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Abgehauen

Abgehauen

Titel: Abgehauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krug
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erscheinen.
     
    Wolf:
    Das ganz bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil.
     
    Heym:
    Stellen Sie sich mal vor, es erscheinen jetzt in der Presse hintereinanderweg 72 Erklärungen …
     
    Lamberz:
    Doch nicht 72 Erklärungen. Warum denn?
     
    Heym:
    Wenn’s auch nur 12 Erklärungen sind, die haargenau das gleiche sagen, das ist doch ein lächerlicher Zustand.
     
    Lamberz:
    Aber Kollege Heym, Sie sind gegen Uniformiertheit. Wir machen hier den Vorschlag, gerade differenziert zu sein. Das kann jeder so sagen, wie er es sagen will.
     
    Hoffmann:
    Ich meine, es geht nicht so sehr um Gruppenbildung oder so was, sondern es geht nämlich darum – das kann man nicht eliminieren, ich wäre jedenfalls nicht dazu bereit –, es gibt verschiedene Meinungen, und zwar zwei verschiedene Meinungen über die Maßnahme der Regierung. Das ist doch Fakt. Oder nicht?
     
    Lamberz:
    Die Sache ist die: Soll man das institutionalisieren durch eine nochmalige Erklärung eines gleichen Kreises, der wiederum eine Reaktion nachfolgt? Darüber muß man sich im klaren sein, wenn es sich um den gleichen Kreis handelt. Oder soll man es aufgliedern und es individuell sagen.
     
    Hoffmann:
    Man kann doch sagen: Im Namen von …
     
    Lamberz:
    Na gut, laßt uns das überlegen …
     
    Heym:
    Ich hatte ursprünglich die Absicht, eine individuelle Erklärung abzugeben. Als dann die Kollegen zusammenkamen und diese sehr schöne Bitte an die Regierung – verbunden mit dem Protest – verfaßt haben, entschloß ich mich, meinen Brief zur Seite zu legen. Wenn ich meinen Brief allein weggeschickt hätte, würde ich mich hier allein diesen Zusatzfragen gegenübersehen. Da das aber zusammen geschehen ist, müssen wir schon auch zusammen diese Zusatzfragen klären. Das geht nicht anders. Und der Verdacht einer »Gruppenbildung«, zugunsten unserer Republik, das ist ja wohl sehr abwegig.
     
    Krug:
    Alle, die hier unterschrieben haben, treten auf einen Haps dafür ein, daß man den Leuten drüben sagt: Wir machen uns nichts daraus, daß die Sache aufgeblasen, mißbräuchlich aufgeblasen wird und wir damit – diese Gruppe hier – zu einer staatsfeindlichen Gruppe stilisiert werden. Es liegt im Interesse dieser Gruppe der Unterzeichner, daß sie den Verdacht, eine staatsfeindliche Gruppe zu sein, auflöst und damit sich selbst auflöst. Das ist der Witz bei der Sache. Und ich finde es nicht gut, wenn wir jetzt den ND-Kram nachmachen, daß jeder für sich da sein Sprüchlein schreibt und rumeiert. Es kann ja wohl nicht jedesmal unsere Erklärung miterscheinen. Ich würde vorschlagen, daß dasselbe Kollektiv von Schriftstellern und Dichtern, die schließlich auch die größte Stärke im Formulieren haben, diesen Zusatz gemeinsam verfaßt, gemeinsam entwirft.
     
    Wolf:
    Ich finde, daß wir dazu verpflichtet sind.
     
    Lamberz:
    Gut. Verbleiben wir erst mal so, daß wir uns nach dem Gespräch noch verständigen.
     
    Wolf:
    Es wäre gut, wenn ihr wirklich glauben würdet, daß es nicht um Konfrontation oder so was ging. Daß es uns nicht geht um irgend etwas, was sich jetzt hier DDR-feindlich nennt. Daß wir in der Zukunft vielleicht wieder – was in letzter Zeit wirklich nicht so gut war wie schon zwei Jahre vorher – wieder ein bißchen mehr daraufkommen können, über Probleme zu reden.
     
    Schubert:
    Und zwar öffentlich. Daraus muß etwas Produktives entstehen.
     
    Krug:
    Gibt es denn keine Möglichkeit – Werner, das ist doch wirklich deine Arbeit –, da genauer hinzugucken, wenn jemand so einen Artikel schreibt wie den ersten nach Biermanns Rausschmiß? Kann man sich da nicht ‘n klein bißchen mehr Mühe geben mit der Auswahl des Schreibers und der Kontrolle dessen, was dann drinsteht? Muß das eine Gänsehaut auslösen bei Leuten, die Worten gegenüber sensibel sind? Du sprachst vorhin von einfachen Männern. Mir ist klar, daß einfache Leute leichter darüber hinweglesen und vielleicht sagen, aha, dem haben sie mal richtig in den Hintern getreten. Ich habe einige Stellen in diesem Artikel – große Schweinerei, muß ich sagen – bei Biermann vergeblich gesucht.
     
    Lamberz:
    Pardon: »Die Rote Armee hat uns einen Sozialismus serviert, der, halb Mensch, halb Menschenwelt, halb Tierreich war …«
     
    Wolf:
     … Halb Menschen bild war …
     
    Lamberz:
     … Halb Menschen bild , halb Tierreich war. Aber entschuldige. Was glaubst du, was die Leute sagen, die Tausende Kilometer, bis hierher, gezogen sind … Was das für ein Sozialismus war, der

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