abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Bertis Wohnzimmer und wählte Karins Telefonnummer im Präsidium. Kaum hatte sie ihren Namen gesagt, fragte ich: »War Fritz Hoffstiepel jemals im Swinger-Club in Sprockhövel?«
»Maggie, bist du das?«
»Ja. War er? Und wenn du mich jetzt fragst, warum, dann dauert es länger.«
»Warum?«
»Ich suche eine Verbindung zwischen Sattelmann und Hoffstiepel. Könnte doch der Swinger-Club sein. Egal, ob der Mörder eine Frau oder ein Mann ist. Der oder die findet die Regel Alles kann, nix muss vielleicht gar nicht so witzig. Wer weiß, was da abgeht? Und wer weiß, wie möglicherweise die Ehe- oder Lebenspartner der Gäste das finden, wenn Erna mit einem wildfremden Mann oder der liebe Wolfgang mit einer wildfremden Frau … und …?«
»Das reicht. Das war lang genug. Nein, war er nicht. Wir haben das überprüft. Kannst du jetzt wieder ruhig schlafen?«
»Nicht wirklich. Aber gib zu, das war doch eine super Idee.«
»Hatten wir schon vor zwei Tagen. Tschüss.«
Ja, dann eben nicht. Ich ging zurück in den Kiosk. Wäre ja auch zu schön gewesen.
32
Für den Besuch bei Herrn Matti hatte Oma Berti mir freigegeben. Sie wollte solange mit Mia den Kiosk hüten. Bis zur Haftanstalt an der Krümmede fuhr ich den Wagen, dann quetschte sich Berti hinters Steuer, und Mia lächelte mir gequält zu. Die Arme, sie wusste, neben wem sie saß. Ich winkte den beiden hinterher, als der schwere Kombi mit durchdrehenden Reifen am Blumenfriedhof vorbeischoss. Wie sie, ohne aus der Kurve zu fliegen, heile über den Bahnübergang, der in einer engen Linkskurve lag, kam, war mir ein Rätsel. Ich hörte schrilles Hupen und quietschende Reifen. Kein Knall, kein Blech auf Blech. Ich ging beruhigt zum Besuchereingang und erledigte die Formalitäten.
Herr Matti empfing mich mit sorgenvoller Miene.
»Frau Margret. Was ist denn los?«, sagte er ohne Umschweife. Unsere Zeit war begrenzt, und wir wollten uns beide nicht mit dem Austausch von Höflichkeiten aufhalten. Ich legte seine Dosis Schokoriegel auf den Tisch, die Tüte Gummibärchen obendrauf und erklärte ihm haarklein, was genau in den letzten Tagen losgewesen war. Er hörte mir zu, aß schweigend ein Gummibärchen nach dem anderen und wenn er nicht kaute, summte er finnische Tangos. Nach 22 Minuten atemloser Berichterstattung über tote Ehemänner mir bekannter Frauen, einen ermordeten Anwalt, die abgehackte Hand, Omas These, die mir nicht aus dem Kopf ging, und Winnies wenig freundliches Verhalten, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und schwieg. Herr Matti nahm das letzte Gummibärchen aus der Tüte und schob es sich in den Mund. Sein Blick wanderte zur Neonlampe an der Decke, dann über die Glasbausteine in der Wand. Ich schaute auf die Uhr. Noch vier Minuten. Es wurde langsam Zeit, dass er mal was sagte. Noch drei Minuten 30 Sekunden. Bitte!
Endlich knüllte er die leere Gummibärchentüte zusammen und sagte: »Es liegt vor Ihrer Nase, wissen Sie das?«
»Was liegt wo?«
»Vor Ihrer Nase. Der Zusammenhang. Das, was Oma Berti sagt.«
»Und das wäre?«
Matti summte wieder und wirkte wie in Trance – höchste Zeit, mein finnisches Gummibärchen-Orakel in die Realität zurückzuholen.
»Matti!«
Er schob die Schokoriegel auf dem Tisch hin und her und sagte: »Wo hat alles angefangen?«
»Was?«
»Das erste Ereignis«, sagte er langsam und faltete sorgfältig die leere Gummibärchentüte wieder auseinander.
»Erstes Ereignis? Bad Camberg. Die Hand«, sagte ich verständnislos. »Aber das war Bad Camberg. Das ist total weit weg. Was hat das damit zu tun?«
»Alles, fürchte ich. Dann, sagten Sie, starb der Mann von Frau Carmen. Kurz, nachdem sie aus Bad Camberg zurückgekommen ist. Dann?«
»Dann Mia Hoffstiepels Mann und gleichzeitig verschwand Sattelmann und starb vermutlich am selben Tag oder einen Tag nach Fritz Hoffstiepel.«
»Etwas fehlt noch.«
»Der Rettich. Der Rettich starb, als ich aus Bad Camberg zurück war.«
»Also ist die Verbindung?«
»Ich?«
»Nein! Bad Camberg«, sagte der Wachbeamte, ungeduldig über meine Begriffsstutzigkeit. Wir drehten uns beide zu ihm um. Er lehnte lässig in der offenen Tür. »Es sieht so aus, als hätte Herr Matti Recht, Frau Abendroth. Das, was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich, ist die Lösung.«
»Sagt wer?«, fragte ich und schaute vom einen zum anderen.
»Sherlock Holmes«, sagten beide gleichzeitig.
»Sherlock Holmes … toll! Aber was soll das denn, die Männer haben doch alle nix
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