Abgehauen
einzelne Erklärungen machen würden – das würde auch dieses Problem nicht ausräumen, daß ja unsere ursprüngliche Erklärung nicht bekannt ist.
Heym:
Sie müssen diese Erklärung abdrucken, Sie kommen nicht drum herum, Genosse Lamberz.
Lamberz:
Das weiß ich nicht. Erstens mal bin ich kein Alleinherrscher. Das ist wirklich bei uns anders, ja? Ich stimme einem zu, völlig zu. Hier sitzen alles so ernstzunehmende Leute, daß natürlich niemand sein Gesicht dabei verlieren kann. Das ist absolut berechtigt, und hier muß man einen Weg finden, der vielleicht von gegenseitigem Vorteil ist. Aber es kann nicht eine Wiederholung eines Protestes sein.
Krug:
Mit anderen Worten, darüber sind wir nicht hinaus? Der Satz, den wir unterschrieben haben, der das Wort »protestieren« enthält, kann nicht kommen?
Lamberz:
Ich könnte mir vorstellen, daß man durchaus sagt: wir haben eine unterschiedliche, oder ich habe eine unterschiedliche Meinung zu Biermann, ich halte diese Maßnahme nicht für richtig, ich sehe, daß meine Haltung mißbraucht wird, ja? Mein Verhältnis zu diesem Land ist so und so, und ich wende mich gegen den Mißbrauch.
Heym:
Wenn das in dieser Weise gemacht wird, dann schreit die ganze Welt: Die haben sich plattschlagen lassen.
Krug:
Was ich richtig finden würde: Das Originalding, das wir unterschrieben haben, müßte abgedruckt werden, darunter müßten alle Unterschriften stehen. Nicht in Grüppchen sondern meinetwegen alphabetisch hintereinanderweg. Darunter steht: Alle hier Unterzeichneten erklären – und dann kommt das, was zu formulieren wäre. Das ist eine saubere Sache. Und da brauchen wir keine Geschichten zu machen, die dann wirklich nach Umdreherei aussehen.
Lamberz:
Ich persönlich bin für eine schnelle Überwindung jeglichen Gruppengedankens und jeglicher Ausweitung.
Adameck:
So etwas würde ja bestätigen, daß hier Gruppenbildung vorliegt.
Lamberz:
Genau. Machen wir es so: Wir lassen die Diskussion sich fortsetzen. Sie diskutieren untereinander … Ich kann hier sagen, wir machen nichts. Aber es gibt Diskussionen. Es gibt seit heute vormittag neue Stellungnahmen. Die Leute haben vielleicht gestern Biermann im Fernsehen gesehen, andere haben sich’s überlegt. Ich weiß nicht, aber ich glaube, solche Stellungnahmen werden wir auch weiter entgegennehmen, ich bin davon überzeugt. Hier wurde von der Kraft des Faktischen gesprochen. Das ist in Bewegung, und das ist nicht durch eine administrative Festlegung gegenwärtig aufzuhalten. Das ist völlig klar. Und am Montag – ich weiß nichts von diesem Gespräch. Wenn es ein solches Gespräch gibt, um so nützlicher. Und dann könnte man sich erneut verständigen, nach diesem Gespräch.
Domröse sagt,
die Unterschriftenaktion müsse doch umgehend zu beenden sein, sie könne nicht glauben, daß sie sich noch wochenlang fortsetzen würde.
Lamberz:
Von wochenlang spricht ja niemand. Ich spreche von heute und morgen.
Schubert:
Da bin ich ja beruhigt.
Heym:
Zum Teil ist das sehr gut. Sie können ruhig die Stellungnahmen, die Sie heute gedruckt haben, fortsetzen. Die Menschen in unserer Republik sind gescheit genug, sich selbst eine Meinung über die Leute, die das tun, zu bilden. Und wenn wir dann so verfahren, wie wir heute besprochen haben, wie Manfred Krug das jetzt sehr gescheit formuliert hat, glaube ich, das würde die Sache entscheidend klären.
Wolf:
Du findest den am gescheitesten. Ich bin mir nicht so sicher, daß Genosse Lamberz den akzeptieren kann. Ich würde ihn auch gut finden, aber er scheint ihn nicht akzeptieren zu können aus Gründen, die ich mir vorstellen kann.
Lamberz:
Meine Furcht ist die, daß der Gedanke wächst, hier gibt es soundso viele Leute, die eine solche Meinung in dieser Frage haben, die jetzt erneut zusammentreffen und jetzt eine, eine Meinung haben und – was weiß ich – übermorgen bei einer weiteren Diskussion wieder zusammentreffen; denn auch darüber wird’s Debatten geben.
Thate sagt,
Lamberz spräche von einer Gruppe. Wenn der Verdacht einer Gruppe, einer Gruppenbildung zustande käme, dann ist es sozusagen eine Gruppe, die absolut für diesen Staat sei.
Plenzdorf:
Bei »Gruppe« denkt man immer an konterrevolutionäre Gruppe. Das ist der einzige Vorwurf, der hier noch nicht ausgesprochen ist.
Lamberz:
Also, ich hatte geglaubt, es gibt gar kein Interesse daran, als Gruppe zu
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