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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Zeit ohne Mordfälle? Keine natürliche Umgebung? Warst du deswegen so gereizt?«
    »Sag mal, kann ich das T-Shirt behalten?«
    Lenk nicht ab, Blaschke! »Dein Nikolaj ist übrigens schwer mitgenommen. Kann es sein, dass er noch nie einen Toten gesehen hat?«
    »Was?«
    »Dein Nikolaj ist total fertig mit der Welt.«
    Winnie strich sich die Haare aus dem Gesicht und steckte sich das nächste Objekt aus der Tüte in den Mund, das noch weniger Ähnlichkeit mit einer Eule hatte. Er lutschte darauf herum und sah aus, als müsse er sehr intensiv nachdenken. Dann öffnete er plötzlich die Beifahrertür und spuckte die Reste der Brause auf den Parkplatz. »Iiiih, Colageschmack. Bah, das muss ich Oma ausreden.«
    »Hallo … Herr Kommissar! Hast du vergessen, von wem ich rede? Nikolaj Andrejewitsch Besuchow!«
    Seinem Blick nach zu urteilen, hatte Winnie in den letzten drei Stunden definitiv nicht einmal an seinen Tänzer gedacht – und das wurde ihm grad peinlich bewusst.
    »Soll ich ihm was ausrichten?«
    »Ja, sag ihm, ich melde mich, sobald ich Zeit habe. Das kann was dauern.«
    »Na klar.«
    »Ich fahre jetzt zu Sattelmann senior.«
    Winnie steckte die Tüte mit der Brause in die Hosentasche und stieg aus.
    Soeben bekam ich eine Ahnung davon, wie meine nächsten Tage und Wochen aussehen würden. Hoffentlich konnte Winnie den Täter schnell finden. Nikolaj hatte zwar einen Körper aus russischem Stahl, aber sein russisches Seelchen war zarter als seine Palatschinken.
    Als ich gerade losfahren wollte, machte Winnie die Beifahrertür noch mal auf.
    »Hör mal, das mit Nikolaj …«
    »Ja …?«
    »Versuch ihm zu erklären, was ich hier mache. Ich meine … Ich werde in der nächsten Zeit total beschäftigt sein, und …«
    »Hab’ schon verstanden. Ich werde es versuchen, aber erwarte keine Wunder von mir.«
    »Wirklich? Ich habe doch noch gar nicht gesagt …«
    »Amsterdam!«
    »Woher …?«
    »Sein Ex ist in Amsterdam. Stimmt doch, oder?«, schob ich gemeinerweise hinterher.
    Es war, als hätte man die Leuchtdioden hinter Winnies Sommersprossen ausgeknipst. Tja, ich lerne bei deiner Oma grad’ Gedankenlesen, Herr Kommissar. Dieser Punkt geht eindeutig an mich.
    Winnie warf die Tür zu und klopfte aufs Dach. Ich löste die Handbremse und fuhr los. Im selben Moment fing Willy an zu jaulen. Und nicht nur das. Ich hatte die Kemnader Straße in Richtung City noch gar nicht erreicht, da hatte sich Willy schon in meine Wanderschuhe, die auf der Ladefläche lagen, verbissen und knurrte. Ich schrie: »Aus! Willy! Aus!«
    Er presste sich sofort flach auf den Boden und legte die Nase zwischen die Pfoten, ließ aber den Schuh nicht aus den Augen. Mit einem Auge schaute ich auf die Straße, mit dem anderen versuchte ich, Willy im Visier zu behalten. Bis ich die große Kreuzung am Schauspielhaus erreicht hatte, klappte das auch ganz gut, aber als er merkte, dass meine Aufmerksamkeit gerade von anderen Dingen in Anspruch genommen wurde, schnappte er sich den Schuh und schüttelte ihn knurrend hin und her.
    An einer Bushaltestelle brachte ich den Wagen mit quietschenden Bremsen zum Stehen, machte die Heckklappe auf und schnappte mir den Terrier. Er wollte den Schuh nicht loslassen. Es half kein »Aus!«, »Sitz«, »Platz« oder sonst irgendwas, das ich ihm ins Ohr brüllte. Die ersten Passanten blieben schon stehen und bedachten mich mit wütenden Blicken. Leute kamen aus einem Supermarkt und schauten sich das Schauspiel an. Der 353er Bus rauschte heran. Ich packte Willy am Nackenfell, setzte mich wieder ins Auto und fuhr los. Es ist gar nicht so einfach, einen tobenden, widerborstigen Jack Russell mit Wanderschuh zwischen den Fängen festzuhalten, während man versucht, einen alten Mercedes Kombi ohne Servolenkung durch den Stadtverkehr zu bugsieren.
    Mit Willy, immer noch den Schuh im Maul, am Schlafittchen, marschierte ich ins Café Madrid. Hausverbot hin oder her, das hier war ein Notfall. Kai-Uwe, der hinter der Theke stand, stellte sofort freudestrahlend sein Tablett ab, als er uns sah.
    »Sag ihm, er soll sofort loslassen!«
    Ein paar Gäste, die sich zum Spätnachmittagsbierchen hier versammelt hatten, lachten schon. Kai-Uwe kam hinter der Theke vor und sagte: »Essen ist fertig, Willy.« Der Schuh fiel auf den Boden. Jetzt lachten die Kneipengäste laut.
    »Was ist das denn für’n Quatsch? Essen ist fertig?! «
    »Da hört der eben drauf. Mann, hab’ ich mir Sorgen gemacht. Toll, dass du ihn bringst. Wir haben

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