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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Auto nicht rauchen dürfen. Pinkelpause hatte es auch keine gegeben, denn Oma Berti hatte es plötzlich sehr eilig gehabt, nach Hause und in ihren Kiosk zu kommen. Vermutlich, um umgehend eine Standleitung nach Bad Camberg legen zu lassen. Sie würde den armen Onkel Walla und die abgehackte Hand im Auge behalten, bis das Rätsel gelöst war.
    In der Küche traf mich endgültig der Schlag: Die Küche war so sauber wie nie. Kein Stäubchen auf den Regalen, der Fußboden blitzblank, die Fressnäpfe von Dr. Thoma strahlten in hunderprozentiger Keimfreiheit und prangten auf einem neuen Platzdeckchen aus Plastik. Darauf waren Mäuse abgebildet! In putzigen Posen! Die Kochplatten auf dem Herd hatten keinen Trauerrand mehr, und es hingen saubere Handtücher an der Küchentür, an der jemand geschmackvolle Haken aus gebürstetem Stahl angebracht hatte.
    Ich öffnete alle Küchenschränke – Tassen sortiert, Teller ordentlich gestapelt! Ich zog alle Schubladen auf und geriet beim Anblick fein säuberlich getrennten Essbestecks langsam in Panik. Und dann sah ich das Unglück direkt vor mir:Meine kleine Espressokanne von Bialetti stand blinkend und blitzend restlos hochglanzpoliert zwischen frischen Kräutertöpfen auf dem Fensterbrett. Bitte, alles, bloß das nicht! Der Russe hatte meine Bialetti geschrubbt! Von außen und von innen! Die ganze hart erarbeitete Kaffee-Patina, die mich davor bewahrt hatte, eine Aluminiumvergiftung zu bekommen, war verschwunden, dafür stank die Kanne nach Politur. Die Bialetti in die Spüle werfen und das Wasser aufdrehen war eins.
    In einem penibel sortierten Wandschrank – alles war so angeordnet, dass man die Etiketten einwandfrei lesen konnte – fand ich endlich Espressokaffee … in einer Dose! Aber meinen allerwertvollsten Besitz fand ich nicht: meine Prinz-Charles-Tasse mit dem angeklebten Segelohr. Ich durchwühlte den restlos sauberen Mülleimer, den hygienisch einwandfreien Sammelbehälter für den Glascontainer und machte auch vor dem Wandschrank, in dem Schrubber, Besen und Eimer korrekt wie die Russische Armee salutierten, nicht Halt. Mein Herzens-Royal blieb verschwunden.
    »Baryshnikov! Wo ist meine Tasse!?«, rief ich durchs ganze Haus, bekam aber statt einer Antwort nur das Rauschen von Wasser aus dem Badezimmer zu hören. Der Einzige, der geruhte, Notiz von mir zu nehmen, war Dr. Thoma, der sich in die Küche geschlichen hatte und ratlos auf seine blanken Fressnäpfe schaute. Automatisch öffnete ich die Kühlschranktür, um irgendwas aus meinem Fundus abgelaufener Lebensmittel rauszuholen. Das sollte ja nicht schwer fallen, drei Wochen sind eine lange Zeit. Aber da war nichts, was ein abgelaufenes Haltbarkeitsdatum vorweisen konnte.
    »Tja, Pech gehabt, Dickmops. Ich freu’ mich übrigens auch, dich zu sehen. Wenn du was zu essen haben willst, fang’s dir draußen oder frag deinen Bademeister«, sagte ich und warf die Kühlschranktür wieder zu. Dr. Thoma schaute erst enttäuscht den Kühlschrank an, dann mich.
    »Das ist die Strafe für deine Bestechlichkeit.«
    Er sprang auf die Arbeitsplatte und blinzelte mich an. Glaubte er etwa, er hätte von da aus mehr Chancen, mich mit seinem Straßenkater-Charme einzuwickeln? Ohne seine Flirtversuche weiter zu beachten, setzte ich einen Topf mit Wasser auf, fand Gott sei Dank eine Packung Spaghetti und Parmesankäse und widmete mich meinem Abendessen. Dr. Thoma bewies ein ungeheures Stehvermögen und blieb so lange steif wie eine Buchstütze auf der Arbeitsplatte sitzen, bis ich ihm endlich eine kleine Portion olivenölgetränkter Spaghetti in seinen Fressnapf tat. Er roch daran, langte mal kurz mit einer Kralle in die warmen Nudeln, rümpfte die Nase und schob steifbeinig aus der Küche.
    Als ich die Reibe für den Parmesan suchte, sah ich, warum der Kater plötzlich unserem Lieblingsabendessen nichts mehr abgewinnen konnte: In dem Hängeschrank, den man eigentlich nicht aufmachen konnte, ohne von einer Lawine Tupperdosen erschlagen zu werden, fand ich, fein säuberlich gestapelt, 20 Dosen Sheba.
    Das reicht! Der Russe hat meinen Kater korrumpiert. Mit russischem Kalinka-Liebesgesäusel und Platzdeckchen mit Mäusen drauf – und er hat ihn mit Sheba angefixt. Und wie es aussieht, hat er auch Winnie bereits komplett um den Verstand gebracht. Hat man so was schon gesehen? Winnie Blaschke wirft Kusshändchen?! Auf offener Straße!
    Hat der klassische Entsetzensschrei »Die Russen kommen!« einen völlig anderen Hintergrund?

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