Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
Vom Netzwerk:
–, der uns durch Gänge führt und Türen durchschreitet, die sich nur für uns zu öffnen scheinen. Der Mann hatte uns unten an der Gangway erwartet, in der Nähe einer weißen Limousine, die hinter dem Bus für die gewöhnlichen Fluggäste parkte. Er hieß uns in dem Wagen Platz nehmen, und wir fuhren die fünfzig Meter zum Flughafengebäude hinüber. Donato erklärte uns unterdessen, dass wir Gäste seien, und Gäste behandle man mit Respekt, weshalb es für uns weder Codes noch Kontrollen gebe, sondern nur einen Korb mit frischem Obst in der Emirates rest area , wo wir einzig und allein darauf warten müssten, dass andere Leute für uns die Formalitäten erledigten. Tiziano wagte es, nach dem Gepäck zu fragen, und bekam schallendes Gelächter zur Antwort.
    Während ich mich bemühe, mit dem Mann in Schwarz Schritt zu halten und zwischen Koffern und Gepäckkarren hinter ihm herzuflitzen, bemerke ich unter einer großen Palme neben den Toiletten einen älteren Mann, der mir bekannt vorkommt. Er verheddert sich – einen riesigen Seesack im Schlepptau und die PC-Tasche über der Schulter – in seinen eigenen Gliedmaßen.
    »Herr Ingenieur«, rufe ich. »Signor Carugato.«
    Der Mann unterbricht seine Pirouetten und hält nach dem Ursprung der Stimme Ausschau.
    »Hier, Herr Ingenieur. Hier.« Ich entferne mich von der Gruppe und gehe zu ihm.
    »Herr Anwalt. Signor Campi. Ich erinnere mich«, sagt er und gerät sofort wieder aus dem Gleichgewicht, als er mir die Hand schüttelt. »Was für ein Glück, Sie hier zu treffen. Projekt Dreifürzwei, richtig? Meyon & Tolsen wollte unbedingt, dass ich auch komme. Herr Ingenieur, Sie dürfen auf keinen Fall fehlen, Sie sind unser Leuchtturm , haben sie gesagt. Das haben die wirklich gesagt, Leuchtturm . Sie machen sich keine Vorstellung, was für eine anstrengende Reise das war. Aber jetzt müssen Sie mir helfen, denn ich kann einfach die Gepäckausgabe nicht finden. Das ist ja hier der reinste Höllenschlund.«
    »Kommen Sie, Herr Ingenieur, kommen Sie. Ich werde Ihnen Ihre Mitstreiter vorstellen.«
    Ich drehe mich um und rufe nach Giuseppe, der soeben in einem anderen Gang verschwinden will. Giuseppe stößt Donato an, der wiederum mit einem Pfiff den Mann in Schwarz anhält. Die Gruppe kommt zurück.
    »Donato. Giuseppe. Dies hier ist Ingenieur Carugato.«
    »Der große Carugato«, platzt Donato heraus. »Der Mann von Meyon & Tolsen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört, und zwar nur das Allerbeste. Ihre Erfahrung wird uns sehr zugute kommen. Der legendäre Carugato.«
    »Aber nicht doch, nicht doch.« Carugato weicht zurück. »Sie sind zu freundlich. Wir werden aber in jedem Fall in den nächsten Tagen …«
    Donato hört schon nicht mehr zu, sondern ist umgekehrt und nähert sich dem Mann in Schwarz, der mit einer langsamen Bewegung auf seine Uhr schaut. Giuseppe, der dem Ingenieur auf eine Weise die Hand geschüttelt hat, als hätte er gut darauf verzichten können, packt mich am Jackett und zieht mich hinter sich her.
    »Wir sehen uns in den nächsten Tagen«, kann ich gerade noch rufen, bevor der Ingenieur hinter einer Gruppe Japaner verschwindet, die dem zusammengeklappten Regenschirm über dem Kopf ihres Reiseleiters folgen.
    »Gepäck? Wo ist die Gepäckausgabe?«, höre ich in weiter Ferne die verzweifelten Rufe, mit denen der Ingenieur auf meine Abschiedsworte antwortet.
    Wieder sind wir im Laufschritt unterwegs. Ich bilde das Schlusslicht der Gruppe. Tiziano vor mir telefoniert, die Worte sprudeln fast unkontrolliert aus ihm heraus. Soeben gelandet. Alles bestens. Iranischer Kaviar, Mama, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Als wir abbiegen und unter einem Schild mit der Aufschrift Luxury Welcomes You hindurchkommen, werden wir verschluckt von einer Masse nackter Beine und schwellender Brüste, die sich am Rollband zur Emirates rest area versammeln. Zwanzig, dreißig, fünfzig Frauen. Große, blonde, wohlgestaltete. Manche gähnen, manche schminken sich, manche lächeln unverhohlen, manche kramen in der Tasche, manche telefonieren. Schönheiten, die sich auf der Tatsache ausruhen, solche zu sein.
    »Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn«, wiederholt Giuseppe in einem monotonen Rhythmus, als die Exemplare eines nach dem anderen an seinen Augen vorbeiziehen.
    »Neue Ware«, sagt Donato und nickt. »Russland, würde ich sagen. Möglicherweise Ukraine.«
    »Was haben wir doch für ein Glück«, fügt einer der beiden hinzu, vielleicht auch alle beide.
    Auf

Weitere Kostenlose Bücher