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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Ihnen eines …«
    »Chef, es ist wichtig!«, drängte Bäsch.
    Marie hätte nicht gedacht, dass Fürbringer so flott die Treppe hinunterlaufen konnte. Sie kam kaum hinterher.
    Bäsch strahlte. »Im Keller.«
    Doch dann blieb Fürbringer stehen und wandte sich zu Marie um. »Ich glaube, es ist besser, Sie warten zu Hause. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Marie tat in der Nacht kein Auge zu. Fürbringer ließ sie zappeln. Vielleicht war das die Rache dafür, dass Marie ihn und seine Kollegen so lange an der Nase herumgeführt hatte. Vielleicht ließ ihm die genaue Untersuchung von Toms Wohnung auch keine Zeit, sie anzurufen. Marie musste es hinnehmen.
    Am Montagmorgen meldete sich Robert in der Schule krank. Marie hatte Kaffee gekocht. Sie konnten beide nichts essen. Sie saßen in der Küche und warteten. Es war ein wenig wie vor mehr als einem Jahr. In den bangen Stunden, als noch Hoffnung bestanden hatte, Johann lebend wiederzubekommen.
    Kurz nach Mittag läutete das Telefon. Fürbringer. Er klang übernächtigt. »Wir sind jetzt so weit. Sie können kommen.«
    Die Kellertreppe war eng. Es war kalt und roch nach etwas Verdorbenem. Die verstaubte Deckenlampe war schwach. Man konnte kaum etwas sehen.
    Bäsch führte Marie und Robert an der Waschmaschine und den Mülltonnen vorbei zu einem Holzverschlag. Die Beamten hatten das einfache Schloss geknackt. Der Bügel lag zerborsten da. Ein Mann kniete auf dem Boden. Er hatte leere Kisten und allerlei Trödel zur Seite geschoben. Eimer, Kartons, mehrere Rollen Teppichreste, Holzbretter.
    Der Boden war staubig. Aber an einer Stelle hatten die Beamten den Schmutz weggefegt. Silbriges Metall wurde sichtbar. Eine Luke. An dem Glanz sah man, dass sie erst nachträglich eingebaut worden war.
    Fürbringers Leute hatten einen Schleifaufsatz und eine Bohrmaschine herbeischaffen müssen. Eine Verlängerungsschnur führte bis zum Waschmaschinenanschluss, in der Ecke lag eine Schutzmaske für Fräsarbeiten. Es roch immer noch nach Feuer und geschmolzenem Eisen. Eine schwere Stehlampe, die für Arbeiten im Dunkeln gebraucht wurde, erhellte den Kellerraum mit gleißendem Licht. Die metallene Luke stand weit offen.
    Marie stockte der Atem: Lag da drinnen ihr totes Kind?
    Sie trat langsam näher. Die Aufregung, die sie ergriffen hatte, seit Fürbringer sie angerufen und hierhergeholt hatte, legte sich mit jedem Schritt ein wenig. Marie war jetzt fast teilnahmslos. Das Programm hatte wieder die Führung übernommen. Marie tat das, was es anordnete.
    »Haben Sie Johann gefunden?« Marie stellte diese Frage wie bei einer ungezwungenen Unterhaltung.
    »Nein.« Fürbringer sammelte sich. Der Kommissar wollte in diesem entscheidenden Moment keinen falschen Ton anschlagen. »Wir haben diese Kammer gefunden. Sie ist schallisoliert. Es gibt eine Matratze. Eine Kühlbox für Getränke. Ein paar Comics.«
    Comics hatte Robert Johann immer verboten. Er durfte keine besitzen, weil Robert der Meinung war, dieser Schund verderbe seinen Charakter. Also hatte der Freund Johann welche besorgt. Wenn es Johann gewesen war, den er in diesem Verlies gefangen gehalten hatte.
    »Und dann haben wir das hier gefunden.« Fürbringer hatte es die ganze Zeit hinter seinem Rücken versteckt gehalten. Wahrscheinlich hatte er Marie erst darauf vorbereiten wollen. Er trug transparente Handschuhe. Nun präsentierte er ihr seinen Fund – fast ein bisschen schamhaft, wie Marie fand.
    Es war ein Stoffknäuel. Marie kannte es gut. Es gehörte Johann. Sie hatte es ihm über den Freund zukommen lassen.
    Fürbringer hatte das »blöde Tier« gefunden.
    Mit einem Schlag war alles anders. Die Zeit der Trauer schien beendet zu sein.
    Fürbringers Maschinerie lief wieder auf Hochtouren.
    Marie hatte den Eindruck, dass der alte Kommissar sich Vorwürfe machte. Nicht so sehr, weil er zu wenig getan hätte, um Johann zu finden. Eher, weil er irgendwann nicht mehr viel auf Roberts Verdacht gegeben hatte, Marie treffe den Entführer.
    Allerdings veränderte sich das Verhalten der Polizisten Robert gegenüber kaum. Marie sah das als ein Zeichen ihrer Professionalität an: Zwar hatten sie sich getäuscht. Aber das hieß noch lange nicht, dass sie sich bei irgendjemandem entschuldigen mussten. Ebenso wie sie Marie keinen Vorwurf machten, sie hinters Licht geführt zu haben.
    Sie waren über ihren Alleingang nicht begeistert; immerhin hatte Marie dazu beigetragen, dass sie den Entführer nicht gefasst hatten. Aber das konnte ja noch kommen –

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