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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Privatsphäre mehr. Und übrigens …«
    Wilma stand mit den Scherben in der Hand vor mir und blinzelte sehr angestrengt.
    »Na gut«, unterbrach sie mich, warf die Scherben in den Mülleimer und stellte zwei heile Espressotassen in die Maschine, »das mit den Zimmern hat er abgezogen, wie immer. Aber mal ehrlich Maggie, traust du mir zu, so tief zu sinken? So tief, dass ich meine Finger nicht vom Ex meiner besten Freundin lassen kann? Ich kenn’ den leider schon genauso lange wie du. Wie blöd müsste ich da sein? Und im Übrigen … Ich kann machen, was ich will und mit wem ich will. Ich muss das nicht von dir absegnen lassen. Und wenn ich in Rom einen Job mit deinem Ex machen will, dann mach’ ich das. Weil ich ein Profi bin.«
    »Aha! Du bist also ein Profi? Und was bin ich?«
    »Willst du es ganz genau wissen?«
    »Wo ich schon mal da bin!«
    »Eine jämmerliche, verwöhnte Ex-Fernsehtussi, die nicht einsehen kann, dass ihr Leben sich geändert hat. Die ihrer goldenen Mastercard hinterherflennt. Die den ganzen Tag auf einer Couch liegt, die ihr nicht gehört, in einem Haus, das ihr nicht gehört, und sich in Mitleid suhlt, anstatt sich einen Job zu suchen und ihrem Vermieter mal Dampf unterm Hintern zu machen. Buhuhu – Maggie hat keine Schuld. Ja, dein Kerl hat dich verlassen – das passiert Millionen Frauen auf der ganzen Welt, jeden Tag. Nur bei Frau Abendroth ist es was ganz Besonderes. Maggie Abendroth will aller Welt verbieten, mit ihrem Ex auch nur zu reden. Maggie hat eine Bannmeile gezogen, Sippenhaft inklusive.«
    »Ich will wissen, auf wessen Seite die Leute stehen. Das kann ich doch wohl verlangen.«
    »He! Du reißt seine Fotos aus Modeheftchen! Meinen Modeheftchen! Hast du sie noch alle? Komm mal runter von deinem hohen Ross. Du bist erbärmlich egoistisch. Du jammerst! Und zwar schon viel zu lange. Und das, meine Liebe, kann hier bald wirklich keiner mehr ertragen! Vor allem nicht die Leute, die dir helfen wollen! Noch hast du Freunde.«
    »Komm mir nicht so!« Was Klügeres fiel mir als Erwiderung gerade nicht ein, und es zeigte bei Wilma auch keine Wirkung. Sie stürzte den heißen Espresso in einem Zug herunter und holte zum letzten Schlag aus: »Und wo wir schon mal dabei sind, Maggie. Hör meinen Rat: Krieg deinen Arsch hoch und wirf mal wieder einen Blick über den Tellerrand deines kleinen, langweiligen Jammertals!«
    Ich riss die Tür auf und ging mit letzter Kraft, aber hocherhobenen Hauptes, aus dem Salon. Brich dir die Hacken in deinen Jimmy Choo’s!
    Mein Magen flatterte, und ich war kurz davor, lang auf dem heißen Pflaster aufzuschlagen. Meine Beine wollten mir nicht mehr gehorchen. Noch nie … nie … in meinem ganzen Leben war ich … ich … hab’ ich … Also, jetzt habe ich schon Wortfindungsstörungen beim Denken! Meine beste Freundin … will lieber einen Job mit meinem Ex machen, anstatt … anstatt…? Und in der Kutschi-Kutschi-Frage ist sie mir glatt ausgewichen. Sie hat doch, anstatt klipp und klar mit Ja oder Nein zu antworten, versucht, sich mit einer Gegenfrage aus der Affäre zu ziehen. Nicht, dass ich so blöde bin zu glauben, der Knipser sei für alle Frauen dieser Welt das Gottesgeschenk und sähe auch so aus – das ist etwas, das nur er über sich denkt. Aber Wilma ist seit über einem Jahr solo, und da stößt man wahrscheinlich auch den Exfreund der besten Freundin nicht unbedingt von der Bettkante, vor allem nicht im romantischen Ambiente der Villa San Pio.
    Das musste selbst ich zugeben – am Knipser war nicht alles so mies wie sein Charakter.
    Nachdem ich drei Gauloises auf ex geraucht hatte, fand ich mich vor dem teuersten Laden der Stadt wieder. Ich starrte sehnsüchtig in die Auslage – ein schwarzes Stiefelpaar starrte sehnsüchtig zurück. Plötzlich verspürte ich den unwiderstehlichen Drang, etwas ganz und gar Spektakuläres zu tun. Ich lief ein paar Meter zurück zu meiner Bank und hob alles Geld von meinem Konto ab: 486 Euro in kleinen Scheinen. Das war nicht viel, gemessen an den Preisen, die bei Liza aufgerufen wurden, um ein paar Stiefel von ihrem tristen Dasein in einer Schaufensterauslage zu befreien. Aber für die progressive Entspannung meiner mentalen Muskeln musste es reichen. Ich muss fit sein für Köln. Bombenfit, argumentierte ich, bevor meine vernünftige innere Stimme überhaupt Luft geholt hatte. Physisch und mental. Das Blasen von heißer Fernsehluft in Fernsehfuzziland erfordert eine ungeheure Konzentration. Und ich weiß

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