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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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liegen. Erst als dieses kleine Ritual überstanden war, setzte er sich mir gegenüber an den kleinen Tisch.
    »Guten Tag, Herr Matti. Wie geht’s?«, versuchte ich eine Eröffnung. Dass er sich über meine Anwesenheit freute, wusste ich, aber mit ihm ins Gespräch zu kommen, war jedes Mal der schwierigste Akt bei meinen Besuchen. Wenn es nach ihm ginge, könnten wir uns auch 30 Minuten lang anschweigen. Das ›Miteinander-schweigen- Können‹ beherrscht er nämlich perfekt.
    »Sie sehen müde aus«, sagte er endlich.
    »Das bin ich auch. Aber nicht so schlimm. Ich hatte … hatte in den letzten Tagen ein bisschen Stress.«
    »Möchten Sie erzählen?«
    »Ja und nein. Fast hätte ich einen Job in Köln gehabt, wissen Sie, und jetzt habe ich ihn nicht mehr. Der Produzent, der ihn mir angeboten hat, ist einfach gestorben, noch bevor ich den Vertrag auch nur zu Gesicht bekommen hatte. Tragischer Unfall. Das ist die Kurzfassung.«
    »Aha.«
    Ich schob ihm die finnische Zeitung über den Tisch.
    Er schaute sie ungläubig an und öffnete vorsichtig die Folie, dann fuhr er mit dem Zeigefinger über die Buchstaben der Schlagzeile auf der ersten Seite und bewegte stumm seine Lippen dazu.
    »So viele Vokale«, flüsterte er, erstaunt über seine geschriebene Muttersprache. » Helsingin Sanomat. Das ist die größte Tageszeitung in Finnland, Frau Margret.«
    »Ja, hat Herzig für Sie besorgt. Kommt zukünftig regelmäßig für Sie per Post. Aber die können Sie auch später lesen. Ich möchte gerne mit Ihnen über Ihren Brief sprechen.«
    Matti riss seinen Blick von seiner Zeitung los und schaute mich traurig an. Genau das hatte er ja zu vermeiden versucht.
    »Hören Sie endlich auf Dr. Herzig. Versprechen Sie das, und schreiben Sie mir nie wieder so einen Blödsinn, von wegen meiner kostbaren, knapp bemessenen Zeit und dass Herzig und ich uns nicht mehr unterhalten sollen. Der Mann weiß schließlich, was er tut.«
    »Ja.«
    »Herr Matti, Sie haben gerade ja gesagt. Ist Ihnen das klar?«
    »Ja?« Er schob langsam die Zeitung an die Seite. Sein Blick wurde wieder klar, so als sei er eben aus einem bewegten Traum erwacht. »Und, wie ist er?«
    »Wer?«
    »Der Freund von Winnie Blaschke.«
    Herzig, Sie Klatschbase!
    »Nett, dass Ihr Anwalt Sie so umfassend über die Welt da draußen informiert, aber für einen Themenwechsel reicht das nicht. War Ihr Ja wirklich ein Ja?«
    »Ich spreche mit Dr. Herzig. Ja.«
    »Das wäre mal ein Fortschritt. Und ehrlich, Herr Matti, wenn ich höre, dass Sie mit ihm nur wieder über die Liebschaften, die die Welt bewegen, getratscht haben, nehme ich in Zukunft kein Geld mehr von Ihnen. Das meine ich ernst!«
    Matti zog vorsichtig die Zeitung wieder näher zu sich heran – seine Art, sich aus der Diskussion zu stehlen. Er würde einfach nur stumm wie ein Fisch werden, wie immer, wenn ich noch einmal nachfragen würde.
    Er sagte heiser: »Aber Sie brauchen doch das Geld, Frau Margret. Das ist das Einzige, was ich für Sie tun kann.«
    Ja, Herr Matti, und das Einzige, was ich für Sie tun kann, ist, Sie auf den richtigen Weg zu lotsen, damit Sie hier wieder rauskommen.
    »Ich weiß das auch sehr zu schätzen. Aber sagen Sie mal, bevor ich es vergesse«, bemühte ich mich, so harmlos wie möglich zu klingen und dabei die Zeitung wieder vorsichtig an die Seite zu schieben, »warum haben Sie eigentlich Pietät Sommer gekauft?«
    »Das ist meine Überraschung, warum wissen … ?« Er sprach den Satz nicht zu Ende, und die Enttäuschung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Der Herzig hat es mir erzählt. Er wusste ja nicht, dass es eine Überraschung ist«, erwiderte ich. Mattis spitze Nase wurde etwas bleicher.
    »Warum haben Sie es gekauft? Doch bestimmt, weil Sie wieder arbeiten möchten, oder?«
    »Ja.« Matti saß kerzengerade auf seinem Stuhl und legte die Hände in den Schoß.
    »Ja, das ist doch toll. Was gibt es denn da zu stottern?«
    »Ich möchte nicht alleine arbeiten.«
    »Nur vernünftig. Dann werden Sie jemanden einstellen, der mit Ihnen arbeitet.«
    »Ja, Frau Margret«, sagte er langsam. »Ich möchte, dass Sie mit mir arbeiten. Das ist die eigentliche Überraschung.«
    Ich wich seinem Blick aus, fing an, die Schokoriegel auf dem Tisch übereinander zu stapeln und sagte enthusiastisch: »Aber bis dahin, Herr Matti, hören Sie auf Herzig, sonst sind Sie vorbestraft, sitzen total lange im Knast und fliegen danach in hohem Bogen aus diesem schönen Land raus, und dann müssen Sie

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