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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihren Tod endgültig. Die Frau schlug ihr kräftig ins Gesicht.
    »Ob du meine Briefe noch hast, will ich wissen.« Ein bedrohliches Flüstern direkt neben ihrem Kopf.
    Marita nickte.
    »Wo?«
    Ein Blick zur Kommode im Zimmer wies den Weg. Die Frau kramte darin herum und hatte kurz darauf vier Umschläge in der Hand und ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. »Na, also!«, murmelte sie und kehrte zu ihrer Gefangenen zurück. Sie setzte sich rittlings auf Maritas Hüften. »Warum hast du meinen Ratschlag nicht befolgt?«
    Aber mehr als ein Winseln konnte Marita nicht hervorbringen. Wenn sie doch nur mit dieser Frau reden könnte. Sicher ließe sich mit ihr verhandeln.
    »Versuch doch erst gar nicht, mir etwas zu sagen. Es gelingt dir sowieso nicht, und es hat auch keinerlei Bedeutung für mich oder für den heutigen Abend. Es war dumm, meine Warnungen so gleichgültig hinzunehmen. Glaubst du, mir macht es Spaß dich umzubringen? Immerhin birgt das auch ein Risiko für mich. Hättest du nur auf mich gehört. Schade!«
    Das Messer blitzte auf, und Marita wusste, dass sie ermordet werden würde. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte sie, wie die Spitze des Messers unterhalb ihrer rechten Brust aufgesetzt und ihre Haut langsam in Richtung Bauchnabel aufgeritzt wurde. Ein hysterisches Winseln erfüllte den Raum. Marita versuchte sich herumzuwälzen, doch die Frau drückte ihre Schulter so kraftvoll nieder, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
    »Keine Angst! Daran wirst du nicht sterben. Aber für mich bist du jetzt   …«, mit einer schwungvollen, schnellen Handbewegung fuhr die silberne Klinge zwischen Maritas Brüsten nach oben, »abgehakt!«
    Als Maritas Schmerzensschrei, vom Klebeband abgewürgt, verstummte, fühlte sie, wie feuchtes, warmes Blut aus der Wunde trat. Und sie fühlte, dass sie nicht tot war. Ein Funken Hoffnung, dass die Frau nun von ihr ablassen würde, erfüllte sie. Und tatsächlich, die Frau erhob sich und betrachtete ihr Opfer. Das Blut zeichnete einen roten Haken auf Maritas Oberkörper. Die Peinigerin ließ das Messer einfach fallen, trat ans Fenster und öffnete es. Laut sog sie die Nachtluft ein.
    »Ein bisschen frische Luft wird dir auch guttun, nach dem Schrecken, den ich dir eingejagt habe.« Sie drehte sich um, packte Marita unter den Armen und schleifte sie zum Fenster hinüber. Dort hob sie sie hoch und setzte sie auf das Fensterbrett. Die Frau trat einen Schritt zurück und lächelte siegesgewiss.
    Das war also wirklich alles, dachte Marita, erleichtert darüber, tatsächlich mit dem Schrecken davongekommen zu sein.
    »Ich werde mich jetzt von dir verabschieden, so wie du dich vom Leben.« Mit diesen Worten versetzte die Frau Marita einen kräftigen Stoß, sodass sie rückwärts aus dem Fenster fiel. Die Frau blickte der Fallenden nicht nach. Wozu? Sie wusste, dass sie einen Sturz aus dem sechsten Stock nicht überleben würde. Der Fall Marita Janz war erfolgreich abgehakt. Sie hörte den Aufprall und griff nach ihrem Rucksack und den Briefen. Eilig suchte sie die Küche, die sie zwei Türen weiter fand. Dort besah sie sich die verschiedenen Messer, die in einem Messerblock neben der Spüle standen. Sie entschied sich für ein großes Fleischmesser und steckte es in ihren Rucksack. Gerade als sie zur Tür hinauswollte, hörte sie einen Schlüssel im Schloss. Schnell versteckte sie sich neben einem Schrank im Flur.
    »Hallo, Baby. Ich bin’s nochmal! Hab’ meine Krawatte vergessen!«, rief eine Männerstimme, und die Frau wusste, dass es Ulf war. Sie hörte die Tür zufallen und Ulf ins Schlafzimmer gehen.
    So leise, wie sie gekommen war, verschwand sie durch die Tür und aus dem Haus in die dunkle Nacht, ohne bemerkt zu werden.

2

     
    Es war kurz nach vier Uhr, als Kommissar Martin Sandor am Tatort erschien. Ein Polizist hob das Absperrband hoch, damit er den Hinterhof des sechsgeschossigen Wohnblocks betreten konnte. Martin blickte sich kurz um. Er sah, wie in einiger Entfernung das Blitzlicht des Polizeifotografen aufleuchtete, wie die Kollegen von der Spurensuche ihre Arbeit taten und sich Notizen machten. Und er sah seinen Assistenten Paul Fischer, der mit einem kleinen, dicken Mann sprach, der aufgeregt mit den Armen gestikulierte. Martin ging auf die beiden zu und hörte, wie Paul sagte: »Beruhigen Sie sich und tun Sie jetzt, was ich Ihnen gesagt habe.« Der Kleine nickte und verschwand im Haus.
    »Hallo, Chef!«, sagte Paul, als er Martin bemerkte. Der nickte nur

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