Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
merkwürdigen Vorgänge in der Pathologie auszuspionieren schien?
Dann war das Notstromaggregat ausgefallen, und der Kanakenhausmeister war ihm in die Hände gelaufen, als der auf dem Weg war, es zu reparieren.
Zum Glück hatte er sich das Messer aus der Pathologie besorgt, sonst hätte der Türke sicher Alarm geschlagen.
Von da ab wollte er lieber kein Risiko mehr eingehen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, weiter nach Hannah zu suchen. Mädchen gab es überall.
Um einen klaren Kopf zu bekommen, suchte er sich in der hintersten Ecke der Klinik ein Bett und pennte erst mal eine Runde. Herrlich. Zwar saukalt, aber nach Wochen endlich wieder eine richtige Matratze. Als er wieder aufwachte, hatte er in der Pathologie nach dem Rechten sehen wollen. Vielleicht hatte diese Linda ja schon etwas über Hannah herausgefunden? Und falls nicht, hätte er sich mit ihr beschäftigen können. Die Kleine war zu alt, aber ganz niedlich, und er hatte schon lange keinen mehr weggesteckt, da war er nicht mehr wählerisch. Glück für die Schlampe, dass sie sich verbarrikadiert und er es nicht rechtzeitig zu ihr geschafft hatte, bevor sich die Klinik auf einmal in ein Tollhaus verwandelte. Plötzlich landete ein Hubschrauber, Menschen stürmten ins Krankenhaus, überall Stimmen.
Ein Wunder, dass sie ihn nicht entdeckt hatten.
Er hatte das erste Tohuwabohu abgewartet und mit dem Gedanken gespielt, das Krankenhaus zu verlassen. Aber wohin sollte er? Und selbst wenn er ein gutes Versteck fand, wie zum Geier sollte er von dieser Drecksinsel runterkommen?
Ihm kam eine Idee, doch wenn die klappen sollte, musste er noch einmal in die Höhle des Löwen. In die Pathologie.
Im Gegensatz zum Rest der Klinik stand sie erstaunlicherweise völlig leer. Irgendjemand hatte die Richterhure und den aufgeschlitzten Fettwanst in Leichensäcke gestopft.
Gar keine schlechte Idee.
Ohne groß darüber nachzudenken, wie hoch die Chancen waren, dass sein Plan funktionierte, hatte er Schwintowski samt Plastikplane von dem Tisch gezogen und ihn – ausgeruht, wie er jetzt war – nahezu mühelos in eines der beiden Kühlfächer gestopft. Dann hatte er sich einen neuen Leichensack gegriffen, ihn auf dem Sektionstisch ausgebreitet und sich selbst reingelegt. War gar nicht so einfach gewesen, den Reißverschluss von innen zu schließen, aber am Ende hatte er es geschafft.
Fuck!
Es war beinahe perfekt.
Ein flüchtiger Blick hätte ihm nicht geschadet. Wenn dieser Idiot von Herzfeld nicht so genau nachgesehen hätte, hätten sie ihn gemeinsam mit der Töven als Leiche von der Insel gekarrt. Irgendwie hätte er sich schon befreien können. Spätestens auf dem Festland hätte er demjenigen, der den Sack öffnete, das Messer ins Gesicht gerammt, das jetzt im Bauch des toten Professors steckte.
Mann, war das geil gewesen, in seine Augen zu sehen, als er das Messer spürte und wusste, dass er jetzt sterben würde.
Sadler hatte immer noch einen Ständer.
Er befand sich jetzt auf halbem Weg zwischen Pathologie und Fahrstühlen. Vom Treppenhaus her hallten schwere Schritte, die sich aber zu entfernen schienen. Trotzdem versteckte er sich hinter einem Medikamentenschrank im Flur.
Er hatte keine Ahnung, wohin er als Nächstes sollte. Hier in der Klinik, so viel stand fest, konnte er auf keinen Fall bleiben. Bis gerade eben waren für die Polizei alle Fragen geklärt: Töven? Tot! Sadler? Tot.
Zwei Leichen in der Pathologie = passt!
Jemand, der das Video von Schwintowskis Sprung gesehen hatte, wunderte sich vielleicht, weshalb der Penner nicht mehr am Balken unter dem Dach der Richterin hing. Aber es war etwas anderes, ob die Bullen die Insel nach einer verschwundenen Leiche absuchten oder nach einem entlaufenen Mörder. Und das würden sie tun, sobald sie jetzt Herzfelds Leiche in der Pathologie entdeckten.
Fuck.
Die Schritte wurden leiser, dafür hatte sich der Fahrstuhl in Bewegung gesetzt.
Fuhr er nach oben oder nach unten?
Sadler hatte keine Zeit mehr, die Anzeige zu beobachten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als aus dem Schatten des Medikamentenschranks hervorzutreten. Wenn er nicht in der Falle sitzen wollte, musste er das Treppenhaus erreichen, bevor sich die Fahrstuhltüren öffneten.
Also los.
Er wollte gerade losrennen, als ihn etwas Warmes im Nacken traf.
Atem.
Was zum Teufel …,
dachte er noch, und dann explodierte sein Schädel, kurz nachdem er sich umgedreht hatte.
67. Kapitel
D iesmal war es anders als bei dem Kampf
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