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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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Übung. Früher mochte er den Menschen, die ihm Geld schuldeten, die Luft abgelassen haben. Aber das musste Jahre her sein. Der Blödmann hatte zu früh aufgehört, und als Sadler wieder zu sich kam, lag er nur mit einem T-Shirt bekleidet und mit einem unerträglichen Fiepen im Ohr am Ufer. Er glaubte, sein Kopf würde jeden Moment explodieren, gleichzeitig brannte seine Kehle, als hätte er Säure verschluckt. Er wollte um Hilfe rufen, und erst als er sein eigenes ersticktes Grunzen hörte, fiel ihm ein, dass er keine Zunge mehr hatte. Stattdessen lag etwas anderes, Fremdes in seinem Mund. Ein Gegenstand aus Plastik, den Schwintowski ihm eingeführt haben musste und den er röchelnd in den Sand spuckte, als er sich aufrappelte.
    War da was?
    Sadler blieb an der halb geöffneten Schiebetür stehen, spähte aus der Pathologie in den Gang hinaus und erinnerte sich an den Moment, nachdem er am Ufer aufgewacht war. Halb gelähmt von der Kälte. Diese Sau von Schwintowski hatte ihm seine Winterjacke aus- und stattdessen ein dünnes T-Shirt übergezogen, auf dem mit Edding sein zweiter Vorname stand: Erik.
    Weshalb?
    Im Sturm war Sadler zum Haus der Richterin zurückgewankt, um der Ratte, die ihn hatte erwürgen wollen, die Eier abzureißen. Aber das Vergnügen wurde ihm nicht gewährt. Er hatte Schwintowski auf dem Dachboden gefunden. Am Strick baumelnd, direkt vor einer laufenden Videokamera. Der Idiot hatte sich selbst alle gemacht.
    Und jetzt?
    Sadler hatte sich rächen wollen, aber nun war nichts mehr vorhanden als schwabbeliges, totes Fleisch. Er rastete aus. Holte Schwintowski erst vom Strick und schnitt ihm dann seine verfettete Lügnerzunge raus.
    Auge um Auge. Zunge um Zunge.
Schade, dass die alte Sau das nicht mehr gespürt hat.
    Schwintowskis Zunge in den Händen zu halten, hatte etwas Beruhigendes gehabt. Etwas Reinigendes. Auf einmal hatte Sadler wieder klar denken können.
    Er erinnerte sich an die Gespräche zwischen Hannah und Schwintowski, die er in der Nachbarzelle belauscht hatte. Über ihren Plan, dem System einen Denkzettel zu verpassen und so einen Quatsch. Sadler hatte kaum etwas begriffen, nur ein Satz hatte sich ihm eingeprägt. Schwintowski hatte ihn zweimal wiederholt; einmal, als er bereits im Gang dieses elenden Bunkers gestanden hatte, bevor er Hannahs Zellentür schloss. »Hab keine Angst, Mädchen. Die Leichen der Mörder führen deinen Vater schon zu dir.«
    Jetzt verstand er den Sinn. Herzfeld war ein Leichenschlitzer, so wie der Vater von Lily. Und seine Leiche hatte als Wegweiser dienen sollen.
    Aber da habt ihr tief in den Scheißekuchen gebissen, Jungs.
    Nicht mit mir.
    Allerdings, die Idee, Hannah und damit seine Belohnung zu finden, gefiel ihm. Da er den Kerker mit einem Sack über dem Kopf betreten und ihn auf diese Art auch wieder verlassen hatte, wusste er nicht, wo genau sie gefangen gehalten worden waren. Aber mit etwas Glück würde ihr Vater, dieser Leichenschnippler, ihn zu seiner Tochter führen. Alles, was er tun musste, war, die Schnitzeljagd am Laufen zu halten. Mehr als abwarten und zusehen konnte er bei diesem Sauwetter ohnehin nicht. Wer weiß, vielleicht kam er doch noch zu seinem Belohnungsfick.
    Und so hatte Sadler fast eine Stunde gebraucht, um Schwintowski das Erik-T-Shirt anzuziehen, das so dermaßen spannte, obwohl es schon XXL war.
Fette Sau.
Dagegen war es fast ein Kinderspiel gewesen, die Leiche nach unten zum Strand zu wuchten und an exakt der Stelle auszusetzen, an der er selbst hätte liegen sollen. Die Stelle hatte er wegen dieser hässlichen Herrenhandtasche wiedergefunden, die Schwintowski auf den Betonpfeilern plaziert hatte. Nur das gelbe Plastikteil hätte er fast vergessen. Schwintowski hatte es ihm nur lose in den Mund gelegt, doch er rammte es dem Penner mit voller Wucht, so tief es nur ging, in den Rachen. Von da ab hatte Sadler den neugierigen Beobachter gespielt. Sah, wie diese Schlampe mit dem breiten Arsch und den dürren Armen die Leiche fand. Wie sie hektisch telefonierte. Und wie sie Schwintowski am nächsten Morgen mit dem Türken in die Klinik schaffte.
    Das meiste, was er heimlich beobachtete, geilte ihn richtig auf: Wie das Mädel auf einmal anfing, die Leiche auszuziehen. Und sogar aufzuschneiden! Der Typ am anderen Ende, der ihr Anweisungen gab, war garantiert Hannahs Vater gewesen. Aber wer zum Teufel war der andere Irre mit dem zerschossenen Gesicht, der hier ebenfalls in der Dunkelheit durch die Flure schlich und die

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