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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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Proper im Licht der Deckenlampe glänzen.
    Im Auto will Christian dann ganz genau wissen, was ich eigentlich angestellt habe.
    Ich erzähle ihm von meiner Vorher/Nachher-Aktion, lasse aber die Geschichte mit der Delle in der Autotür weg.
    »Da hast du aber noch mal großes Glück gehabt!«, meint Christian.
    »Hmmm, vielleicht. Das Blöde ist nur, dass die mich viel zu früh gekriegt haben. Ich hätte noch viel mehr Flyer verteilen müssen. Das nächste Mal muss ich das echt geschickter anstellen.«
    »Das nächste Mal? Du willst doch so eine Aktion nicht wiederholen, oder?« Er guckt mich entsetzt an.
    »Ja denkst du, dass das alles war? Denkst du, dass ich jetzt nach Hause fahre und so weitermache wie die letzte Woche? Neiiiiin!«
    »Also gut, wenn du was anderes machen willst, dann geh doch morgen Abend einfach mit mir essen. Ich finde, das wäre ein Anfang!«
    Er guckt mich erwartungsvoll an.
    »Essen? Neee, morgen ist ganz schlecht.«
    »Ach, komm schon, Jessica, immerhin hab ich dich aus dem Knast geholt!«
    »Von der Wache hast du mich geholt, nicht aus dem Knast. Wenn du mich aus dem Knast geholt hättest, dann würde ich morgen mit dir essen gehen, aber so … «
    »Jetzt komm schon. Warum denn nicht?«
    »Na ja, weil zurzeit irgendeine Messe ist, und da sind ja immer alle Restaurants voll und auch viel teurer als sonst und die Qualität ist dann auch nicht so … «
    Christian guckt mich an, als wäre ich nicht ganz richtig, und ich ärgere mich, dass ich ihm nicht einfach gesagt habe, dass ich bereits verabredet bin.
    »Klingt ehrlich gesagt ein bisschen so, als ob du grundsätzlich nicht mit mir essen gehen möchtest.«
    »Doch, natürlich, aber im Moment ist mir nicht so nach öffentlichen Auftritten, so wie ich aussehe«, versuche ich mich weiter rauszureden, rede mich aber stattdessen immer weiter rein – in die Scheiße.
    »Aber mir macht das nichts aus, ich möchte trotzdem mit dir essen gehen und mal ganz ehrlich, ich finde, so langsam solltest du dein Aussehen mal akzeptieren.«
    Damit hat er definitiv das Falsche gesagt. Ich deute auf mein Gesicht.
    »Akzeptieren? Ich soll das hier akzeptieren? Für dich ist es vielleicht normal, hässlich zu sein. Aber ich, ich war immer hübsch und da ist es ein bisschen schwerer, wenn man von einem Tag zum anderen aussieht wie ein Monster als wenn man immer eines war.«
    Wir bleiben an einer roten Ampel stehen. Christian hat einen Ausdruck im Gesicht, der mich zusammenzucken lässt.
    »So siehst du mich also. Als Monster.«
    In seiner Stimme liegt eine tiefe Enttäuschung. Er spricht sehr ruhig, was mich aggressiv macht. Warum schreit er mich nicht an, wenn ich ihn so beleidige?
    »Das war doch nur ein Beispiel. Es ist nun mal so, dass du nicht gerade aussiehst wie Brad Pitt, aber das weißt du wohl selbst.« Die Ampel springt auf Grün, und wir biegen in die Hardtstraße ein.
    »O ja, das weiß ich, und weißt du was? Bisher war das auch nicht so wichtig. Aber mein Äußeres scheint dich ja sehr zu stören. Vielleicht rufst du das nächste Mal lieber Herrn Pitt an, wenn du Hilfe brauchst. Wir sind da.« Er guckt stoisch durch die Windschutzscheibe auf die Straße, er hat wohl nicht vor, sich von mir zu verabschieden.
    »Weißt du was? Das mach ich auch! Trotzdem danke!«
    »Ich glaub nicht, dass er rangeht!«
    In seiner Stimme liegt unendlich viel Bitterkeit. Ich nehme meine Handtasche, öffne die Beifahrertür, steige aus und knalle die Tür zu. Vielleicht laden sich ja dadurch die Batterien von dieser hässlichen Hybridkarre wieder auf!

SECHSUNDZWANZIG  Arschloch auf zwölf Uhr
    Für das Date mit Jens habe ich mir das erste und einzige Dunkelrestaurant in Köln ausgesucht: die Unsichtbar. Ich sitze nervös an einem Zweiertisch und warte auf ihn. Es ist stockfinster, man sieht die Hand vor Augen nicht, was das Beste ist, das mir passieren konnte. Peter, ein blinder Kellner, hat mich an meinen Tisch geführt, nachdem ich mich für das vegetarische Menü entschieden habe. Man muss sich sein Essen aussuchen, bevor man das Restaurant betritt, da man im Dunkeln ja nun mal keine Speisekarte lesen kann.
    Eigentlich wollte Kellner Peter mich dazu überreden, auf meine Verabredung zu warten, damit er das ganze Procedere nicht doppelt erklären muss, aber ich habe vehement darauf bestanden, schon mal reinzugehen. Peter kann natürlich nicht wissen, dass ich extra zwanzig Minuten zu früh gekommen bin, um auf jeden Fall vor Jens im Restaurant zu sein.
    »Jessica,

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