mich für eine ewig grinsende Hyäne. Zumindest fühle ich mich neben ihnen zu laut und auffällig, zügellos und anarchistisch. Dabei bin ich nach deutschen Maßstäben gemessen relativ brav. Endlich zeichnen sich in der Ferne schemenhaft die Umrisse eines Eilands ab. Ungeduldig eile ich an den Bug unseres Schiffes. Dass die Insel in der nächsten halben Stunde nur unwesentlich näher rückt, macht mir noch einmal klar, welche Entfernungen unser Schiff jeden Tag zurücklegt. Auch die Distanz zwischen mir und den Japanern verringert sich nur mit unwesentlicher Geschwindigkeit. Eine Feststellung, die durch meine Begegnung mit Haruki, einem älteren Japaner in Tarnweste, noch bestärkt wird. Haruki gesellt sich während des Mittagessens zu mir und versucht Konversation zu betreiben, obwohl er außer »Ahhh Tahiti« kein Bröckchen Englisch spricht. Und »Ahhh Tahiti« ist natürlich genau genommen auch kein Englisch. Statt miteinander zu plaudern, bleibt uns also nichts anderes übrig, als dem jeweils anderen fasziniert dabei zuzusehen, wie er seine Nudeln isst. Ich mit der Gabel, was Misstrauen bei Haruki hervorruft, Haruki mit Stäbchen, was Bewunderung bei mir hervorruft. Ich versuche ebenfalls mit den Hashi zu essen, die ich regelmäßig auf mein Tablett lege, nur um sie anschließend zu ignorieren. Einen Moment lang beobachte ich Haruki beim Essen, um die Bewegungen nachvollziehen zu können, die er mit den Stäbchen macht. Das ist ihm sichtlich unangenehm, aber der subtile Seitenblick, den die Japaner praktizieren, um nicht durch einen zu direkten Blick aufzufallen, liegt mir nicht. Haruki klemmt geschickt einen Haufen Nudeln zwischen seinen Hashi ein, führt sie zum Mund und zieht sie zwischen den Zähnen hindurch. Vorsichtig nehme ich meine Stäbchen, benutzte sie wie eine Gabel und rolle die Pasta auf italienische Art sorgfältig auf, um sie dann in den Mund zu führen. Haruki beobachtet mich mit starrer Miene. Dann nimmt er sein Tablett und schlurft davon, um sich an einem möglichst weit entfernten Tisch niederzulassen. Meine Art, mit Stäbchen zu essen, entspricht ganz offensichtlich nicht der Etikette. Genau in diesem Moment erheben sich auf der anderen Seite des Schiffes zwei bergige, grünbewaldete Inselspitzen. Sie sind von Dunst umhüllt und von einer so steinzeitlichen Aura umgeben, dass es mich nicht wundern würde, beim Näherkommen einen Dinosaurier zu entdecken, der in der Brandung planscht. Während ich auf das Eiland starre, merke ich, wie jemand neben mir an die Reling tritt. Es ist Riku.
    »Sorry wegen des Kartoffelbreis neulich.

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