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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Giuseppes Fenster, woraufhin auch Giuseppe ausstieg, um den Wagen herumging und sich auf den Platz setzte, den zuvor Donato eingenommen hatte, welcher wiederum den Gurt anlegte, mit der Linken das Lenkrad tätschelte und mit der Rechten den Rückspiegel einstellte. Das Spiegelbild zeigte ein lächelndes Gesicht und leuchtende Augen. Von diesem Moment an schloss ich die meinen, leierte inmitten eines Hupkonzerts Gebete herunter und erging mich in Mutmaßungen über die Anzahl der Todesanzeigen, die man im Corriere della Sera finden würde. Die Kanzlei Flacker, Grunthurst and Kropper trauert schmerzlich um Giuseppe Sobreroni, einen liebevollen Vater, treuen Ehegatten, equity partner und Leistungsträger, der auf tragische Weise in der Ausübung seiner Pflichten aus dem Leben gerissen wurde. Er hinterlässt zwei Kinder, eine Frau und vier Projekte. (Mit ihm verschied ein Mitarbeiter.) Mein gesamtes Leben glitt noch einmal an mir vorüber und drohte mich zu langweilen.
    »Tja«, sagt Donato und streicht sich die Haare glatt. »Das war nur ein Wägelchen, viel Schein und nichts dahinter. Ihr solltet mich mal im Z4 Roadster erleben. Da zieh ich den rumänischen Fensterputzern an den Ampeln einen sauberen Scheitel. Geschwindigkeit ist eine Haltung, kein Vergnügen. Stimmt’s, Giuseppe?«
    »Stimmt absolut, Donato. Und mit rumänischen Fensterputzern meinst du die Zigeuner?«
    Tiziano, den Giuseppe aus hierarchischen Gründen nicht mit uns hatte fahren lassen, steht am Check-in und fuchtelt herum, als würde er von einem Schwarm Bienen angegriffen.
    »Ich bin ein wenig früher da gewesen«, sagt er erhitzt. »Dann habe ich mich sofort angestellt, damit ihr schneller drankommt. Schaut euch nur die Schlange an.«
    Donato durchbohrt ihn mit einem eisigen Blick, mit dem er gleich darauf auch Giuseppe bedenkt. Wer ist dieser Volltrottel? Und wer ist der Armleuchter, der ihn mitgebracht hat? Giuseppe entziffert Donatos Fragen, schaut auf mich und signalisiert: Da ist der Armleuchter. Da steht er.
    »Tiziano«, sage ich leise. »Vergiss die Schlange. Wir haben Business Class gebucht. Siehst du den Schalter da hinten, wo niemand steht? Da müssen wir hin.«
    »Toll.«
    Tiziano eilt auf die Brünette mit dem Pferdeschwanz zu, die hinter dem Schalter mit dem Schild Emirates sitzt und ihn mit einem geschäftsmäßigen Lächeln begrüßt, während er im Gestus der Nachtschwärmer von Dennis Hopper einen Ellbogen auf den Tresen stützt. Er trägt einen eleganten blauen Anzug, frisch von der Stange, und schmale Lackslipper. Bevor er davongelaufen war, hatte ich noch das Diplomatenhemd mit den feinen schwarzen Streifen und dem eingestickten Monogramm bewundern können, dazu die schreiend gelbe Krawatte. Die Haare, die in einer Gelschicht versinken, sind platt nach hinten gekämmt. Ein mit der Präzision von Doktoren der Wirtschaftswissenschaften zurechtgestutzter Kinnbart fügt den knapp zwanzig Jahren, nach denen Tiziano aussieht, ein paar Monate hinzu. Jetzt kommt er zurück und erzählt mir ungläubig, dass man ihm soeben eine Zutrittskarte für die Business Lounge ausgehändigt habe.
    »Tiziano«, sage ich. »Wie zum Teufel hast du dich nur zugerichtet?«
    »Heute beginnt ein neues Leben.«
    Oh mein Gott.
    »Ach, Andrea, bevor ich es vergesse«, fügt er hinzu und kramt in der Hosentasche. »Ich wollte dich noch fragen, ob ich das hier auch erstattet bekomme?«
    Er hält mir einen Kassenbon unter die Nase.
    Total Euro 7.20
    Danke und auf Wiedersehen
    »Als ich auf euch gewartet habe«, fährt er fort, »habe ich mir einen Cappuccino, ein Croissant, einen Blutorangensaft und eine Rolle Pfefferminzpastillen gegönnt.«
    »Na ja, klar … Klar wird das auch erstattet.«
    »Toll.«
    Sorgfältig faltet er den Kassenbon wieder zusammen und steckt ihn in ein Innenfach seines Portemonnaies. Die erste Etappe einer Reise namens Spesenrückerstattung war geschafft. Ich schaue ihn mit einem ersten Anflug von Missmut an.
    Nachdem wir die Modalitäten des Check-in und die Kontrollen hinter uns haben, begeben wir uns in Richtung Lounge. Donato und Giuseppe gehen, in ein Gespräch vertieft, voran. Cardellini hat den Kopf gesenkt und denkt über Dinge nach, von denen ich lieber nichts wissen will. Tiziano läuft mir wie ein treuer Hund hinterher und lässt sich nur von einer Gruppe Stewardessen ablenken, die ein Stück neben uns hergehen und dann über eine Rolltreppe entschwinden.
    In der Lounge herrscht eine Atmosphäre unternehmerischer

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