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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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noch bescheuerter ist als Tortiki.«
    »Was hast du gegen Tortiki?«
    »Klingt klebrig – so wie Purzelchen oder Schnuffi.«
    Winnie schaute interessiert seine Fingernägel an, und plötzlich änderte sich sein Tonfall von Lord Peter Wimsey zu Sherlock Holmes ›Ich versuche es jetzt zum letzen Mal mit Ihnen, Watson.‹
    »… sag mal, mein Zitrönchen – falls dir das lieber ist als Pfirsich – was um Himmels willen ist dir über die Leber gelaufen? Außer zwei Flaschen Wodka und einer Flasche Kirschlikör.«
    »Hm.«
    »Nikolaj war übrigens schwer beeindruckt von deiner russischen Trinkfestigkeit.«
    »Na, super! Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.«
    »Maggie, was ist denn passiert? So hab’ ich dich noch nie gesehen.«
    Ich wollte schon schnippisch antworten, dass ich ihn so auch noch nie gesehen hatte – Putzibärli Tortiki. Aber stattdessen sagte ich: »Der Tod – neben einigen anderen Dingen, über die ich jetzt und hier nicht sprechen will, weil du sie sowieso schon längst weißt, weil Wilma ja ihre Klappe nicht halten kann.«
    »Ja, ja, von der Rom-Sache habe ich gehört.«
    »Mach dich ruhig lustig über mich.«
    »Ich dachte … wir alle dachten, du bist über den Kerl weg.«
    »Auch dich wird der Liebeskummer eines Tages erwischen, Winnie. Jetzt bist du noch sorglos, weil dein Baryshnikov dich Tortiki nennt, Suppe für dich kocht und dir jeden Wunsch von den Augen abliest. Aber was ist, wenn er sich mir nichts, dir nichts einen anderen schicken Panzerkreuzer sucht?«
    »Du tust ja gerade so, als wäre ich ein Teenager. Glaub mir, ich hatte auch schon Trennungsschmerz.«
    »Der zählt nicht. Da warst du noch hetero. In homosexuellen Angelegenheiten, mein Lieber, bist du ein Frischling. Dein Coming-out ist 16 Monate alt und mal grad raus aus den Kinderschuhen.«
    Winnie schaute mich fragend an, »Und weiter?«
    »Euphorische Coming-out-bedingte Promiskuität, ausgelebt auf Autobahnparkplätzen mit lauschigen Gebüschen und in Dark Rooms wird langsam langweilig. Ist doch so?«
    »Tiefgründige Schwulettenpsychologie – ich bin beeindruckt von deinem Fachwissen.«
    »Schwule Maskenbildner plappern halt so viel, wie der Drehtag lang ist – über Sachen, von denen du nicht willst, dass ich sie weiß.«
    »Und was bitte, ist jetzt nochmal die Schlussfolgerung?«
    »Diesmal ist es dir wirklich ernst. Und dann, mein Lieber, tut’s richtig weh, wenn’s knallt. Du scheinst der Einzige zu sein, dem das noch nicht klar ist.«
    So, mein Freund, und jetzt bist du dran. Ein wenig war die Belustigung aus Winnies Augen verschwunden.
    Bevor er etwas sagen konnte, redete ich weiter: »Aber das nur nebenbei. Du bist ja schon groß. Vielleicht heiratet ihr nächstes Jahr und kutschiert mit einer Troijka durch den Pulverschnee in St. Petersburg und lebt glücklich und zufrieden bis ans Ende eurer Tage. Abblende, Abspann, Musik. Und jetzt sag endlich deinen Lieblingssatz.«
    »Hätten wir das also auch geklärt.«
    »Danke. Im Übrigen ist mir der Knipser für den Moment echt schnurz. Aber der Rettich nicht. Der ist tot.«
    Sein Foto schaute mich von der Titelseite an. Daneben war ein kleines, unscharfes Bild von seiner Yacht, die an einer Hafenmauer dümpelte. Zwei Polizeiwagen und ein schwarzer Leichenwagen waren im Hintergrund zu erkennen.
    Ich knüllte voller Wut die Zeitung zusammen und vergrub meinen Kopf in den Händen. Winnie setzte sich zu mir aufs Bett. »So schlimm? Kanntest du ihn gut? Ich meine … hast du mal mit dem gearbeitet oder so?«
    »Ach Scheiße, ja.«
    »Das tut mir leid für dich.«
    Warum hatte ich nicht doch eine Flasche Wodka aus dem Café Madrid mitgehen lassen?
    »Also gestern … also, ich kannte ihn so gut, dass ich gestern mit ihm verabredet war. Wegen eines Bombenjobs«, heulte ich, »wollte ich ihn gestern treffen, und ich wollte einen Vertrag bei ihm unterschreiben. Als Producer! Und dann das!« Jedes meiner Worte traf mich wie ein Keulenschlag. Bis jetzt hatte ich ja alles nur in meinem Kopf hin und her gewälzt und in Wodka-Kirsch mariniert, aber es laut auszusprechen, es wirklich und wahrhaftig jemandem zu erzählen, und dann noch dieses Foto in der Zeitung! Ich hätte mich mit zwei in Beton gegossenen Füßen nicht mieser fühlen können.
    »Wie jetzt? Köln? Du wärst weggegangen … vielleicht schon morgen!? Und du sagst mir kein Wort? Gestern sollte sich dein Leben ändern, und ich weiß nix davon?«
    »Dein Leben hat sich auch total geändert, und ich weiß nix

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