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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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entnervt den Kopf.
    »Wer könnte uns denn jetzt bitte schön Ihre Identität bestätigen?«
    Ich nehme mein Telefon, das ich auf den Tisch gelegt habe, und gehe durch mein Handytelefonbuch. Der Einzige, der wirklich noch in Frage kommt, ist Christian. Ich rufe ihn an, und er verspricht in spätestens zwanzig Minuten da zu sein. Mir fällt ein Stein vom Herzen, und zwar ein ziemlich großer. Die Atmosphäre auf so einer Polizeiwache ist doch irgendwie bedrohlich. Man bekommt die irrationale Angst, dass die Fänge der Justiz einen nie wieder freigeben, dass man vielleicht sein Leben lang unschuldig in einem dunklen und kalten Gefängnis verbringen muss. Aber wer weiß, vielleicht ist diese Angst auch gar nicht so irrational. Mich fröstelt es bei dem Gedanken.
    »Also, Sie glauben, dass Ihr Exfreund sich an Ihnen rächen wollte und diese Botox-Spritze absichtlich falsch gesetzt hat?« Die Polizistin guckt mich zugleich fragend und skeptisch an.
    »Ja, das glaube ich.«
    »Und warum haben Sie ihn nicht einfach angezeigt?«
    Sie lehnt sich in ihrem abgewetzten Bürostuhl zurück. Ihr langer blonder Zopf wippt neugierig von links nach rechts. Erst jetzt sehe ich, wie attraktiv sie ist, mit ihren hellblauen Augen, der hellen Haut und den glänzenden sonnenblonden Haaren.
    »Ach, kommen Sie, da hat man doch sowieso keine Chance«, rege ich mich auf, »man weiß doch, dass bei den Medizinern die eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Die decken sich doch alle gegenseitig. Wenn ein Chirurg aus Versehen einer Frau mit Brustkrebs die falsche Brust abnimmt, wird ein Kollege garantiert aussagen, dass das medizinisch durchaus sinnvoll war. Und mal ehrlich, bis ein deutsches Gericht in so einem Fall eine Entscheidung getroffen hat, laufen hier Tausende von todunglücklichen und suizidgefährdeten weiblichen Zyklopen rum.«
    »Aber Sie wissen schon, dass Ihr Exfreund Sie anzeigen kann?«
    »Mein Gott, jetzt schauen Sie mich doch mal an. Was würden Sie denn tun, wenn Sie jemand so verunstaltet? Auch wenn man es im Moment nicht glauben kann, aber ich war bis vor kurzem mindestens genauso attraktiv wie Sie! Und jetzt? Jetzt muss ein Freund hierhin kommen und bestätigen, dass ich ich bin. Ich sehe mir noch nicht mal mehr ähnlich. Das kann ich doch nicht so einfach hinnehmen! Und ich kann doch nicht riskieren, dass er das mit anderen Frauen auch so macht!«
    Sie seufzt.
    »Ich kann Sie ja verstehen! Sie können sich aber nicht so einfach auf die Straße und einen Arzt an den öffentlichen Pranger stellen.«
    »Auch nicht, wenn er völlig unfähig ist?«
    »Auch nicht, wenn Sie glauben, dass er vollkommen unfähig ist.«
    »Tolle Wurst! Tolles Land, in dem Ärzte machen können,was sie wollen, ohne in die Verantwortung genommen zu werden.«
    »Wie gesagt, Sie haben die Möglichkeit, den offiziellen und einzig richtigen Weg zu gehen, Sie können ihn immer noch anzeigen!« Sie dreht sich zur Tür. »Ah, da kommt, glaube ich, Ihr Erlöser!« Ihre Stimme wird leiser, und sie hält sich konspirativ die Hand vor den Mund: »War der auch bei Doktor Schübel in Behandlung?«
    Ich drehe mich um und sehe Christian in den Raum humpeln. Ich freue mich unglaublich ihn zu sehen, obwohl ich das Gefühl habe, dass sein Feuermal heute noch stärker leuchtet als sonst. Christian bestätigt, dass ich Jessica Kronbach bin.
    »Okay, Frau Kronbach, wir haben jetzt Ihre Personalien. Solange Dr.Schübel Sie nicht anzeigt, belassen wir es bei einer Verwarnung. Aber ich bitte Sie, sich von Dr.Schübel und seiner Praxis fernzuhalten, in Ihrem eigenen Interesse. Beim nächsten Mal müssen wir Sie ansonsten in Verwahrungshaft nehmen. Okay?« Sie schaut mich durchdringend an, und ich nicke, schließlich will ich so schnell wie möglich hier raus.
    »Ach und eine Sache noch … «
    »Ja?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie mindestens so attraktiv waren wie ich.«
    Noch bevor ich antworten kann, packt mich Christian an der Hand und zieht mich aus dem Zimmer.
    »Komm, Jessica, ich fahr dich nach Hause.«
    Christian, der Retter in jeder Lebenslage. Wir gehen den Flur in Richtung Ausgang lang. Auf der rechten Seite steht eine Tür offen und ich höre eine bekannte Stimme sagen:
    »Isch sach et Ihnen, diese Bekloppte hätt ohne Jrund einfach in ming Auto jetreten. Isch hän jetzt ne Schaden von mindestens 200 Euro, wer zahlt mir dat dann? Wenn isch die erwische … «
    Ich ziehe Christian schnell an der Tür vorbei und sehe im Augenwinkel den kahlen Kopf von Meister

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