abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
ihn, also … ich musste Rita so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen. Danke, Maggie.«
Hasselbrink nahm mir den Hund vom Arm, und ich hob meinen Wanderschuh auf, der schon sehr ramponiert aussah.
»Hör auf, die Töle auch noch zu loben. Er hat Kajos Rennen vermasselt. Das hätte auch ins Auge gehen können.«
Aber Kai-Uwe streichelte Willy und lobte ihn, als hätte er soeben die Welt gerettet.
»Komm mal mit, Maggie.«
Was will er denn jetzt? Muss ich dem kleinen Liebling beim Essen zugucken, weil er so putzig ist?
Kai-Uwe nickte seinem spanischen Koch zu, der plötzlich was im Keller zu tun hatte und hinter sich die Schiebetür schloss. »Was sagt die Polizei? Das war doch Sattelmann, oder?«
»Und ob er das war.«
In der Küche duftete es köstlich nach Lammkoteletts und Auberginengemüse. Im Nu war die Erinnerung an den Gestank, den der tote Sattelmann verströmt hatte, vergessen. Kai-Uwe machte eine Dose Hundefutter auf, stellte Willy noch einen Napf mit Wasser auf den Fußboden und sagte zu mir: »Bedien dich. Auberginen sind grad fertig. Und in dem Topf da ist Gemüsereis.«
Der Adrenalinstoß, ausgelöst durch Kajos Unfall und Sattelmanns Leiche, hatte auf der Stelle sämtliche Palatschinkenkalorien in Rauch aufgehen lassen. Ich nahm mir einen Teller vom Regal und langte ordentlich zu.
»Was is mit Hausverbot?«
»Hausverbot! Hausverbot! Wir sind hier in meiner Küche. Jetzt sei mal nicht so kleinlich.«
»Ich und kleinlich? Wer ist denn hier kleinlich? Ich wollte nur höflich fragen, bevor ich in den nächsten Fettnapf latsche«, sagte ich und schob mir eine Gabel voll Auberginen in den Mund.
»Dass ich das noch erleben darf.«
»Und um deine Frage zu beantworten: Es war wirklich Sattelmann, und er war wirklich tot. Und das bestimmt schon seit Tagen. Hast du gesehen, dass sein rechter Fuß abgenagt war?«
»Boah, dass du das beim Essen erzählen kannst.« Kai-Uwe hatte sich auch vom Gemüsereis genommen, aber jetzt schwebte die Gabel in seiner Hand unschlüssig zwischen Teller und Mund.
»Und sein Mund war voller Monopoly-Geld. Wie eklig ist das denn?«
Hasselbrink legte die Gabel auf den Teller zurück. »Das hab’ ich gesehen. Das ist ja wie im Krimi, so Morde, wo die Leichen inszeniert werden. Widerlich. Das mit dem Geld passt doch auch auf Ritas Fall.«
»Was sagt Rita?«
»Sie war’s nicht.«
»Also, Hasselbrink, wer käme denn auch auf die Idee, dass sie das gewesen sein könnte? Man muss so einen Kerl doch erst mal an einen Baum fesseln. Wie muss die Frau denn aussehen, die das hinkriegt? Hm? Bestimmt nicht wie unsere Elfe Rita.«
»Sie hat Angst, weil sie die Lampe zerdeppert hat, und die Sekretärin hat das ja alles mitgekriegt … wie sie den Konny beschimpft hat. Ich an deiner Stelle würde auch mal aufpassen. Was ihr beide da mit dem abgezogen habt, reicht doch wohl auch, um sich verdächtig zu machen.«
»Meine Güte … Kann ich ein Lammkotelett?« Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm ich eins vom Grill und biss hinein. »Dass eines mal klar ist – die Mordkommission interessiert sich im wahren Leben nicht für Motive – die interessiert sich für handfeste Beweise und Indizien. Um das Warum kann sich der Staatsanwalt kümmern. Und überhaupt ist der ermittelnde Beamte mein Freund.«
»Hört, hört … Maggie hat Insiderinformationen. Wird der Blaschke denn Rita vernehmen?«
»Hasselbrink! Er wird sie natürlich befragen. Das ist was anderes als vernehmen. Was scheißt die sich jetzt in die Hose? Das mit dem Geld könnte auch eine wenig fantasievolle Inszenierung dieser Albanerzwerge aus dem Sprockhöveler Wald gewesen sein.«
»Stimmt.«
»Na also.« Mir fiel das zusammengefaltete Papier von Oma Berti ein. Ich friemelte es mit spitzen Fingern aus der Hosentasche und gab es Kai-Uwe zum Auffalten. Ich wollte das Stück Papier, das ja vielleicht noch als Beweismaterial gebraucht würde, nicht mit Fett besudeln.
Er hielt es mir hin und sagte: »Wo ist das her? Da ist ja Sattelmann drauf.«
»Das ist eine rausgerissene Seite aus dem Buch, das in dem Swinger-Club hing. Das Gästebuch in Samt und Bütten. Haben die da ihre Swinger verewigt. Ts!«
»Du warst da?!« Hasselbrink bedachte mich mit einem bewundernden Blick.
Ja, mein Freund, da war ich – ich in der Höhle des Löwen! Du kannst gerne noch mal so gucken.
Wir beugten uns beide über das Blatt Papier. Bilder aus feuchtfröhlichen Tagen. Sattelmann, wesentlich besser aussehend als heute Mittag, saß
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