abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Pinkel.«
»Mann, wat du widder has. Is doch egal, worausse trinks, Hauptsache angeschickert. Kommt doch nich auffe Verpackung an …«
Ich erzählte den beiden in knappen Sätzen, dass der, den sie beobachten sollten, leider schon längst tot war.
»Ihr haltet über die ganze Angelegenheit am besten den Mund. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, Chefin. Gibt ja auch gannix zu erzählen.«
»Nee, gannix.«
Ich kam gerade rechtzeitig im Haus an, um mich an den gedeckten Tisch zu setzen. Nikolaj hatte mit Oma Berti zusammen einen Eintopf gekocht. Kajo war guter Dinge, die Schmerzmittel hatten wohl ihre Wirkung noch nicht verloren. Während Berti Suppe verteilte, erzählte Kajo, bestimmt schon zum hundertsten Mal, wie er von Willy ausgebremst und vom Weg abgekommen war. Die letzten paar Meter seines Fluges hatte er als Zeitlupe noch im Gedächtnis. Nur Dr. Thoma wurde missmutig, als er an meinen Jeans entlangstrich und Willy roch. Mit gesträubtem Fell stolzierte er beleidigt hinaus.
Nach dem Essen räumte ich den Tisch ab. Kajo wollte sich hinlegen, und bevor er sich Gedanken machen konnte, wie er in sein Zimmer kommt, hatte Nikolaj ihn wie einen Sack Kartoffeln geschultert und trug ihn die Treppe rauf.
»Nikolaj, pass auf. Ihr beide werdet noch …«, hörte ich Berti schimpfen.
»Gelernt ist gelernt«, prustete Kajo. »Ich bin ein Schwan.«
Berti kam kopfschüttelnd mit dem Suppentopf in die Küche. »Die werden sich noch das Genick brechen.«
»Immer lassen, die beiden jungen Künstler. Ich bin froh, dass Nikolaj eine Aufgabe hat. Winnie wird ja wohl bis auf Weiteres sehr beschäftigt sein.«
Berti ließ Wasser in den Topf laufen und sagte unvermittelt: »Et sah aus wie: Erstick an deine Kohle! «
»Du meinst Sattelmanns Leiche? Stimmt eigentlich. Aber der hat doch gar kein Geld.«
»Aber der Senior.«
»Stimmt. Und weiter?«
Ich setzte die Spülmaschine in Gang. Berti schrubbte unverdrossen weiter im Topf herum. Noch ein paar Minuten, dann würde sich die Emailleschicht ablösen.
»Aber weisse wat, Maggie. Mir fällt der Fritz ein. Schlach mich tot, aber dat sah doch auch wohl aus, wie so’n … wie …«
»Denkzettel?«
»Ja. Die Flasche in seine Hand! Gezz stell dir mal vor, der hat wirklich nich freiwillig die beiden Flaschen ausgetrunken. Woran könnte der dann gestorben sein?«
»Schock?«
»Der Fritz? Dat warn gestandenen Mann. Den haute so schnell nix um.«
»Mal langsam, Berti. Der Konny Sattelmann und der Fritz Hoffstiepel haben doch nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun gehabt. Die kannten sich doch gar nicht. Bisschen weit hergeholt, was?«
»Die müssen sich au’nich kennen. Reicht, wenn der Mörder die kennt.«
Bestechende Berti-Logik.
Sie schaute in den Topf, als würde der noch irgendein Geheimnis preisgeben. »Weisse wat, du has Recht, ich bin schon am Spinnen. Seit wir aus der Kur zurück sind, is doch die Pest unterwegs. Wenn dat so weitergeht, brauch ich gleich widda eine. Ich fahr nach Hause.«
»Soll ich dich bringen?«
»Nee, pass du ma auf die Jungs auf. Wat ham die dem Kajo im Krankenhaus eigentlich verpasst … ich bin ein Schwan …? «
Ich wünschte, mir hätten sie auch eine Dosis davon spendiert. Dann könnte ich auch denken, ich wär’ ein Schwan und nicht Maggie Abendroth, die jetzt auf einen kniekranken Pianisten und einen vermutlich bald sehr liebeskranken Tänzer aufpassen soll.
Kaum hatte Berti das Haus verlassen, kam Nikolaj in die Küche geschlichen, so gar nicht mehr der stolze, schöne Prinz.
Das ging ja schnell.
»Was ist?«
»Er hat nicht angerufen. Mein Tortiki hat nicht angerufen.«
»Hör mal, Nikolaj, er wird auch in den nächsten Tagen nicht anrufen. Das musst du verstehen. Er hat einen Mordfall aufzuklären, einen ziemlich üblen sogar.«
»Wie lange?«
»So lange, wie es eben dauert. Winnie wird Überstunden machen müssen – vermutlich sogar im Präsidium schlafen, wenn es richtig hoch hergeht. Da kann er keine Ablenkung gebrauchen.«
»Keine Ablenkung … Aha.«
»Kennst du das nicht? Wenn du Proben hast, mitten in der Generalprobe oder zwei Minuten vor der Premiere … Ein Mordfall ist immer eine Premiere.«
Na ja, etwas hinkender Vergleich, aber ich gebe mir Mühe, Winnie.
»Nein, ich vergesse meine Freunde nicht. Nie. Wir treffen uns abends zum Essen und Feiern. Was ist das denn sonst für ein Leben? Das ist krank. In Russland vergisst man seine Freunde niemals.«
»Wir sind eben keine Russen. Und Winnie
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