Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
Vom Netzwerk:
haben?«
    »Es gibt eine Abschiedsnachricht.«
    Herzfeld ließ diese Information einen Moment sacken, während sie eine Autobahnbrücke unterquerten, dann sagte er: »Dieser Abschiedsbrief muss eine Fälschung sein.«
    »Es ist kein Brief, sondern ein Video«, widersprach Yao. »Und die Frau ist auch keine Unbekannte mehr.«
    Herzfeld war zu perplex, um diese beiden Nachrichten zu kommentieren, was Yao die Gelegenheit gab, ihn mit weiteren Informationen zu verwirren. »Heute Mittag öffnete ein privater Wachdienst ein Penthouse in Berlin-Charlottenburg, nachdem der Alarm angeschlagen hatte«, begann Yao ihre Schilderung. »Das Luxusapartment war mit einer High-End-Sicherheitsanlage ausgestattet, die auch dann reagiert, wenn im Gebäude über einen längeren Zeitraum hinweg keine Bewegung registriert wird. Als der Wachmann die Wohnung betrat, entdeckte er Blutspuren und mehrere abgetrennte Finger auf dem weißen Teppich. Er informierte die Polizei, und die Spurensicherung fand eine DVD im Player.«
    »Ihr Testament?«
    »Nicht nur das. Die Frau hat den kompletten Tathergang gefilmt. Wie sie in ihrer Küche sitzt und Tabletten nimmt, während sie sich von allen Freunden, Verwandten und Angehörigen per Videobotschaft verabschiedet.«
    »Wissen wir, weshalb sie sich das antut?«, fragte Herzfeld und sah in den Rückspiegel.
    Obwohl es erst kurz nach sechzehn Uhr war, herrschte bereits komplette Finsternis. Dafür hatte es aufgehört zu schneien, und der Verkehr war nicht mehr so dicht wie noch zu Beginn der Fahrt.
    »Sie betont auf dem Band mehrfach, dass ihr Leben keinen Sinn mehr habe und die ganze Wahrheit früher oder später ans Licht komme.«
    »Und wie erklärt ihr euch die Verstümmelungen?«
    »Die erklärt sie selbst. Wörtlich sagt sie, ich zitiere …«, Herzfeld hörte Yao mit Papier rascheln, » … meine Hülle hat nach ihrem Tod noch einen Zweck zu erfüllen. Mein Körper wird danach ebenso schrecklich aussehen, wie meine Seele sich heute fühlt. Aber ich versichere hiermit, dass ich sämtlichen Verletzungshandlungen, die mir nach meinem Freitod beigebracht werden, im Vorhinein zugestimmt habe, und das sage ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.«
    Herzfeld schüttelte den Kopf und scherte auf die linke Spur, um einen Kombi zu überholen, der einen heftig schlingernden Wohnwagen hinter sich herzog.
    »Was macht euch so sicher, dass niemand mit einer Waffe hinter der Kamera steht und sie zu dieser Aussage zwingt?«
    »Sie müssten die Aufnahme mit eigenen Augen sehen, Professor. Hundertprozentig sicher kann man sich da natürlich nie sein, aber ich habe selten so etwas Authentisches und Aufrichtiges gehört wie die letzten Worte von Frau Schwintowski.«
    Herzfeld stockte der Atem. »Moment mal, was sagten Sie da gerade?«
    »Aufrichtig. Es klang zu keiner Sekunde geschauspielert oder erzwungen …«
    »Nein, das meine ich nicht. Wie war ihr Name?« Er blinzelte mehrmals und erinnerte sich an den Schriftzug auf dem Umzugskarton, den sie vor Martineks Haustür in der Kissenbox gefunden hatten.
    »Sybille Schwintowski, geborene Thron. Verheiratet mit dem Umzugsunternehmer Philipp Schwintowski. Eine gemeinsame Tochter, Rebecca, siebzehn Jahre alt. Von den beiden fehlt jede Spur.«
    Geschwind mit Schwintowski!
    Auch Ingolf neben ihm hatte den Namen gehört und warf ihm einen fragenden Blick zu, bevor er gähnend wieder die Augen schloss.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, flüsterte Herzfeld so leise, dass Yao ihn über die Freisprechanlage nicht verstehen konnte.
    »Haben Sie etwas gesagt?«
    »Was? Äh, nein.«
    Eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche, die sich als Suizid enttarnte. Hannahs Entführung. Martinek. Die Seebestattung und ein Umzugsunternehmer, der samt Tochter verschwunden war – wie hängt das alles zusammen?
    »Was wissen wir über den Mann?«, fragte er, und Yao begann erneut mit ihren Unterlagen zu rascheln.
    »Philipp Schwintowski ist kein unbeschriebenes Blatt«, sagte sie. »In den achtziger Jahren stand er wegen Mordes vor Gericht, damals war er sechsundzwanzig Jahre alt. Er soll sein Vermögen mit illegalen Wetten und später als Kredithai gemacht haben. Die Presse nannte ihn den Buddha-Mörder, bezogen auf seine Leibesfülle. Eine Überwachungskamera hatte ihn dabei gefilmt, wie er einen säumigen Schuldner von der Brücke auf die Stadtautobahn warf, wo er von einem Lkw überrollt wurde.«
    Herzfeld verzog das Gesicht.
    »Doch die Anklage wurde fallengelassen,

Weitere Kostenlose Bücher