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Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition)

Titel: Aber Mutter weinet sehr: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Brenner
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Ruhe lassen.«
    »Aber er hatte was damit zu tun!«, fuhr Marie ihn an.
    Die beiden schwiegen.
    »Gibt es eine Erklärung?«, fragte Marie etwas ruhiger.
    Fürbringer nickte Bäsch zu. Der Assistent antwortete gelassen: »Er hat uns für den Abend, an dem Ihr Sohn verschwunden ist, ein Alibi präsentiert.«
    »Ein Alibi?«, fragte Marie ungläubig.
    »Ja, er konnte nachweisen, dass er zur Tatzeit irgendwo anders war.«
    »Wo war er denn?«
    »Er war gar nicht in der Region.«
    »Wo war er?!«
    »In einem anderen Teil des Landes.«
    »Lassen Sie mich raten! Irgendwo im Osten?«
    Die beiden schwiegen.
    »Also doch.« Marie musste sich zusammenreißen. »Und jetzt sagen Sie bitte nicht, dass seine jetzige Frau Lore ihm das damals bestätigt hat!«
    Bäsch schaute sie müde an. »Damals war sie ja noch gar nicht seine Frau. Sie war einfach eine Zeugin, die er benannt hat und die bestätigen konnte, dass er sich zur fraglichen Zeit nicht hier, sondern bei ihr aufgehalten hat. Damit ist dieser Tom durch das Raster gefallen.«
    »Haben Sie dieser Frau auch gesagt, worauf sie sich einlässt? Haben Sie ihr gesagt, dass dieser Tom, der angeblich bei ihr war, ein Kind entführt hat?«
    »Nein«, antwortete Bäsch fest.
    Marie schlug sich mit dem rechten Handballen an die Stirn. »Das kann doch alles nicht wahr sein.«
    Fürbringer sprang seinem Assistenten zur Seite. »Wir können, wenn wir eine Angabe überprüfen, den Zeugen nicht sagen, worum es geht. Stellen Sie sich vor, ein Unschuldiger gerät so in Verbindung zu einem Kapitalverbrechen!«
    Marie sprang auf. »Während sie denen im Osten gezeigt haben, wie rücksichtsvoll die westdeutschen Ermittlungsbehörden vorgehen, ist mein Sohn in diesem Dreckloch verreckt.«
    Robert stand auf, er kam auf sie zu. Es sah aus, als wollte er sie in den Arm nehmen.
    Marie rannte hinaus.
    9
    So sehr sie auch suchten: Sie fanden den Freund und seine neue Familie nicht.
    Marie hatte das Gefühl, dass Fürbringer wusste, dass sie einen Fehler gemacht hatten, als sie Tom überprüft und laufen gelassen hatten – und dass dieser Fehler Johann vielleicht das Leben gekostet hatte. Deshalb versuchte er nun mit aller Kraft, den Freund doch noch aufzuspüren. Aber je länger die Sache dauerte, desto mutloser wirkte der alte Mann auf Marie.
    Fürbringer schien einen aussichtslosen Kampf zu kämpfen. Marie hatte den Eindruck, dass es der letzte Kampf des Polizisten war. Und dass er daran zerbrechen würde. Er alterte von Tag zu Tag. Seine Gesichtsfarbe wurde immer grauer. Marie erschrak, wenn sie ihn aus dem Wagen steigen und gebeugt zu ihrem Haus kommen sah. Sollte es ihm nicht gelingen, Johanns Mörder zur Strecke zu bringen, würde er wahrscheinlich den Glauben an sich verlieren.
    Marie hätte ihm gern geholfen, denn sie mochte diesen Fürbringer. Aber sie wusste nicht, wie sie ihm hätte helfen können.
    Sie fragte sich allerdings, warum Fürbringer nicht wieder das Fernsehen einschaltete und in den Nachrichten bundesweit nach dem Freund suchen ließ.
    Als sie ihn daraufhin ansprach, zuckte er nur mit den Achseln. »Natürlich hätte ich das längst getan. Aber wir haben nicht ein einziges Foto von diesem Tom. Die Leute, für die er Industriestaubsauger verkaufte, haben ihn nie gesehen. In der Nachbarschaft hat ihn kaum jemand wahrgenommen – geschweige denn, dass jemand näheren Umgang mit ihm gehabt hätte und es so dazu gekommen wäre, dass jemand ein Foto von ihm geschossen hätte. Ich weiß, das klingt verrückt, Frau Lieser, aber es ist, als hätten wir es mit einem Phantom zu tun.«
    Ein Phantom? Das klang ja so, als hätte es den Freund nie wirklich gegeben.
    Aber Marie hatte ihn doch mit eigenen Augen gesehen. Sie hatte mit ihm gesprochen. Sie hatte ihn sogar berührt, hatte ihm die Hand gegeben.
    Auch Robert hatte ihn gesehen. Er hatte mit ihm angestoßen, sie hatten wie alte Kumpels zusammen auf der Terrasse gestanden und Bier getrunken. Aber jetzt tat er so, als könnte er sich kaum noch daran erinnern. Wahrscheinlich aus Scham darüber, dass er sich so gut mit dem Mörder seines Sohnes verstanden hatte. Überhaupt nahm Robert, seit der Freund verschwunden und das Verlies gefunden worden war, eine eigenartige Haltung an. Er zog sich nun ganz zurück. Er schien mit allem abgeschlossen zu haben. Wahrscheinlich trauerte er um Johann. Marie fand, dass ihm das zustand, und ließ ihn in Ruhe.
    »Was ist mit der Frau?«, fragte Marie den Kommissar. »Ist das etwa auch ein Phantom? Hat sie

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