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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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heranging, dessen Einzelheiten er ihm zu Beginn des Gesprächs so sachlich wie möglich geschildert hatte. Angefangen von der Telefonnummer im Kopf der Frauenleiche über Hannahs Entführung, der ferngesteuerten Obduktion bis zu dem Angriff auf Ender, der jetzt dringend intensivmedizinische Hilfe benötigte.
    »Auf Helgoland?«, hakte Leuthner nach.
    »Ich weiß nicht sicher, wohin Hannah verschleppt wurde.«
    »Möglicherweise also ins Ausland?«
    Herzfeld ahnte den Hintergrund der Frage. Das BKA war für Kindesentführungen nicht zuständig, es sei denn, sie hatten einen internationalen Bezug. Leuthner wollte ihm also eine Brücke bauen.
    »Nein. Um ganz ehrlich zu sein, glaube ich, dass Hannah noch in Deutschland ist, wenn sie denn noch lebt. Aber ich habe Sie auch nicht angerufen, um den offiziellen Weg zu gehen, Leuthner.«
    »Sondern?«
    Herzfeld wechselte von der Überholspur auf die rechte Seite und verlangsamte die Geschwindigkeit, um nicht so laut gegen die Fahrgeräusche ansprechen zu müssen. Ingolf neben ihm fiel vor Müdigkeit der Kopf nach vorne.
    »Sie operieren doch öfter verdeckt. Ich dachte, Sie können mir ein Fluggerät organisieren, ohne dass es aktenkundig wird.«
    »Geheimhaltung und Hubschraubershuttle schließen sich normalerweise aus«, sprach Leuthner seinen bislang längsten Satz in diesem Telefonat.
    »Normalerweise«, wiederholte Herzfeld eindringlich.
    Angesichts der zwischen ihnen herrschenden Antipathie schien es auf den ersten Blick keinen unpassenderen Gesprächspartner zu geben, den er um einen Gefallen hätte bitten können. Auf der anderen Seite war Leuthner ein Experte, wenn es darum ging, Menschen unter strengsten Geheimhaltungs- und Sicherheitsvorkehrungen aus den Fängen gewalttätiger Verbrecher zu befreien. Erst letzte Woche hatte sein Team mittels eines V-Manns einen Menschenhändlerring zerschlagen. Da der Spitzel einen Freier hatte töten müssen, um den Schleusern seine falsche Identität zu beweisen, war diese Aktion ohne Wissen und Segen von Leuthners Vorgesetzten durchgeführt worden. Die Chefetage war erst aufgeklärt worden, als die Mission erfolgreich abgeschlossen war.
    »Wieso die Geheimniskrämerei?«, fragte Leuthner Herzfeld, der gerade einen flüchtigen Blick zu Ingolf geworfen hatte. Entweder sein Beifahrer war eingeschlafen, oder er verfolgte die Unterhaltung mit geschlossenen Augen, den Kopf an das Fenster gelehnt.
    »Hannah sagte auf ihrer Mailbox, sie würde getötet werden, sobald ich die Polizei einschalte. Und wenn Martinek involviert ist, kennt er die offiziellen Abläufe, und wir müssen davon ausgehen, dass er als Ex- BKA -Mann ein Frühwarnsystem aufgebaut hat, das ihn informiert, sobald ich mich nicht länger an seine Anweisungen halte.«
    »Und wieso setzen Sie sich jetzt doch darüber hinweg?«
    »Weil ich keine andere Wahl habe. Die Insel ist abgeschnitten, und mittlerweile ist dort nicht nur das Leben meiner Tochter in Gefahr.«
    Leuthner grunzte verstimmt. »Sie hätten mich besser auf einer sicheren Leitung angerufen.«
    »Auch dieses Risiko muss ich eingehen. Ich habe keine Zeit, mir ein Satellitentelefon zu organisieren. Der Hausmeister stirbt, wenn er nicht sofort auf die Intensivstation kommt. Moment, bitte.«
    Herzfeld hörte einen pulsierenden Piepston und sah auf dem Display des Bordcomputers im Armaturenbrett, dass ein zweiter Anruf in der Leitung anklopfte. Laut Rufnummer kam er ebenfalls aus einem Büro der Berliner BKA -Dependance. Er entschuldigte sich kurz bei Leuthner, legte ihn auf Hold und nahm das zweite Gespräch entgegen. »Ja?«
    »Verzeihen Sie bitte die Störung, Herr Professor«, sagte Yao, die Assistenzärztin, mit der er noch heute Morgen die verstümmelte Frauenleiche seziert hatte.
    Mit einem nervösen Kribbeln im Magen fragte er sich, was sie von ihm wollte. »Gibt es ein Problem?«
    »Sie wollten doch, dass wir den Mageninhalt untersuchen.«
    Den Tablettenschleim, richtig.
Das hatte er ganz vergessen.
    »Die Ergebnisse vom Labor sind gerade eingetroffen. Es handelt sich um ein Zyankali-Derivat.«
    »Also wurde die Frau vergiftet?«
    »Nein. Es war ein Suizid.«
    »Suizid?«, wiederholte Herzfeld so laut, dass Ingolf neben ihm aus seinem Halbschlaf hochschreckte. Er musste an die grausam entstellte Leiche denken und schüttelte den Kopf. »Der Unbekannten wurden die Kiefer herausgetrennt und die Hände abgeschnitten. Wie in drei Gottes Namen kommt ihr auf die abstruse Idee, sie könnte sich selbst getötet

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