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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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gemeinsame Sache mit der Polizei.«
    »Wenn ich das täte, hätten sie dich längst!«, sagte Marie kalt.
    Der Freund sagte lange nichts. Er legte auf.
    Diesmal gab Marie sich keine große Mühe, das Haus unbemerkt zu verlassen. Robert wusste doch sowieso, was sie tat. Wahrscheinlich schlief er wieder so fest, dass er nichts mitbekam.
    Sie radelte quer durch den nächtlichen Ort. Die Straßen waren schwarz und nass. Es nieselte. Die Straßenlampen schwankten im Wind. Ihr weißliches Licht leuchtete mal stark und mal schwach. Alle Ampeln blinkten gelb.
    Marie fuhr sehr schnell. Sie war wütend. So konnte der Freund sie nicht behandeln. Sie hatte Wort gehalten, und er ließ sie weiter zappeln. Das brachte sie auf. Auch wenn er ihren Sohn hatte – sie durfte sich von ihm nicht alles gefallen lassen. Der Freund sollte nicht glauben, mit ihr spielen zu können.
    Zum Glück hatte sie einen Anorak übergezogen. Auf den Feldern war es kalt. Die Nacht lag feucht und schwer wie eine Regenwolke über dem Land. Marie trat entschlossen in die Pedale.
    Am Waldrand stieg sie ab und schob das Rad. Das Dynamolicht schwankte ständig; es reichte nur noch wenige Meter. Aber Marie kannte mittlerweile den Weg.
    Sie wollte zum Treffpunkt. Wenn der Freund weiter mit ihr reden wollte, würde er dorthin kommen. Vielleicht hatte er ja auch ein Einsehen und brachte Johann gleich mit.
    Bei diesem Gedanken geriet Marie in eine plötzliche Hochstimmung. Sie schob ihr Fahrrad noch schneller. Eine Wurzel blockierte das Vorderrad. Marie lief gegen den Rahmen. Sie verlor das Gleichgewicht und kippte nach vorn. Es gelang ihr gerade noch zu verhindern, dass sie samt Fahrrad ins Gebüsch stürzte. Die Äste, die gegen ihr Gesicht klatschten, waren nass.
    Marie hatte sich das Knie am Rad angestoßen. Es tat beim Gehen weh. Aber sie achtete nicht darauf. Es war nicht mehr weit.
    Natürlich war der Freund nicht da.
    Marie lehnte das Rad gegen einen Baum und setzte sich hin. Der Baumstamm – ihr Baumstamm – war kalt und glitschig.
    Marie zitterte vor Kälte. Sie streckte die Beine aus und zog Johanns Handy aus der Hosentasche. Sie legte es neben sich auf den Baumstamm. Dann faltete sie die kalten Hände und steckte sie zwischen ihre Oberschenkel. Sie hasste es, kalte Hände zu haben.
    Marie wartete. Sie wusste, er würde sich melden. Das war der Freund ihr schuldig.
    Nach einer Weile nahm sie das Handy und überprüfte, ob sie Empfang hatte. Er war sehr gut, alle vier Säulen der Stufenanzeige leuchteten grün.
    Marie schaltete den Rufton wieder ein. Hier musste sie keine Rücksicht auf Robert nehmen; der schlummerte zu Hause in seinem Bett und wusste nicht, was los war.
    Sie legte das Handy wieder neben sich auf den Baumstamm. Es wurde immer kälter; dabei war die Nacht schon fast vorbei. Hoffentlich hat es Johann wenigstens schön warm, dachte sie. Und: Wenn ich ihn doch bald in meine Arme schließen könnte. Ich würde ihn nie mehr gehen lassen, und ich würde mein ganzes Leben lang dafür sorgen, dass ihm nie kalt wird.
    Die Hintergrundbeleuchtung des Displays flammte dunkelgrün auf. Das Handy bewegte sich und blinkte. Marie nahm es in die Hand. Sie suchte die Taste, mit der sie das Gespräch annehmen konnte. Dabei hatte sie das schon so oft gemacht. Aber ihr fehlte einfach die Übung im Umgang mit so einem Handy. Wenn das hier vorbei ist, lege ich mir auch eins zu, schwor sie sich, vor allem, um immer mit Johann telefonieren zu können und immer zu wissen, wo er sich gerade aufhält. Das sollte in Zukunft ihr Lebensinhalt sein. Alles andere ging sie nichts mehr an: die Arbeit nicht, das Haus nicht, auch Robert nicht.
    Endlich hatte sie es geschafft. Marie meldete sich. »Was ist? Ich warte auf Sie.«
    »Ich weiß«, sagte der Freund. »Ich bin in der Nähe.« Er klang eigenartig, ganz anders als sonst: distanziert und emotionslos. Gar nicht mehr so, wie Marie den Freund kannte.
    Marie wurde laut. »Komm aus deinem Versteck! Du hast etwas versprochen. Halte deine Versprechen!«
    »Nicht, wenn du mich verrätst, Marie. Du bist nicht allein. Da ist noch jemand.«
    Marie sprang auf. »Das stimmt nicht. Ich bin allein.« Sie schrie fast.
    Der Freund legte auf.
    Marie schleuderte das Handy auf die Erde. Sie lief um den Baumstamm herum. Ihre Augen suchten das dunkle Dickicht ab. Doch sie konnte nirgendwo eine Gestalt oder auch nur eine Bewegung ausmachen.
    Marie wurde panisch. Sie konnte das Handy nicht mehr finden. Auf den Knien tastete sie den

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