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ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition)

Titel: ABGEFAHREN: Auf dem Rad durch Deutschland - mit wenig Geld und viel Gepäck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Storck
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prinzipiell Möglichkeiten zum Aufenthalt, die die Klausur nicht stören, doch alle Plätze seien belegt, sagt eine Schwester. Den ziemlich abweisenden Blick, mit dem diese Nonne die Pforte verbarrikadiert, werde ich nicht vergessen. Ich könnte jetzt die Priorin des Karmels Maria in der Not auf dem Kapitelberg in Essen anrufen und um ein gutes Wort für mich bitten. Meine Arbeit als Journalistin führte mich schon einige Male zu den dort lebenden Karmelitinnen. Das waren immer außergewöhnliche, herzliche und berührende Begegnungen. Aber ich nutze meinen möglicherweise beruflichen Vorteil nicht aus, jeder andere müsste ja jetzt auch unverrichteter Dinge abziehen.
    Ich bin erstaunt, mit welch weltlichen und wirtschaftlich orientierten Argumenten mich die Kirchenfrauen geradezu abgewimmelt haben. Mir kam es so vor, als sei ich ihnen lästig und unbequem, als passe ich nicht in ihren prall gefüllten Terminkalender. Mancher Blick auf mich – schon ziemlich braun gebrannt und zerzaust – und meinen voll beladenen Drahtesel sprach Bände. Als würden sie sich mit ihrem Entgegenkommen automatisch ein Problem einhandeln, das sie nicht mehr loswerden. Dabei heißt es doch in der Regel des Heiligen Benedikt: „Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus; denn er wird sagen: ,Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen.‘“
    In mir grummelt Wut, als ich zurück ins Zentrum von Speyer fahre. Rein aus Bockigkeit halte ich in der Fußgängerzone vor einer Bäckerei, in der ich um zwei Brötchen bitte, die ich eigentlich gar nicht brauche. „Das darf ich nicht“, lautet prompt die Antwort einer Verkäuferin. Ich will wohl nur meinen schlechten Eindruck von Speyer noch vertiefen. Aber zwei Menschen werden mir einen Strich durch diese dumme Rechnung machen.
    Ich stehe inzwischen vor der wunderschönen barocken evangelischen Dreifaltigkeitskirche. Zwei Frauen kommen angeschlendert, sie wirken nett. Und schon platzt es aus mir heraus: Ich schimpfe wie ein Rohrspatz über die Domstadt Speyer. Die beiden bleiben ganz ruhig, gucken mich an, gucken sich gegenseitig an und sagen: „Das kann doch nicht sein.“ Im nächsten Moment bin ich eingeladen in den Biergarten der „Domhof Brauerei“ ganz in der Nähe, wo schon Helmut Kohl staatsmännisch mit seinen Gästen Pfälzer Saumagen speiste. Die gastfreundlichen Frauen heißen Barbara Zürker und Edeltraud Breyer, die zum Schwesterntreffen verabredet sind. Wir bestellen eine Damenmaß – 0,3 Liter Bier –,
und ich esse zum ersten Mal in meinem Leben gebratenen Saumagen. Lecker.
    Die Schwestern wollen viel über meine Tour wissen, Traudl hat schließlich die Idee, den Braumeister nach einer Übernachtung und einem Job zu fragen. Auch hier Fehlanzeige. Langsam werde ich unruhig, denn es ist schon Abend, und ich weiß noch nicht, wo ich unterkomme. Ich verstoße zum ersten Mal gegen die einzige Regel, die ich mir ja auferlegt habe: Am späten Nachmittag, auf jeden Fall noch im Hellen, muss klar sein, wo ich übernachte.
    Bärbel sagt schließlich: „Du kommst mit zu mir.“ Aus ihrem Mund klingt das herrlich selbstverständlich – und ich bin eine glückliche Abenteurerin. Bärbel zückt noch schnell das Handy und ruft ihren Mann an: „Jürgen, mach eine Flasche Rotwein auf. Wir bringen Besuch mit.“
    Barbara und Edeltraud fahren im Auto langsam vor mir in den kleinen Ort Dudenhofen bei Speyer. Auf dem letzten Wegstück walkt Barbara neben mir her. Dann lerne ich auch noch Jürgen kennen, und wir vier stoßen mit einem vollmundigen Rotwein aus der Pfalz an. Was für ein Tag! Bevor mir Barbara auf der Couch im Wohnzimmer ein Lager bereitet, gibt sie mir noch den Tipp, am nächsten Morgen bei Bauer Beck im Ort nach einem Job zu fragen. Und obwohl sie am nächsten Tag früh raus muss, frühstücken wir zusammen. Aber das sollte noch nicht der Abschied sein.

Kapitel 8
    Sandbollen hinter dem Haus
    Es ist 8.30 Uhr, als ich am nächsten Morgen mit Rad und Sack und Pack auf dem Martinshof der Familie Beck in Dudenhofen ankomme. Damit bin ich ein Spätaufsteher, was ich erst am nächsten Morgen verstehen werde. Ich frage mich zum Chef Theo Beck durch und erkläre ihm meine Art zu reisen und dass ich einen Job suche, um die Finanzen aufzubessern. Theo Beck zögert. Der Landwirt nimmt Augenmaß, guckt auf meine felduntauglichen Turnschuhe. Bevor er „Nein“ sagen kann, bitte ich ihn flehend: „Versuchen Sie es mit mir!“ Er tut’s.
    Bis zum Mittag muss

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