Abgehauen
hin zu … (Volksscherz; Anspielung auf die von hohen Politikern benutzten Volvo-Limousinen.)
Heym:
Ich möchte Sie auch gerne einladen. Kommen Sie mal Ohne VOLVO, ganz privat, und wir gehen in eine Kneipe und unterhalten uns mit den Arbeitern dort, wo sie nicht wissen, wer Sie sind.
Lamberz:
Das ist leider durchs Fernsehen ein bißchen schwierig, das ist auch mein …
Wolf:
Na ja, es gibt ja falsche Barte. (Einige lachen.)
Lamberz:
Können wir machen.
Heym:
Ich glaube, hier in Berlin erkennt man Sie nicht.
Lamberz:
Das ist möglich. Das ist möglich. Das kommt immer auf den Kreis an.
Heym:
Nein, das hängt mit den Einschaltquoten …
Lamberz:
Gut, redet ihr mal noch ein bißchen, ich will mal zuhören, weil das für mich sehr interessant ist.
Becker:
Ich krieg am Tag 50 Anrufe von Leuten, die mir sagen, wie gut sie das finden (die Resolution), die aber nicht sagen, wie sie heißen. Das ist Scheiße, das bedrückt mich, ich sag’ denen, sie sollen mich am Arsch lecken.
Ulrich Plenzdorf:
Ich wollte noch einen Aspekt sagen, weil der bisher ungenügend behandelt scheint. Mich hat auch die Eile etwas erschreckt und hat mich auf den Eindruck gebracht, als würde das fertig auf dem Tisch gelegen haben. Und ich frage mich, warum wartet man denn nicht ab, warum sieht man nicht das komplette Programm, ich meine, Biermann hat ja noch andere Sachen drauf. Ich kenne verschiedene Lieder von ihm, die seine Einstellung deutlicher sagen …
Verschiedene Neuinterpretationen alter Kampflieder. Ich möchte meine Hand dafür ins Feuer legen, daß das alles noch auf seinem Programm gestanden hat. Er hatte ja noch mehrere Veranstaltungen vor sich, und ich nehme stark an, das hätte das Bild verändert.
Zum Thema Vertrauen: Ich finde, daß das Thema Vertrauen weiß Gott eine zweiseitige Angelegenheit ist. Eines Tages habe ich aufgehört, eine Liste zu führen – nur im Kopf, nicht auf dem Papier –, die, wenn ich sie jetzt auf dem Papier hätte vorlesen können, mir eine ganze Reihe von Mißtrauensbeweisen zeigen würde, von verschiedenen leitenden Genossen aus dem Kulturbereich. Soweit ich mich erinnere, habe ich so etwas nicht beantwortet mit irgendwelchen Abreaktionen, auch nicht bei meinen Auf tritten im Ausland, auch nicht bei Auftritten in der BRD. Und was das Thema »Diskussionen um Wolf Biermann« angeht, da wüßte ich gar nicht: Wo? Bei wem? Welche Nummer? Habe das bisher auch nicht getan. Ich habe auch nicht viele Diskussionen mit Biermann erlebt. Ich habe nur vor etwa anderthalb Jahren beim Schriftstellerverband bei einem Podium mit dem Genossen Hoffmann (Kulturminister), wo verschiedene Genossen, darunter auch ich, die das Thema Biermann vorbrachten, eine derart abfahrende, abwürgende Antwort bekamen, daß ich seitdem den Eindruck davongetragen hatte: Es ist sinnlos, darüber zu diskutieren. Und ich empfinde auch das, was wir gemacht haben, nicht als Diskussionsbeitrag, sondern als eine Tatsache. Und ich glaube, sowohl als Genosse wie als Staatsbürger habe ich das Recht, meine Meinung ebenso öffentlich darzutun, wie es mit diesem Artikel im ND geschehen ist. Wir alle wissen, daß zwei Wege beschritten worden sind, und der eine hat eben zur Öffentlichkeit geführt. So liegen die Dinge.
Lamberz:
Was meinst du denn zu der ganzen Entwicklung jetzt? Du bist doch einer derjenigen, die die meisten Unterschriften sammeln. Weil ich eben gehört habe, man hat sich auf die dreizehn beschränken wollen. Kollege Plenzdorf und Schlesinger haben doch verschiedene besucht und sind dabei, verschiedene zu besuchen. Ich meine: wo soll das hingehen? Soll das weitergehen? Sollen zu den 70 noch 70 kommen? Und dann noch 70? Oder wie stellen Sie sich – oder du, bist ja Genosse – wie stellst du dir das vor? Wo, glaubst du denn, liegt der Weg?
Plenzdorf:
Der Irrsinn liegt darin, daß – bei mir jedenfalls – keine Strategie oder ähnliches vorliegt …
Becker:
Das wirft er dir ja vor …
Lamberz:
Nein, ich frage: Wo soll’s hin?
Plenzdorf:
So was liegt nicht vor. Es ist ganz einfach ein Ergebnis von Gesprächen mit Freunden, Anrufe, die gekommen sind, daraus ist das ganz einfach entstanden, weiter nichts.
Lamberz:
Es sind keine Freunde und Anrufe gekommen – ich werde keine Namen nennen –, sondern ihr seid bei denen gewesen. Ihr habt insistiert bei vielen und habt versucht, sie auf eure …
Plenzdorf:
Aber nicht! Entschuldigung, das
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