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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Weichei dastehen, dem Marie auf der Nase herumtanzte. Deshalb verlangte er eine Erklärung, die er den Männern geben konnte.
    Marie seufzte. »Sehen Sie, ich brauche etwas Ruhe. Ich muss den Verlust meines Kindes verarbeiten. Ich wollte beten. In der Kirche. Für meinen Sohn. Und für uns.«
    »Das verstehe ich sehr gut, Frau Lieser. Aber Sie sind meinen Leuten entwischt.«
    »Ich ertrage es nicht, unter Beobachtung zu stehen. Das hier ist ein kleiner Ort. Jeder kennt jeden und jeder sieht alles. Es bleibt nicht verborgen, wenn einem auf Schritt und Tritt ein Polizeikommando folgt. Ich bin es einfach nicht gewöhnt, dass …«
    »Haben Sie mit dem Entführer Kontakt gehabt?!«, unterbrach Fürbringer sie hart.
    »Nein.« Marie wunderte sich, mit welcher Selbstverständlichkeit sie log.
    Fürbringer brauchte eine Weile. Dann schien er ihr zu glauben. Er trank seinen Wein in einem Zug aus und stand auf. »Wenn Sie darauf bestehen, dass wir gehen, können wir natürlich nicht bleiben.«
    »Ich bestehe nicht darauf«, sagte Marie sanft.
    Fürbringer winkte ab. »Wir werden hier nicht mehr herkommen. Es sei denn, Sie rufen nach uns. Natürlich werden wir die Suche nicht abbrechen.«
    »Das will ich auch gar nicht«, beteuerte Marie. Und dann: »Auch wenn ich nicht glaube, dass mein Kind noch am Leben ist.«
    Fürbringer war schon in der Tür, als er sich noch mal umwandte. »Sie machen einen Fehler, Frau Lieser. Das geht nicht gut aus, sage ich Ihnen. Aber ich verstehe Sie. Ich würde es wahrscheinlich genauso machen. Wir lassen Sie von jetzt an in Ruhe. Sie können sich frei bewegen. Aber versprechen Sie mir, uns sofort zu rufen, wenn Sie wissen, wo Johann ist! Es ist unsere Aufgabe, den Jungen da rauszuholen, klar?«
    Marie antwortete nicht.
    Sie packten ihre Sachen, schleppten alles zu den Wagen und machten sich davon. Der Abzug war unübersehbar. Wenn es den Freund wirklich interessierte, hatte er ihn beobachten können. Marie atmete auf – nun hatte sie ihren Teil der Abmachung erfüllt. Der Freund musste Johann gehen lassen.
    Robert verstand nicht, was geschehen war.
    Er stand im Flur und schaute mit offenem Mund zu, wie die Beamten ihre Gerätschaften aus dem Haus trugen. Dann bedrängte er Fürbringer. Marie sah, dass Robert in der Einfahrt sehr erregt auf den Kommissar einredete. Fürbringer konnte ihm nicht in die Augen sehen.
    Robert war allein. Er hatte keine Verbündete mehr.
    Marie triumphierte nicht; sie wusste nur allzu gut, was in Robert vorging. Er musste sich jetzt so fühlen wie sie vor ein paar Tagen – als sie das Gefühl gehabt hatte, dass sie von allem, was geschah, um Johann zu finden, ausgeschlossen wurde.
    Fürbringer ließ Robert einfach stehen. Robert rief ihm noch etwas hinterher, was Marie nicht verstand. Aber Fürbringer stieg zu dem schmollenden Bäsch ins Auto, und sie fuhren davon.
    Robert rannte in Johanns Zimmer. Er schlug die Tür zu. Als Marie später durch den Flur ging, hörte sie ihn schluchzen.
    Er tat ihr leid. Er tat ihr die ganze Zeit leid – seit Johann weg war. Aber sie konnte nichts für ihn tun. Er hatte sie alleingelassen, jetzt ließ sie ihn allein.
    In dieser Nacht brummte das Handy unter ihrem Kopfkissen.
    Marie hatte es erwartet. Diesmal war sie nicht mehr so aufgeregt. Es erschien ihr fast schon wie eine liebe Gewohnheit, dass sie nachts mit dem Freund telefonierte. Sie hatte ja auch alles getan, was er von ihr verlangt hatte – also stand Johanns Freilassung kurz bevor.
    Auch der Freund klang entspannt. Es war fast so, als wäre es auch für ihn eine Erleichterung, dass Marie seine Forderung erfüllte hatte und er Johann endlich die Freiheit schenken konnte. Er war sogar zum Plaudern aufgelegt: »Geht es dir gut, Marie?«
    »Ja, ich habe deinen Anruf erwartet. Wie ist es jetzt? Wie geht es weiter?« Sie kam sich vor wie beim Elternabend in Johanns Schule. Da musste auch immer jeder Schritt mit den anderen Müttern abgestimmt werden, wenn alles klappen sollte.
    »Wie ist es dir heute ergangen, Marie? Hattest du einen schönen Tag?«
    Für solche Artigkeiten hatte Marie dann doch keinen Nerv. »Was ist mit Johann? Sie haben gesagt, Sie lassen ihn frei, wenn die Polizei abzieht. Sie ist abgezogen …« Sie bemerkte, dass sie wieder beim Sie war. Sie fand es angebracht. Es sollte nachdrücklich wirken: Sie hatten eine Abmachung, Marie pochte nun zu Recht auf die Einhaltung.
    »Woher soll ich wissen, dass du mich nicht belügst, Marie? Vielleicht machst du

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