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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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sogar mal einen Heiratsantrag gemacht, so um 1968 rum, hatte sie mir verraten. Warum sie seinerzeit dankend abgelehnt hatte, lag ja wohl auf der Hand.
    »Zwei Bier, die Herren.«
    »Borowski will heute noch’n Bommi«, sagte Herrmanns.
    »Kann der Herr Borowski das nicht selber sagen?«
    »Will er nich. Dat is ihm peinlich. Wette verloren.«
    Borowski war plötzlich abgetaucht. Ich beugte mich durch die Luke nach draußen und sah, wie er sich sehr konzentriert die Schuhe zuband.
    »Worum ging es?«
    »Dem Ali seine Frau. Der Ali vonne Autoschrauberei anne Dibergstraße, verstehsse.«
    »Verstehe, die Jungfrauenwette.«
    Borowski tauchte ächzend wieder auf und nahm seine Flasche Bier. »Nee, darum ging et doch gar nich … dat war die Schwester vom Ali.«
    »Ich hab’ gewettet, die Frau von den Ali is wieder schwanger, und der Borowski hat gesacht, die is nur fett. Ich hab’ gesacht, die Kebabs machen et wie die Karnickel. Dat müssen die so … steht in denen ihre Bibel.«
    Ich stellte die Flasche Bommerlunder in die Luke und schrieb den Betrag auf Borowskis Deckel.
    »Also, wat denkst du, Borowski …«, Herrmanns nahm genüsslich noch einen Schluck aus der Bierflasche, »wat dat wird? Ich wette, die kricht Zwillinge.«
    »Mit dir wett ich nich’ mehr. Du has den Ali vorher gefraacht. Ich kenn’ dich doch.«
    Ob Ali wohl weiß, wie gut Herrmanns sich im Koran auskennt?
    »Zwillinge. Wer hält dagegen? Also – willz du wetten, Maggie? Der Borowski kneift.«
    »Ich wette nicht mir dir, Herrmanns. Und du solltest auch nicht mit dem wetten, Borowski. Dein Horoskop in der BILD sagt nämlich …«, ich schlug die Zeitung auf, »… Sie werden heute den Eindruck gewinnen, dass Ihre besten Freunde es auf Sie abgesehen haben. Gehen Sie Streit aus dem Weg.«
    Borowski schaute seinen enttarnten Freund mit aufgerissenen Augen an. Herrmanns lachte nur und sagte: »Und wat steht bei mir? Wassermann.«
    »Es juckt Sie heute in den Fingern, mit einer kleinen Lüge Kapital aus einer Situation zu schlagen … Na also. Borowski, nimm dich in Acht.«
    Herrmanns riss die Zeitung an sich, um sich zu überzeugen: »Dat steht da überhaupt nich. Da steht: Wenn Amor Sie heute mit sein’ Pfeil mitten ins Herz trifft, dann wird et für immer sein. «
    »Ich finde auch, ihr zwei solltet heiraten. Alt genug seid ihr ja.«
    »Bisse bekloppt? Sehn wir aus wie warme Brüder?«, empörte sich Herrmanns, und Borowski schob energisch hinterher: » Dat wat die machen, is doch krank!«
    Plötzlich wurde ich von hinten unsanft von der Luke wegdrängt. Ich hatte Oma Berti gar nicht kommen hören, und Herrmanns und Borowski wohl auch nicht, sonst hätten sie ihren homophoben Schwachsinn für sich behalten.
    »Wat hasse gegen Schwule, Herrmanns? Gibt’s ein Problem?«, wollte Berti wissen.
    »Nee, also Berti, nee, dat hab’ ich so nich …«
    Berti schlug ihm die Klappe vor der Nase zu. Wie ich unschwer erkennen konnte, war Herrmanns Stern bei Oma Berti wieder ein paar Meter tiefer getrudelt. Nicht, dass mich das irgendwie gefreut hätte.
    »Is halb acht. Carmen hat angerufen, wir sollen ma nach Recklinghausen kommen. Mia is schon auffem Weg. Carmen hat spontan wat zu feiern.«
    »Aha? Scheidung schon durch?«
    »Wat weiß ich? Sie sacht, is total spontan und erfreulich.«
    Borowski klopfte an die Scheibe und sagte zerknirscht: »Berti, dat haben wir … doch nich so gemeint. Wir haben doch nix gegen den Winnie persönlich … Die hat damit angefangen …«
    Zeigte Borowski doch tatsächlich mit dem Finger auf mich! Berti riss die Luke noch einmal auf und bellte die beiden an: »Man zeigt nich mit nackte Finger auf angezogene Leute – und gezz is Feierabend. Macht, dat ihr nach Hause kommt.«
    Sieben Tage Kiosk, sieben Tage 5.30 Uhr, sieben Tage Oma Berti und ihre Bulletins über die abgehackte Hand, Herrmanns und Borowski, Wetten über türkische Schwangerschaften oder die Aussichten der Deutschen bei der WM, Negerkussbrötchen, Prickel Pit, Boonekamp und Bommerlunder – wie wahrscheinlich ist die unglaubliche Unwahrscheinlichkeit, dass hier bald ein UFO landet und mich mitnimmt?
    »Berti, was meinst du, muss ich mich umziehen für die Bauunternehmersgattin und ihren spontanen Umtrunk?«
    »Nee, aber deine Haare könnten mal wieder’n Friseur sehen.«
    Darauf, Berti, werde ich dir jetzt keine Antwort geben.

15
    Herrn Matti Paavo Bietiniemolaiinnen
    Justizvollzugsanstalt Bochum
    Krümmede 3
    44791 Bochum
    10. Mai 2002
    Lieber Herr

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