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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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mich mit »mein Pfirsich« betiteln zu dürfen. Und ich wollte nicht wirklich wissen, was er zu seinem neu gestylten Residents-Tourplakat sagen würde. Ich wusste genau, was ich ihm damit angetan hatte.
    Ich drückte mich an der Hauswand entlang durch die Hofeinfahrt und sah auf der gegenüberliegenden Seite ein Taxi frei werden. Auch auf die Gefahr hin, dass Hasselbrink ausgerechnet in dem Augenblick auf der Suche nach seinem abgängigen Pfirsich aus dem Fenster schaute, spurtete ich über den Nordring und hielt ein Taxi an.

12
    Als ich in Stiepel das Haus betrat, verfluchte ich mich dafür, bei meiner Shoppingtour keine Riesensonnenbrille, Marke »Puck, die Stubenfliege«, gekauft zu haben.
    Winnie und Nikolaj saßen am großen Esstisch im Wohnzimmer und strahlten um die Wette, als sie mich reinkommen sahen. Das tat mir in den Augen weh. Besonders der Anblick von Nikolaj. Er war also gar nicht für immer weggefahren.
    Ein Ehepaar mittleren Alters, das zwei Kleinkinder auf den Armen trug, kam die Treppe herunter. Eben noch strahlte der schiere Enthusiasmus aus ihren Gesichtern. Aber das änderte sich schnell. Ich wurde angestarrt, als hätte ich zwei Köpfe. Das Muttertier rümpfte die Nase und hielt ihrem Balg die Augen zu. Ich stand nur da, stützte mich an der Garderobe ab und hoffte, dass ich es noch bis ins Bad schaffen würde, bevor meine Beine mir endgültig den Dienst versagten. Winnie war der Erste, der die Fassung wiedererlangte und das Ehepaar samt ihrer Brut in den Garten hinauskomplimentierte. Ich hörte noch, wie er voller Inbrunst das Wort naturbelassen schmalzte.
    Ich wankte die Treppe hinauf, direkt ins Badezimmer, trank 14 Liter Kraneberger, riss mir die Klamotten vom Leib, drehte die Dusche auf, stellte fest, dass ich nicht mehr stehen konnte, und rutschte langsam aber sicher abwärts. Ich ließ das Wasser laufen und versuchte weiterzuatmen. Gott sei Dank ist die Todesrate durch Ertrinken in Duschkabinen relativ klein.
    »Maggie. Lebst du noch?«
    »Wer will das wissen?«
    Das Wasser lief doch grad so schön heiß über meinen Kopf. Ich hatte keine Veranlassung, daran irgendwas zu ändern. Jedenfalls nicht innerhalb der nächsten drei Tage.
    »Kann ich reinkommen?«
    »Lieber nicht.«
    »Der Taxifahrer will Geld.«
    »Zahl bitte. Ich geb’s dir wieder.«
    »Maggie?!«
    »Bitte, Winnie …!«
    Seine Schritte entfernten sich, und ich hörte ihn die Treppe hinuntergehen.
    »Maggie. Lebst du noch?«
    Walking on the beaches looking at the peaches …
    »Maggie, du sitzt seit über einer Stunde unter der Dusche. Ich komme jetzt rein.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    Wüsste nicht, dass du jetzt schon durch abgeschlossene Türen gehen kannst, Blaschke! Die Tür ging auf. Tja, kommt immer auf einen Versuch an.
    Durch die Dampfschwaden konnte ich unscharf Winnies Umrisse erkennen. Wie lustig, er hatte ein Waffel-Gesicht und sah dreimal so breit aus wie sonst. Waffelgesicht schob die Tür der Duschkabine auf und drehte das Wasser ab.
    »Komm raus da.«
    »Nein …«, quengelte ich.
    »Meine Güte, du ruinierst dir deine Haut.«
    Winnie zog an meinem drei Meter langen Arm und schaffte es irgendwie, mir Nikolajs Luxus-Bademantel anzuziehen.
    Willenlos ließ ich mich über den Flur und in mein Zimmer bugsieren. Zwei große Hände halfen mir dabei, das Bett nicht zu verfehlen und wollten mich zudecken. Ich wollte aber nicht liegen, denn dann drehte sich sofort alles wieder, also blieb ich auf der Bettkante sitzen. Lag es am Restalkohol, dass mein Zimmer plötzlich so anders aussah?
    »Warum ist das hier aufgeräumt?«
    »Weil Herzig eine Hausbesichtigung angekündigt hatte. Du warst nicht da, also hat Nikolaj aufgeräumt. Wir konnten die Leute doch nicht so durchs Chaos spazieren lassen.«
    »Nicht?«
    »Nein … Geht’s wieder?«
    »Hmm.«
    »Willst du Borschtsch? Nikolaj hat welchen gemacht. Wird dir guttun.«
    Borschtsch – genau dieses Geräusch werde ich machen, wenn ich in einen Teller rote Suppe gucken muss. Rote Suppe mit saurer Sahne. Ich hielt mir den Bauch und keuchte:»Nein, lieber nicht.«
    Wie auf’s Stichwort erschien Nikolajs Kopf in der Tür.
    »Sie will keinen Borschtsch«, sagte Winnie wie eine enttäuschte Mutter. Nikolaj zuckte mit den Schultern und fragte: »Kaffee vielleicht?«
    »Ja, Kaffee. Und Zigaretten. Es sind noch welche in meiner Handtasche. Bitte.«
    Nikolaj wollte gerade losgehen, aber ich hatte noch was zu beichten: »Dein Hemd, Nikolaj …«
    »Ja?«
    »Äh … ich hab’s

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