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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Rücksitz, kurz vorm Synapsenkollaps, und sah den Papierfetzen hinterher, die ich aus dem Fenster warf. Die Visitenkarte von Fox Mulder, die er mir in letzter Sekunde trotz meiner heftigen Gegenwehr noch zugesteckt hatte, verteilte sich gerade in der Höhe von Limburg auf der A3. Die Visitenkarte von Rita Thiel ereilte dasselbe Schicksal kurz vor Köln. Das Einzige, woran ich mich verzweifelt klammern konnte, war der Gedanke, den Rettich am Dienstag in Köln zu treffen und einen Vertrag zu unterschreiben. Dieser Gedanke wirkte wie Kühlwasser in meinem überhitzten System.
    Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen öffnete, standen wir in Stiepel vor dem Haus der Familie Kostnitz. Müde verabschiedete ich mich von Oma Berti. Sie lud mich ein, später bei ihr zum Abendessen vorbeizukommen, was ich dankend ablehnte. Winnie hob meine Reisetasche aus dem Auto und wollte mit mir zur Tür gehen. Aber ich wollte nur noch alleine sein, vielleicht den Kater kraulen, ein heißes Bad nehmen und ins Bett fallen.
    »Maggie, ich wollte dir noch was sagen«, druckste Winnie herum. Ich nahm meine Tasche und schleppte mich durch den Vorgarten in Richtung Haustür. »Hat das Zeit bis morgen? Bitte.«
    »Nee, wär’ schon wichtig …«
    Ich winkte ab und kramte nach meinem Haustürschlüssel.
    »Tschüss Winnie, und danke. Bis dann.«
    »Was ist denn los mit dir? War Oma so schlimm?«
    »Ach, Quatsch. Nix ist los … bin einfach nur müde.«
    »Na dann, gute Nacht.«
    Ich schloss die Tür auf und betrat mein 180-m2-Asyl, warf die Reisetasche in den Flur und schaute kurz ins Wohnzimmer, ob Dr. Thoma auf dem Sofa lag. Vom Kater keine Spur. Also ging ich direkt hinauf ins Bad.
    Eine duftende Dampfwolke schlug mir entgegen. Aus dicken Schwaden kam ein empörter Schrei. Ich sprang zurück und schlug erschrocken die Tür zu. Jemand Fremdes saß in meiner Badewanne! Ich rannte den Gang entlang zur Frontseite des Hauses und riss das Flurfenster auf. Winnies altes Saab-Cabriolet stand mit laufendem Motor vor dem Haus, und er lehnte lässig an der Fahrertür.
    »Winnie! Da ist ein fremder Mann in meiner Badewanne, Winnie! Winnie!«
    »Das ist kein Fremder. Das ist Niki.«
    »Welcher Niki denn?!«
    »Nikolaj Andrejewitsch Besuchow, bitte schön. Guten Abend«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Ich fuhr herum und schaute auf die edelsten Wangenknochen und in die schönsten Tatarenaugen, die ich je in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Aus seinen halblangen, blonden Haaren tropfte das Badewasser.
    Der nasse Russe drängte sich neben mich ins offene Fenster und winkte zu Winnie hinunter:»Dobri wetscher, Winnie!«
    Winnie warf lachend Kusshändchen zurück.
    »Do skorogo, Winnie!«
    »Poka, Nikolaj!«
    Ich stieß mich vom Fensterrahmen ab, machte einen Schritt rückwärts und trat prompt meinem Kater auf den Schwanz. Dr. Thoma fauchte. Bevor ich auch nur Papp sagen konnte, hatte der Russe sich anmutig umgedreht und das Mistvieh sanft vom Boden aufgehoben, ohne dabei das um seine schlanken Hüften geschlungene Badetuch zu verlieren. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen langte Dr. Thoma ihm nicht mit allen verfügbaren Krallen ins Gesicht, sondern ließ sich alles schnurrend gefallen. Der Russe wiegte den Kater wie ein Baby in seinen muskulösen Armen und murmelte irgendwas auf Russisch, was dem Kater ein noch tieferes Brummen entlockte. Dann klappte die Badezimmertür wieder zu, und ich stand allein am offenen Fenster. Der Saab war längst um die Ecke verschwunden, als mir klar wurde, dass ich soeben Winnies große Liebe kennengelernt hatte. Hatten sich die beiden gerade auf Russisch angeturtelt?!
    Ich knallte das Fenster zu und ging in Richtung Treppe. Vor der Badezimmertür blieb ich kurz stehen und rief: »Mach nur weiter so, Dr. Thoma.«
    Der Russe drehte das Wasser auf. Ich widerstand dem dringenden Bedürfnis, die Schönheit auf der Stelle in der Badewanne zu ersäufen, und ging die Treppe hinunter. Was hatte ich denn erwartet? Einen Breschnew? Einen Stalin? Ein Rasputin wäre zur Not auch gegangen. Stattdessen sucht sich mein Sherlock Holmes eine Sahneschnitte aus, die ich auf dem Schwarzmarkt für einen nagelneuen Porsche hätte eintauschen können.
    Ich brauchte dringend Espresso und Zigaretten. Vielleicht würde sich das alles hier als Halluzination herausstellen, wenn ich erst mal die richtige Dosis Gift in meinen Körper gepumpt hatte. Ich war definitiv auf Entzug, denn die ganze Fahrt über hatte ich in Winnies

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