Abgezockt
begegnet. Sie hat mir die Sache von euch beiden erzählt. Nein, rausposaunt hat sie’s, durch den ganzen Laden! Wie dumm war ich, dir zu glauben. Noch Sekunden vorher hatte ich dich verteidigt, und sie wusste die ganze Zeit die Wahrheit! Sie hat dich gekannt, ich kannte dagegen nur das Scheiß-Lügenmärchen.« Kate legte eine Pause ein, um sich zu beruhigen. »Mit deiner Sekretärin! Hättest du dir nicht was Besseres aussuchen können, eine Nobelpreisträgerin oder so?«
Bell. Wie musste sie diesen Moment genossen haben! Er hätte wissen sollen, dass es so kommen würde, sobald sie die Kontrolle über ihn verloren hatte. Seinen Ruf zu zerstören, das war nicht genug. Sie musste ihn unter ihrem Absatz zerquetschen. Nun, das war ihr gelungen.
Sie konnte alles andere zerstören, aber verflucht wollte er sein, wenn sie seine Ehe kaputtmachen könnte. Mit ausgestreckten Armen stürmte er auf Kate zu.
Sie versteifte sich und griff hinter ihrem Rücken nach etwas, um sich zu schützen. Sie wirkte wie ein in die Enge getriebenes Tier. Vom Kamingestell nahm sie den Schürhaken und schwang ihn wie eine Waffe gegen Josh. »Bleib mir vom Leib oder, so wahr mir Gott helfe, ich schlage dich!«
Josh stoppte nur Zentimeter vor der Spitze des Schürhakens. »O Kate. Du verstehst nicht«, rief er in flehendem Ton.
»Dann klär mich auf, Josh. Sag mir, warum. Warum hast du das getan? Los, komm, die Bühne gehört dir.« Kate machte eine Geste wie die Assistentin eines Magiers.
Josh rang nach Worten. Er hätte gern eine abgeschwächte Version geliefert, aber er sah ein, dass Lügen und Betrug nicht mehr halfen. Also berichtete er die harte Wahrheit. »Ich habe die Affäre drei Monate nach dem Verlust unseres Babys begonnen. Wir hatten uns entfremdet. Wir wussten doch beide nicht genau, was wir wollten.«
»So, ist es das? Weil wir eine schwere Zeit durchmachten, schmeißt du dich der erstbesten Schlampe an den Hals?«
»Nein!« Josh prallte erschrocken zurück. »Du wolltest, dass ich nichts merke. Du hast mich abgewiesen, als wäre es meine Schuld.«
»Tut mir ja so leid. Dann bin
ich
schuld daran, wenn du deinen Schwanz in deine Sekretärin gesteckt hast.« Ihre Entgegnung triefte von Sarkasmus.
»Das behaupte ich ja gar nicht. Ich sage die Wahrheit – wie ich es schon längst hätte tun sollen. Ich hatte aus ganz egoistischen Gründen eine Affäre, aber ich sah ein, dass das falsch war. Ich bin zu dir zurückgekommen und habe unsere Familie in Ordnung gebracht – habe mein Bestes gegeben, um uns glücklich zu machen. Ich liebe dich, Kate, und ich will dich nicht verlieren.« Er blieb auf Abstand, denn Kate hielt immer noch den Schürhaken fest.
»Woher soll ich wissen, dass du nicht dem nächsten Paar Titten, das vorbeistelzt, hinterherrennen wirst?«
»Weil ich jetzt hier bin und nirgendwo anders hingehe. Ich stehe hundert Prozent zu dieser Familie.«
Kates Augen funkelten vor Zorn. Ihr Gesicht war von Wut und Schmerz verzerrt. Dann entspannte es sich plötzlich. Sie ließ den Schürhaken fallen, so dass er klirrend auf den Kaminkacheln landete.
Die Kate, die Josh kannte, kam wieder zum Vorschein. Es würde alles gut werden. Er setzte ein schwaches Lächeln auf.
Es herrschte Totenstille im Haus; kein Mucks aus Abbys Zimmer.
»Ich will, dass du weggehst, Josh«, sagte Kate.
Er konnte es nicht fassen. Er hatte verloren. Er versuchte zu betteln, aber sie unterbrach seine Einwände mit erhobener Hand.
»Ich weiß nicht, was ich will, aber dich ganz bestimmt nicht.«
Die Wut, die Kate Sekunden vorher gespürt hatte, ergriff nun Josh. Ihm war klar, dass er hier nichts mehr ausrichten konnte; er hatte seine Familie verloren. Also stürzte er aus dem Wohnzimmer.
Er wollte die Haustür aufreißen, aber die Sicherheitskette war vorgelegt. Der Knauf glitt ihm aus der Hand, und die Tür fiel ins Schloss. Er versuchte es noch einmal. Mit einem splitternden Geräusch lösten sich die Angeln aus dem Holzrahmen. Die Kette peitschte zurück, Josh knapp am Gesicht vorbei, und der Schwung der auffliegenden Tür riss ihn zu Boden.
Josh rappelte sich auf, rannte zu seinem Wagen und setzte sich auf den Fahrersitz. Er jagte den Motor hoch und legte den Rückwärtsgang ein, so dass das Auto auf die Straße schlitterte. Dann schaltete er auf »Vorwärts«, trat das Gaspedal durch, und eine schwarze Qualmwolke stieg von den quietschenden Reifen auf.
»Verdammtes Miststück«, knurrte Josh. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er
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