Abgebrezelt
Schimanski und Thanner gleich zur Tür reinkommen würden.
»Jessi?«
»Caro, gut, dass du drangegangen bist, ich brauch deine Hilfe.«
»Jessi, wie geht’s dir denn? Siehst du wieder normal aus?«
»Leider nicht. Aber darum geht es jetzt auch nicht. Kannst du mir einen Gefallen tun und auf die Polizeiwache kommen, auf der ich gerade bin?«
»Polizeiwache? Wieso? Hast du wieder einen Lippenstift geklaut?«
»Nein, ich hab nicht wieder einen Lippenstift geklaut!«, sage ich genervt, und die Polizistin hebt den Blick, »ich hab noch nie Lippenstift geklaut! Ich hab ein paar Flyer verteilt, und man hat mich deshalb verhaftet.«
»Verhaftet? Flyer? Was denn für Flyer? Und was soll ich da jetzt machen?«
»Das mit den Flyern erklär ich dir später! Das Problem ist, dass die hier glauben, dass ich den Perso von Jessica Kronbach geklaut hab!«
»Aber du bist doch Jessica Kronbach!?!«
»Eben. Und wenn du jetzt herkommst und denen genau das sagst, dann ist auch schon wieder alles gut.«
»Puh … ich hab ziemlichen Stress hier gerade. Reich mich doch mal weiter, dann sag ich denen, dass du Jessica Kronbach bist.«
»Ich glaub nicht … « Ich nehme den Hörer vom Ohr und frage die Polizistin, ob meine Freundin auch am Telefon meine Identität bestätigen kann, was diese natürlich verneint. Ich nehme den Hörer wieder ans Ohr.
»Nein, Caro, du müsstest schon vorbeikommen!«
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis Caro darauf etwas sagt.
»Wenn’s nach mir ginge, würde ich das ja sofort machen, aber mein Chef lässt mich auf gar keinen Fall gehen. Kannst du nicht jemand anders fragen?«
»Aber … «
»Jessi, echt, es tut mir leid, aber es geht wirklich nicht. Aber sag mal, was ist denn jetzt eigentlich mit deiner Geburtstagsparty. Steigt die? Ich müsste das so langsam mal planen.«
Ich kann nicht fassen, was ich da höre. Vielleicht sage ich deswegen: »Ich muss jetzt auflegen. Tschüs, Caro!«
Die Polizistin schaut mich mitleidig an. »Sind Sie sicher, dass das eine Freundin von Ihnen war? Wollen Sie jemand anderen fragen?«
Bevor ich antworten kann, klingelt mein Handy. Die Polizistin nickt mir aufmunternd zu: »Vielleicht ist das ja jemand, der Ihre Personalien bestätigen kann!«
Ich schaue aufs Display. Es ist Jens.
»Sie dürfen ruhig rangehen!«, fordert mich die Polizistin auf, und so wie sie es sagt, sollte ich das wahrscheinlich auch tun. Ich drücke auf den grünen Hörer und melde mich.
»Jessi! Gut, dass ich dich erreiche! Alles in Ordnung bei dir?«
»Ja klar! Alles bestens! Wieso fragst du?«
»Ich hab gedacht, man hat dich verhaftet!«
Das ist also das erste Telefongespräch seit vier Jahren mit meiner großen Liebe.
»Verhaftet? Mich? Wie kommst du denn auf so was? Ich sitze gerade in einer … äh … Besprechung äh … bei einer Behörde … weil die überlegen nämlich, sich einen Whirlpool anzuschaffen!«
Die Polizistin schaut mich wieder missbilligend an.
»Whirlpool in einer Behörde? Ich glaub, ich werd doch noch Beamter! Aber ich bin froh, dass du das eben nicht warst. Die Frau, die die da verhaftet haben, sah auch irgendwie ganz schief aus, eher nach Junkie oder so. Aber sag mal, können wir uns heute noch treffen? Vielleicht kann ich dich ja in dieser Behörde abholen?«
»Ähhhm, das ist jetzt schlecht … die wollen hier nämlich so eine Sonderanfertigung mit extrem vielen Düsen … das wird wohl noch ein bisschen dauern.« Ich gucke die Polizistin an, die wedelt mit ihrer Hand vor ihrem Hals und will mir damit offensichtlich deutlich machen, dass ich auflegen soll.
»Dann lass uns wenigstens morgen Abend essen gehen, ich lad dich ein!«
»Also das ist ganz schlecht …!«
»Ach, komm schon! Noch einen Korb ertrag ich nicht! Du darfst auch das Restaurant aussuchen!«
»Kommen Sie jetzt bitte zum Ende, Frau Kronbach.« Die Polizistin wird langsam, aber sicher ungeduldig.
»Jens, das geht echt im Moment –«
»Wann soll ich dich abholen? Um acht?«
»Frau Kronbach, bitte!« Die Polizistin sieht aus, als würde sie gleich ihre Dienstwaffe ziehen, wenn ich nicht auflege.
»Also gut. Ich sims dir nachher das Restaurant, wir treffen uns dann da!«
»Aber nicht vergessen. Ich freu mich!« Dann legen wir auf. Bevor ich mich über mich selbst ärgern kann, hab ich auch schon wieder die Polizistin an den Hacken: »Na, darf’s noch ein Milchkaffee sein oder vielleicht ein Stückchen Kuchen?«
»Gerne! Haben Sie Käsekuchen?«
Die Polizistin schüttelt
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