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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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    »Blaschke, du bist doch nicht etwa verknallt?!«
    »Bin ich. Und wie. Du bist die Zweite, die es erfährt.«
    »Ist ja toll.«
    »Und wie toll. Solltest du auch mal probieren.«
    »Bei Gelegenheit. Und, ist es was Ernstes?«
    »Es ist ein Russe. «
    »Aha.«
    »Ein Tänzer. Du kannst dir nicht vorstellen, wie unglaublich der ist. Er sieht rasend gut aus … ach …«, schwärmte er.
    »Und er geht dir vermutlich nur bis zum Bauchnabel und ist hoffentlich volljährig. Wie heißt das Wunderkind? Baryshnikov Junior?«
    »Nikolaj Andrejewitsch Besuchow aus St. Petersburg. Oh Maggie, er ist … der Wahnsinn. Wir haben uns auf der Tanzfläche nur angeschaut und wumm …«
    Das also sind Winnies tolle Neuigkeiten aus Köln. Oma Berti hätte mich ruhig ein bisschen darauf vorbereiten können. Ein leichtes Magenziehen wollte mich noch vor mir selbst warnen, aber es war bereits passiert. Ich konnte den tanzenden Samowar jetzt schon nicht mehr ausstehen. Und Winnie in seiner so plötzlich auftretenden, ungewohnt schwärmerisch-enthusiastischen Art war mir gänzlich fremd.
    »Du sagst ja gar nichts, Maggie. Freust du dich denn gar nicht für mich?«
    »Doch, doch, natürlich. Ich bin bloß … wegen der abgehackten Hand und so … Dein Russe ist bestimmt ganz toll russisch, mit hohen Wangenknochen und sehr gelenkig …«
    »Und so nett. Und stell dir vor, er kann kochen!«
    »Supi. Weswegen ich eigentlich anrufe, Winnie … weißt du, wo Wilma steckt?«
    »In Rom. Foto-Shooting«, sagte Winnie merklich kühler.
    »In Rom. Foto-Shooting«, wiederholte ich.
    »Ist die Verbindung so schlecht, oder warum wiederholst du alles? Ja, in Rom. Sie macht das Styling für... ach weiß nich’ mehr genau, für die Amica oder so. War ein spontanes Angebot von einem befreundeten Fotografen, da wollte sie nicht nein sagen. Es gibt richtig viereckiges Geld dafür.«
    »Ein Kölner Fotograf?«
    »Glaub’ schon. Sie ist morgen irgendwann zurück. Wird sie dir alles bestimmt haarklein erzählen. Ach, ich weiß, er wird dir gefallen, Maggie.«
    »Wer?« Ich war kurz davor, bei dieser Konversation aus der Kurve zu fliegen. Wilma ist mit einem befreundeten Kölner Fotografen in Rom!? Welche gottverdammten Fotografen kennt Wilma in Köln? Na ja, als ehemaliges Model jede Menge, aber plötzlich setzte sich ein hässliches Puzzle in meinem Kopf zusammen. Reitmeier, der meine Telefonnummer hatte. Der Knipser in Köln, der den Rettich natürlich auch kannte und die Telefonnummer von Wilma hatte. Es war wie Tetris – alle Informationsblöckchen fielen exakt in eine Reihe.
    »Maggie, bist du noch dran?«
    »Ja, ja. Ich bin noch dran. Winnie, ich muss jetzt Schluss machen. Sorry, Berti klopft an der Tür. Dein Baryshnikov ist bestimmt ganz toll. Congratulations. Tschüss, bis morgen. Kannst mir ja dann alles erzählen.«
    Ich bemerkte, dass ich eine brennende Zigarette in der Hand hielt. Ein Blick zum rot blinkenden Rauchmelder an der Decke ließ mich vom Bett hochfahren. Ich hechtete ins Bad und ließ sofort Wasser über die Glut laufen. Die Zigarette weichte auf, Asche und Tabakkrümel wurden vom Wasserstrudel mitgerissen. Zuletzt quetschte ich wütend den durchgeweichten Filter durch das Abflusssieb.
    Als ich aufschaute, hoffte ich, durch das Wiedererkennen meiner Gesichtszüge im Spiegel so etwas wie Halt zu finden. Meine Zornesfalte in der Stirn war so tief wie der Sankt-Andreas-Graben und die Worte: DEINE FREUNDIN WILMA IST MIT DEM KNIPSER NACH ROM GEFLOGEN. DEINE FREUNDIN WILMA IST MIT DEM KNIPSER NACH ROM GEFLOGEN. DEINE FREUNDIN WILMA … schwappten als Riesenwelle über mich hinweg. Aufhören, sofort aufhören! Ich hielt mir sinnloserweise die Ohren zu – und die Stimme in meinem Kopf verdichtete sich zu einem fiesen hohen Pfeifton, der meine Zahnnerven in Schwingungen versetzte.
    Ich stolperte aus der Tür und rannte die Treppe hinunter. In der zweiten Etage prallte ich beinahe mit der grünen Rita und Fox Mulder zusammen.
    Warum, um alles in der Welt, fand ich mich neuerdings alle paar Monate in einem Meisterwerk von Edvard Munch wieder?
    Ich kam erst wieder auf dem Hochsitz zu mir, als ich mich schreien hörte: »ICH BRING EUCH BEIDE UM! WICHSER KNIPSER! WILMA, DU VERRÄTERIN! WIE KANNST DU MIR DAS ANTUN!«
    Oma im Himmel, tu was!
    »Frau Abendroth? Geht es Ihnen gut?«
    »WAS!«
    »Erschrecken Sie nicht, ich bin’s, Sibylle Schröder-Fröse.«
    Ich schnellte von der Holzbank hoch und schaute vom Hochsitz herunter. Da stand die

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