abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
dem Hund an Sattelmanns Tür hab’ ich tatsächlich von den beiden gehört. Mensch, die beiden quatschen, wie der Tag lang ist. Über alles, von Aids über die strategischen Fehler bei der Aktion Desert Storm bis hin zur Wahrheit über Zarathustra und den Ausgang der WM. Den ganzen Tag: Blahblahblah. Manchmal hör’ ich zu und manchmal nicht.«
»Aha.«
Winnie war immer noch nicht aufgetaucht. Ich wälzte Herrn Mattis Worte in meinem Kopf hin und her.
»Karin, warum rufst du nicht Carmen Sawatzki oder Mia Hoffstiepel an und gibst schon mal Gas mit den Ermittlungen?«
»Ich warte lieber, bis Winnie hier ist. Ich kann doch nicht einfach so, nur weil du es sagst, die Leute verrückt machen.«
Wer nicht will, der hat schon. Karin war erleichtert, als ich endlich ging. Warten, bis Winnie wieder da ist? So verdient man sich keine Sterne, meine Liebe.
Die ganze Strecke bis zum Kiosk legte ich im Laufschritt zurück. Es war, als hätte ich den alten Kostnitz im Nacken sitzen – Fakten, Fakten, Fakten – jetzt aber dalli.
Schon von Weitem sah ich Oma Bertis Kopf in der Luke. Ich winkte und rief: »Ich muss telefonieren, schnell! Du hattest recht, seit Bad Camberg haben wir die Pest am Hacken.«
Jetzt tauchte auch Mias Kopf auf.
»Ich muss telefonieren«, wiederholte ich. »Mit Rita, mit Carmen. Mit dir muss ich auch reden, Mia. Ich muss wissen, was die Forelle über euch alle weiß.«
Ich stand japsend vor dem Kiosk, aber Oma Berti schob mit lautem Knall das Holztürchen zu. Fast hätte sie mir die Finger eingeklemmt. Ich war sprachlos. Aber regelrecht fassungslos war ich, als Berti aus dem Seiteneingang des Kiosks geschossen kam, direkt auf mich zu, und schimpfte: »Maggie Abendroth! Ich will dich hier in den nächsten Tagen nich’ mehr sehn!«
»Was ist denn los, Berti?«
Was hatte ich verbrochen? Hatte Winnie ihr doch gepetzt, dass ich das mit der Adoptiv-Oma rausgeplappert hatte? Was Schlimmeres konnte mir gar nicht passieren. Vor allem jetzt.
»Wat los is? Herrmanns und Borowski hasse bestochen, für dich zu spionieren. Wat meinze, wat der Winnie mit denen gemacht hätte, wenn der dahinter gekomm wär, dat die durch fremde Gärten schleichen! Ich hab’ denen gesacht, se sollen zu ihm hingehn. Die ham mir erzählt, dat du die angestiftet has, dem Sattelmann hinterherzuspionieren, weil du’ne Belohnung wolltes. Und der Winnie sucht schon mit Haftbefehl nach denen!«
»Die haben ihre Aussage doch längst gemacht. Ist doch alles okay. Die haben nämlich …«
»Geh mir ausse Augen. Brings hier alle in Schwulitäten. Du bis doch ein ungrades Stück Fleisch. Allet hinter mein Rücken!«
Ich war vor Oma Bertis Wutausbruch ein paar Schritte zurückgewichen und stammelte:»Jetzt warte doch mal. Lass mich doch erklären … Ich hätte das ja selbst gemacht, aber dann ist Mias Mann gestorben und … Die werden nicht mehr gesucht, jetzt …«
»Brauchs mir nix mehr zu erklären.« Sie ging mit gebeugtem Rücken in den Kiosk zurück und knallte die Tür hinter sich zu.
Da stand ich dann vor der Bude und schnappte nach Luft. Nach ein paar Sekunden kam Mia aus der Tür und fragte leise: »Was ist denn?«
»Ach, ich hab’ … Ach, egal, erzähl’ ich dir später. Ich muss dich was fragen, Mia: Was hast du der Schröder-Fröse erzählt? In Bad Camberg. Was?«
Mia schaute mich misstrauisch an und fragte: »Wozu willst du das wissen?«
»Es könnte erklären, warum dein Mann tot ist. Bitte – ich brauche keine Einzelheiten. Ich will nur wissen, ob du ihr …«
»Ja, alles«, fiel sie mir ins Wort, »über meine Ehe, wie mein Mann angefangen hat zu trinken und so weiter. Sie war sehr verständnisvoll. Es hat mir gutgetan.«
»Okay. Danke.«
»Was ist denn? Maggie, weißt du irgendwas?«
»Nee, noch nicht richtig. Bleib du mal bei Oma. Tschüss.«
Mia ging zurück in den Kiosk. Als ich gerade um die Ecke bog, sah ich auf der anderen Seite Herrmanns und Borowski vorbeistolzieren.
»He, Herrmanns, Borowski. Moment mal!«
Kaum hatten sie mich bemerkt, gaben sie Fersengeld. »Ej, ihr beiden!« Aber sie waren schon um die nächste Ecke verschwunden. Ihnen hinterherzurennen, wäre pure Zeitverschwendung. Ich musste dringend telefonieren. Ich rannte die Königsallee hinunter, zurück in Richtung City. Schon auf Höhe der Unterführung am Bermudadreieck bekam ich Seitenstiche. Als ich in Wilmas Salon stolperte, keuchte ich ein kurzes »Hallo« und verschwand mit dem Telefon in der Teeküche. Noch auf dem Weg
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