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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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alarmiert. Sie richtete sich auf, stemmte ihre linke Hand in die Hüfte, drehte sich um und brachte ihre Füße elegant in Standbein-Spielbein-Position. Dabei ließ sie ihre messerscharfe Jaguar Convex Flex aus Japanstahl lässig um den Zeigefinger ihrer rechten Hand rotieren und sagte:»Hi, Maggie, hab’ dich gar nicht reinkommen sehen. Gut siehst du aus … tolle Kur gehabt? Sorry, bin eben erst aus Rom zurück, und der Salon ist rappelvoll, siehst du ja. Ich ruf’ dich heute Abend an.«
    Das war jetzt nicht ganz die Reaktion, die ich erwartet hatte.
    »Ich glaub, ich habe dich nicht richtig verstanden.«
    Wilma hatte sich schon wieder über den Kopf ihrer Kundin gebeugt und sagte in provozierend harmlosem Ton: »Was ist los, Maggie, jemand gestorben?«
    »Teeküche?!« Mit dem Lauf meines imaginären Revolvers wies ich lässig auf die Tür zur Teeküche. »Muss ja nicht vor allen Leuten sein.«
    »Ich habe keine Zeit. Egal, was es ist, es muss leider bis heute Abend warten. Und falls du mir erzählen willst, dass Winnie verknallt ist, sorry, ich weiß es schon.«
    Schwang da etwa Häme mit?
    »Sieht der Typ nicht rattenscharf aus? Winnie ist ein Glückspilz.« Wilma schnippelte in einem Affenzahn weiter an der Mähne ihrer Kundin herum. Es war mir ein Rätsel, wie sie dieses Tempo hielt, vor allem bei ihrem waghalsigen Balanceakt auf zwölf Zentimeter hohen, neuen (!) Riemchensandalen von Jimmy Choo (wahrscheinlich ein Souvenir aus Rom!). Selbst Edward mit den Scherenhänden wäre angesichts ihrer Virtuosität vor Neid erblasst. Und nebenbei behielt sie auch noch alles im Auge, was im Salon sonst noch so lief. Aber ich war nicht hier, um Wilmas Haarschneidetechnik zu huldigen – ich war hier, um mich mit ihr zu streiten, und zwar gründlich.
    Ich setzte mich auf einen der Sessel in der Wartezone. Das Lehrmädchen wagte sich bis auf drei Schritte heran und bot mir Kaffee an. Ich nickte. Wilma beobachtete mich aus den Augenwinkeln, das konnte ich ganz genau sehen. Ich suchte mir die neueste Allegra aus dem Zeitschriftenständer und blätterte, bis ich zu einer Fotostrecke gekommen war, die der Knipser gemacht hatte, riss die Seiten mit einem heftigen Ruck heraus, ließ sie auf den Boden fallen und nahm die Amica zur Hand, um hier dasselbe Ritual zu zelebrieren.
    Das Lehrmädchen zitterte, als es die Kaffeetasse auf den zierlichen Nierentisch stellte. Sie wollte die herausgerissenen Seiten vom Boden aufheben, aber ich stellte demonstrativ meinen Fuß auf die bunten Blätter. Das Mädel schaute zu Wilma, Wilma schaute mich an.
    Ratsch! Und wieder ein paar Seiten eliminiert. Zur Stärkung nahm ich zwischendurch einen Schluck Kaffee und grinste Wilma an. Weil sie immer noch nicht reagierte, nahm ich die Vogue in die Hand, von der ich wusste, dass in dieser Ausgabe ein Artikel von der von mir am meisten geschmähten Autorin drin war. Die würde auch gleich in hohem Bogen aus dem Heft fliegen, nicht weil sie schlecht schrieb, ganz im Gegenteil, sondern weil der Knipser die Coverfotos für ihre Bücher machte.
    Ich war gerade richtig in Schwung gekommen, als Wilma auf mich zugeschossen kam, das Lehrmädchen, das immer noch mit offenem Mund dastand, an die Seite schob, mich am Ärmel meiner Jeansjacke vom Sessel hochzerrte und in die Teeküche schleifte.
    »Die nächsten 15 Minuten gibt es hier keinen Kaffee!«, und rumms schlug sie die Tür hinter uns zu.
    »Was ist los?« (Standbein-Spielbein)
    »Sprich zu mir«, eröffnete ich die Partie Zickenschach (Standbein-Spielbein/Arme vor der Brust verschränkt), »erzähl mir mal frei von der Leber weg, wie es dazu kommt, dass du mit dem Knipser – falls du dich erinnern kannst, meinem Ex – nach Rom fährst. Ich hoffe für dich, dass du ernsthaft bedroht worden bist.«
    Wilma stellte seelenruhig zwei Espressotassen in die Kaffeemaschine, drückte auf den Knopf und sagte, ohne mich dabei anzusehen: »Zweieinhalbtausend Euro nenne ich zwar keine Bedrohung, aber es hat die Entscheidung beeinflusst, das gebe ich zu.«
    »Aha, mein Kurs ist also gestiegen, von zehn Silberlingen auf zweieinhalbtausend Euro. Da bin ich ja beruhigt, mein Judas.«
    Die Kaffeemaschine spuckte schnorchelnd die letzten Reste Kaffee in die Tassen.
    »Heilige Mutter Gottes! Ein Job, Maggie. Nur ein Job. Reg dich mal ab!«
    »Nee! Wilma, wie konntest du nur? Wessen Freundin bist du eigentlich?«
    »Ich bin deine Freundin. Seit der ersten Klasse. Was hat sich denn jetzt geändert? Hab’ ich die

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