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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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angeschlossen war. Es war erdrückend eng, aber wenigstens nicht kalt.
    Soll ich hier auch den Schlüssel von innen stecken lassen, Mami?,
dachte sie, als die Luke endgültig verschlossen war, und musste sich zwingen, nicht hysterisch in die Dunkelheit zu lachen.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie den Griff des Messers immer noch mit den Zähnen festhielt. Sie nahm es heraus und legte es auf ihrer Brust ab, die Finger fest um den Griff geklammert.
    Er kommt!
    Linda hörte ein langgezogenes Schleifen, dann Schritte. Die Geräusche, die zu ihr drangen, waren dumpf, aber dennoch erstaunlich gut zu hören, was daran liegen mochte, dass ihr Gehörsinn in der kalten, von sämtlichen Empfindungen abgeschirmten Dunkelheit auf Hochtouren arbeitete. Wenn sie der Schein nicht trog, stand der Eindringling direkt vor ihrem Kühlfach und atmete schwer, was sie in eine Art Schockstarre verfallen ließ. Sie rechnete damit, dass jeden Moment die Luke aufgerissen wurde und sie ihrem Mörder ins Gesicht sah.
    Linda schaffte es mit Mühe, den Impuls zu unterdrücken, die Tür wenigstens einen kleinen Spalt zu öffnen, um einen Blick auf die Person zu erhaschen, die sich mit schlurfenden Schritten durch die Pathologie bewegte. Im Augenblick schien er sich wieder vom Kühlfach zu entfernen, und paradoxerweise verstärkte das ihre Furcht, da in ihr die abwegige Vorstellung wuchs, der Wahnsinnige würde Anlauf nehmen, um sie aus ihrem Versteck zu zerren.
    Verdammt, wo bin ich nur wieder reingeraten? Zwei Leichen, eine von mir halb aufgeschlitzt, die andere mit einem Stock im After und ein Hausmeister mit einem Seziermesser im Hals. Und ich stecke fest in einem Leichenkühlschrank!
    Sie musste an das Blut im Ablaufbecken denken, Kampfspuren, Instrumente auf dem Boden – allein das in dem Werkzeuggürtel vertäute Haustelefon, das über der geöffneten Leiche baumelte, war ein verstörender Anblick, der sie in ihren Alpträumen heimsuchen würde, ebenso wie das Stöhnen, als die faulige Luft aus dem Körper Friederike Tövens entwichen war.
    Im Augenblick blieb sie von derartig grauenerregenden Geräuschen verschont, und Linda war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass es außerhalb des Kühlfachs in der Pathologie auf einmal völlig ruhig wurde.
    Kein Keuchen, kein Schlurfen. Keine Schritte oder Schlüsselklimpern.
    »Er ist weg«,
meldete sich das Teufelchen nach einer langen Weile wieder zu Wort, in der sie sich keinen Millimeter geregt hatte.
    »Wie willst du das wissen?«
    »Wenn er wüsste, dass du hier in der Falle sitzt, hätte er dich längst rausgeholt.«
    »Guter Punkt.«
    »Sag ich doch. Raus hier.«
    Linda atmete tief aus, legte beide Hände gegen die Innenseite der Luke hinter ihrem Kopf und wollte sie schon behutsam öffnen, doch dann zögerte sie.
    Drinnen bin ich sicher. Draußen werde ich sterben.
    Sie wusste selbst, wie unvernünftig dieser Gedanke war, so lächerlich wie die Annahme kleiner Kinder, nicht gesehen zu werden, sobald sie sich selbst mit der Hand die Augen zuhielten.
    Aber hier drinnen, in der stahlummantelten Dunkelheit, fühlte sie sich weniger verletzlich. Es war ein fragiler Schutz, ein Kokon, aus dem sie nicht ausbrechen wollte, weil sie fürchtete, dass, sobald sie die Tür öffnete, nicht nur der Leichengeruch wieder von ihr Besitz ergreifen würde, sondern auch die Angst.
    Kalte, nackte, lähmende Angst: Vor dem Killer, der für all die Leichen verantwortlich war: Erik, Töven. Und vielleicht Ender. Vor dem Wahnsinnigen, der hier auf der Insel, wahrscheinlich noch in der Klinik sein Unwesen trieb. Und vor Danny.
    Am liebsten hätte sie geweint bei dem Gedanken, dass womöglich ein und dieselbe Person für den Terror verantwortlich war, der über sie hereingebrochen war: eine einzige Person, die Herzfelds Tochter entführt, die Leichen präpariert und Ender ein Messer in den Hals gerammt hatte.
    Aber aus welchem Grund nur?
    Linda biss sich auf die Unterlippe, versuchte, all ihren Mut zusammenzunehmen, und schließlich wertete sie das Klingeln des Telefons als ein Zeichen, ihr Versteck zu verlassen.
    Ahnungslos, dass nur wenige Meter von ihr entfernt ein Mann in der stockdunklen Pathologie zwischen den Sektionstischen kauerte.

39. Kapitel
     
    Zarrentin.
    D er zweite Weg war noch schlimmer als der erste, und zwischenzeitlich war Herzfeld sich sicher, dass sie es niemals schaffen würden, und das, obwohl er sich für die kürzere Strecke entschieden hatte.
    Ingolf, dem

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