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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Yosemite war zu groß, um sie zu ignorieren.
    Bestens aufgelegt fuhr er heim. Es war ein guter Tag gewesen. Er parkte neben Kates Minivan. Den Rucksack über der Schulter, schloss er das Haus auf und wollte eintreten. Die Tür blockierte und schlug ihm die Schlüssel aus der Hand. Die Kette war vorgelegt.
    »Kate, ich bin’s. Könntest du bitte die Türkette wegnehmen?«, rief Josh durch den Spalt und hob seine Schlüssel auf.
    Keine Antwort.
    Er wurde von Furcht gepackt. Hatte Mitchell einen Anschlag verübt?
    »Kate, bist du da? Ist alles in Ordnung?«
    »Josh, ich lass dich nicht rein.«
    Seine Furcht schlug in Verwirrung um. »Was?«
    »Du bist hier nicht mehr erwünscht.« Kates Stimme klang schwach vor Tränen.
    Josh lugte durch den Türspalt. Er konnte Kate nicht sehen.
    »Was ist los? Lass mich rein.«
    Kate brach in Schluchzen aus, das in jemand anderem ein Echo fand; Abby vermutlich.
    Kate redete mit ihr, aber Josh konnte nicht hören, was sie sagte.
    »Geh einfach weg. Bitte, Josh, geh weg.«
    Ihm schnürte sich der Magen zusammen. Die Erinnerung an die Ereignisse in Margaret Maceys Haus traf ihn mit voller Wucht. Doch das hier war sein Haus, seine Familie. Er würde sich nicht aussperren lassen.
    »Keine Panik, ich komme durch die Hintertür.« Er zögerte. »Okay?«
    Einen Moment wartete er auf Antwort, hörte aber nur ein ersticktes Wimmern. Dann rannte er zum Gartentor; es war verschlossen. Josh ließ seinen Rucksack fallen und kletterte darüber. Aus dem Augenwinkel erspähte er einen Nachbarn, der von der anderen Straßenseite die Seifenoper aus dem wahren Leben verfolgte, doch Josh schenkte ihm keine Beachtung. Er lief hinüber zur Terrasse und stand dort ebenfalls vor verschlossener Tür. Aber er hatte einen Schlüssel.
    Von Angst und Sorge überwältigt, stürmte er nach drinnen und rief: »Kate, Kate, ich bin’s! Es ist alles gut.«
    Er fand seine Frau und sein Kind im Wohnzimmer. Kate stand vor dem Kamin, und Abby presste ihr Gesicht an den Bauch ihrer Mutter. Anscheinend fehlte ihnen nichts. Josh bemerkte keine sichtbaren Verletzungen, nur Tränen. Seine Panik legte sich.
    »Gott sei Dank, ihr seid gesund. Ich habe mir echt Sorgen gemacht«, sagte er. »Was soll die Sicherheitskette?«
    »Josh, mach, dass du rauskommst, verdammt!« Kates Ton war hart wie Stahl – so hart, dass Josh augenblicklich stehen blieb. Kates Aggressivität ergab keinen Sinn.
    Behutsam schob sie ihre Tochter beiseite. »Abby, geh in dein Zimmer. Es kommt alles in Ordnung, aber das muss jetzt sein. Bist du so lieb, ja? Bitte.«
    Abby wollte nicht. Sie schluchzte, gab aber endlich nach. Kate zog das Mädchen an sich und umarmte es fest.
    »Es ist besser, du gehst. Wiener wartet schon in deinem Zimmer. Er braucht dich.«
    Seine Frau und seine Tochter so aufgewühlt und fassungslos zu sehen, tat Josh in der Seele weh.
Was ist bloß passiert, das so viel Wut und Kummer verursacht?
Er hatte keine Ahnung.
    Abby lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dabei machte sie einen Bogen um Josh und starrte ihn an, als wäre er ein Ungeheuer.
    Josh murmelte ihren Namen und streckte die Hand nach ihr aus, aber sie wich zur Seite.
    Die Ehepartner sagten nichts, bis sie oben die Tür zuknallen hörten. Das gedämpfte Schluchzen, das durch die Decke drang, bildete eine unerträgliche Untermalung ihrer Konfrontation.
    »Du Drecksack, wie konntest du nur? Wie konntest du uns das antun?«, sagte Kate unter bitteren Tränen.
    Josh hatte keine Antwort. Er wusste nicht, was sie meinte. Er hatte ihnen jede Menge getan, Gutes wie Schlechtes.
    »Du hast so viel Schmerz über diese Familie gebracht, dass du nicht mehr das geringste Recht auf ihre Liebe hast.« Kate schniefte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. »Du kriegst das, was du verdienst.«
    Josh schüttelte den Kopf. Er verstand immer noch nicht. »Was habe ich denn getan, Kate?«
    »Du hast mir etwas verheimlicht. Im Park hast du mir nur die zensierte Version erzählt. Die Familie braucht ja nicht alles zu wissen; verkauf sie ruhig für dumm. Hattest du das vor? Die schlimmen Sachen für dich behalten, damit du möglichst wenig Ärger kriegst? Du feiger Waschlappen!«, rief Kate, und jedes Wort war ein Messerstich, der ihn tief verletzen sollte. »Na, klingelt’s bei dir, Josh?«
    Ja, das tat es. Er begriff nicht, wie sie dahintergekommen war. Wer konnte ihr das erzählt haben? Josh schluckte, weil er einen Kloß im Hals hatte.
    »Wir sind heute im Einkaufszentrum Bell

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