Abgehauen
zurückhaben.
Adameck:
Aber wenn du das zur Bedingung machst, das ist doch schizophren. Entweder haben wir uns hier unterhalten und haben euch mal gehört und ihr habt auch unsere Meinung gehört, zwar ohne hier eine Einigung erzielt zu haben … (Bandwechsel.)
Heym:
Was die Genossen unterschrieben haben, ist die Bitte an die Regierung, die Sache zu überdenken.
Lamberz:
Und der Protest.
Heym:
Und der Protest, jawohl. Weil eure Maßnahme falsch war, und weil wir als Bürger dieser Republik das Recht haben zu protestieren. Öffentlich zu protestieren.
Wolf:
Aber das geht jetzt alles wieder auf Sachen zurück, die wir schon hatten.
Heym:
Nein, ich will weiterkommen. Der Vorschlag von Christa ist richtig. Und das hat nichts mit Schizophrenie zu tun, mit Schizophrenie zu tun hat merkwürdigerweise die Nachrichtengebung in unseren Medien. Ich meine, daß es natürlich notwendig ist – schon damit das Volk auch vollkommen orientiert wird und zu unserer eigenen Ehre: Wir haben nicht etwas gegen die Republik unterschrieben, sondern für die Republik –, daß das veröffentlicht wird. In unserem NEUEN DEUTSCHLAND und über unser Fernsehen. Und dazu können wir dann eine Erklärung geben gegen den Mißbrauch, diese Bemühung, die natürlich zu erwarten war, weil wir eben in einem geteilten Land leben.
Lamberz:
Geteiltes Land?
Becker:
Das ist ein Wort, das wird der nie mehr los. Damit muß man sich abfinden.
Lamberz:
Das sind noch mehr Worte. »Von Deutschland nach Deutschland« und so weiter.
Heym:
Wollen wir hier eine Diskussion machen über die Nationale Frage? Das halte ich im Augenblick für zuviel.
Wolf:
Nein, aber jetzt mal wirklich. Also, ich halte diesen Vorschlag aufrecht, ich halte ihn für wichtig. Ich glaub schon auch, daß die anderen, die als erste unterzeichnet haben, sich in ähnlicher Weise dazu verhalten würden. Vielleicht. Das muß man erfragen. Man könnte also so etwas machen, und ich bin dafür, daß das jetzt gestoppt wird. Und ich bin dafür, etwas dafür zu tun, mit zu tun. Die Genesis, wie es dazu gekommen ist, das haben wir nun alles besprochen. Und da bleibe ich dabei, was hier auch gesagt wurde, was du gesagt hast. Das muß man jetzt nicht alles wiederholen, und es wird auch jetzt, wenn wir auseinandergehen, Punkte geben, wo wir eben nicht der gleichen Meinung sind. Macht nichts. Wir denken weiter darüber nach. Ihr auch. Aber jetzt geht’s darum, das jetzt heute – also heute oder morgen oder so – zu tun und zu erreichen.
Heym:
Ich würde noch einmal und noch einmal unterstreichen, daß Sie die Frage Biermann überdenken. Obwohl es hier schon um Größeres geht. Aber das hängt damit zusammen, ob es Ihnen nicht möglich ist, die Sache auf anständige Art rückgängig zu machen. Sie sagen da was von irgendwelchen Gesetzen, da müßte eine Lex Biermann sein. Unsinn. Stimmt nicht. Ein administrativer Schritt kann ebenso administrativ zurückgenommen werden. Sie können das begründen mit seiner Frau, Familienzusammenführung, was weiß ich, es gibt viele Begründungen. Aber ich gebe es Ihnen noch einmal zu bedenken, denn das wäre natürlich die vornehmste und eleganteste Art, die Sache aus der Welt zu schaffen. Und Sie würden dann die solide hundertprozentige Unterstützung aller Schriftsteller und Künstler in diesem Lande haben.
Lamberz:
Also ich glaube, a.) daß: – zumindest in diesem Kreise – sich alle darüber einig sind, die jetzige Unterschriftensammlung zu stoppen. Darüber gibt es Übereinstimmung?
Mehrere, viele, wohl alle:
Ja.
Lamberz:
Gut. b.): daß man einen Weg suchen sollte, um die Diskussion, die es gegenwärtig gibt, in der Form weiterzuführen, daß sie für alle Seiten nutzbringend ist. Wobei ich noch einmal sagen möchte: wir haben es – Kollege Heym, dann müssen Sie auch die DDR besser kennenlernen – gar nicht notwendig, irgendeinen Zornesausbruch zu organisieren. Jedes Volk ist reif, jedes Volk ist bewußt, jedes Volk hat seine Meinung. Und niemand kann das so organisieren, daß Manne Krug oder Hilmar Thate oder Frank Beyer auf irgendeiner Veranstaltung geschnitten werden oder daß sie dort keine Fragen gestellt bekommen. Was wir auch hier lenken können, ist, daß jemand die Dummheit macht, ja, die Dummheit, die politische Dummheit macht und persönliche Dummheit macht, irgend jemanden beruflich einzuschränken. Ich habe gestern schon gesagt: den holt der Teufel, wer so
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