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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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ab, wenngleich ebenso erfolglos. Bis auf eine Person waren alle Bewohner erschienen. Doch niemand hatte irgendetwas gesehen oder gehört. In dem Haus lebte man relativ anonym nebeneinander her, die meisten kannten sich nur vom Sehen. Alles in allem schien es so, als hätte Marita Janz ein eher unauffälliges Leben geführt.
    Dies bestätigten auch ihr Chef und ihre Kollegen bei der GEFA GmbH, einem deutschen exportorientierten Produktionsunternehmen, bei dem sie als Fremdsprachenkorrespondentin gearbeitet hatte. Auch hier wusste niemand, mit wem die Tote befreundet gewesen war und wie sie ihre Freizeit verbracht hatte. Sie sei eine beliebte, lebensfrohe, junge Frau gewesen, die ihre Arbeit ordentlich erledigt habe. Lediglich eine Kollegin wusste etwas mehr zu sagen. Sie konnte sich erinnern, dass sie Marita einmal nach Hause gebracht hatte, wo ein Mann vor der Tür auf sie gewartet hatte. Marita hatte ihn als »meinen Freund« bezeichnet. Sie konnte eine ungefähre Beschreibung des Mannes abgeben, jedoch keinen Namen nennen.
    Die Familie von Marita Janz war schnell befragt, denn es lebte nur noch ihre Mutter. Von ihr erhofften sich die Ermittler ein paar mehr Informationen über das Privatleben der Toten, aber auch sie wusste nichts darüber, da die beiden seit Jahren so gut wie keinen Kontakt mehr hatten.
    Die Hoffnung auf weitere Hinweise richtete sich nun vorrangig auf die Autopsie und die Spurenanalyse, deren Ergebnisse allerdings nicht vor Montag zu erwarten waren.

3

     
     
    Das Taxi hielt vor einem Haus in der Eichenwaldstraße und hupte auf Bitten des Fahrgastes dreimal. Zwei Minuten später trat Anne Degener auf die Straße und öffnete die Tür des wartenden Wagens.
    »Hallo, Anne!«, empfing Kelly Schwab ihre Freundin mit einem Kuss auf die Wange.
    »Hallo! Schön dich zu sehen!«, entgegnete Anne, während sie den Rock ihres bodenlangen Kleides in das Innere des Wagens raffte.
    »Ich wette, das wird ein toller Samstagabend.« Vorfreude lag in Kellys Stimme.
    »So, meinst du?«
    »Na klar!« Kellys blaue Augen glänzten. »Die Partys von Saskia und Mark sind doch immer etwas Besonderes.«
    »Ja«, erwiderte Anne skeptisch, »ganz besonders. Besonders teuer. Jede kostet mich ein neues Kleid.«
    »Hör auf zu jammern. Du kannst es dir doch leisten. Außerdem war der Spaß, den wir beim Einkaufen hatten, die Sache wert, oder nicht?« Kelly lachte verschmitzt.
    »Ja, stimmt. Wir hatten wirklich Spaß.« Jetzt musste auch Anne lachen und merkte, wie sie sich dabei entspannte.
    Während der Fahrt durch die Innenstadt von Wiesbaden ließen die beiden Frauen den nachmittäglichen Kleiderkauf vor zwei Wochen noch einmal Revue passieren. Bei dem Gedanken an die Boutiquebesitzerin, die sie wegen der stundenlangen Anprobe unter schallendem Gelächter mit strengen Blicken gestraft hatte, verfielen sie in albernes Gekicher.
    Fünfzehn Minuten später hielt das Taxi vor dem großen, weißen Haus von Saskia und Mark Linn in der Alwinenstraße. Der Anblick erinnerte ein wenig an ein Schloss: bodentiefe Fensterelemente, ein großzügiges, halbrundes Eingangsportal mit Säulen, ein Turm, der aus dem rechten Teil des Daches ragte und jede Menge griechische Statuen entlang der breiten Auffahrt.
    Anne war erst einmal zu Gast hier gewesen, zu Marks dreißigstem Geburtstag vor einem Jahr. Kelly hatte sie mitgeschleppt, obwohl sie gar keine Lust gehabt hatte. Ähnlich wie heute. Damals hatte sie gerade die Trennung von Toni hinter sich gehabt und Kelly meinte, sie aufmuntern zu müssen. Das Fest war wider Erwarten sehr schön gewesen, und sie hatte sich gut amüsiert. Also, warum sollte das heute anders werden? Es würden nette Leute da sein, und mit Kelly an ihrer Seite würde es immer etwas zum Lachen geben.
    Sekunden nachdem Kelly mit ihrem gut manikürten, rot lackierten Fingernagel auf die goldene Klingel gedrückt hatte, wurde die Tür schwungvoll aufgerissen, und die beiden Frauen sahen sich einem strahlenden Mark Linn gegenüber.
    »Wow! Welch Glanz in meiner Hütte«, begrüßte er sie und betrachtete die Frauen ungeniert von Kopf bis Fuß. »Ihr seid mit Abstand meine schönsten Gäste heute Abend.« Mark zog Kelly in seine Arme und küsste sie auf beide Wangen, während Anne sich fragte, ob er jedem weiblichen Gast dieses Kompliment machte. Doch auch sie musste zugeben, dass ihre Freundin wirklich toll aussah. Das weit geschnittene Kleid hatte das gleiche Blau wie ihre lustigen Augen. Ihr blonder Pagenschnitt ließ

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