Abgezockt
auf der Karte, aber das ist kein Beweis. James Mitchell, oder wer der Kerl auch immer sein mag, hat sich als Agent von Pinnacle Investments ausgegeben. Wer sagt also, die hätten den Kranz geschickt?«
Die Blumenhandlung lag ein paar Blocks von Joshs Haus entfernt, ein kleiner Laden von vielen an der Einkaufsmeile, die man für die Bewohner der Gegend aus dem Boden gestampft hatte. Das »Vergiss-mein-nicht« lag zwischen einem Pizzaservice und einem Maniküresalon, der für 7,95 $ falsche Fingernägel anbot.
Bob bog in eine Parklücke direkt vor dem Geschäft, die gerade von einer alten Dame in einem Cadillac Seville frei gemacht wurde.
Als sie eintraten, ertönte der elektrische Summer. Das Personal bestand aus einer einzigen Frau mittleren Alters, die aus dem hinteren Ladenbereich kam. Sie war groß und hatte gut sechs Kilo Untergewicht. Es wirkte, als hätte jemand aus ihr die Luft herausgelassen. Ihr dichtes eisengraues Haar lockte sich lose im Nacken. Ihre Jeans und ihr Wollpullover hingen an ihr wie an einem Kleiderständer.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
»Wir hätten gern eine Auskunft«, antwortete Josh. »Sie haben mir letzte Woche einen Trauerkranz geschickt. Von Pinnacle Investments.«
Die Frau schob ihre Lippen vor und kniff gleichzeitig die Augen zusammen. »Sind Sie Josh Michaels?«
»Ja, genau.«
»Ach so, der! Chris war nicht gerade begeistert von Ihrem … Ausbruch.«
Josh errötete vor Verlegenheit. »Ja, tut mir leid. Ich hätte meine Wut nicht an Ihrem Boten auslassen sollen. Und wenn Chris da ist, würde ich mich gern persönlich entschuldigen.«
Bei Joshs Bedauern wurde die Miene der Frau milder. »Nein, er ist nicht da, aber ich glaube auch nicht, dass er an Ihrer Entschuldigung sehr interessiert wäre.«
Josh verzog etwas das Gesicht und sah zu Bob. Der lächelte blass.
»Sonst noch was?«, fragte die Frau.
»Ich hoffe, Sie verstehen, dass mein Freund unter sehr großem Stress stand und dass sich jemand einen perversen Streich mit ihm erlaubt hat. Er wurde mit dem Auto in den Fluss gedrängt. Und wir sind da, um der Sache nachzugehen«, erklärte Bob.
»Ach, Sie waren das? Wow! Ich hab im Fernsehen gesehen, wie man den Wagen aus dem Fluss zog.«
Josh nickte.
»Können Sie uns verraten, wer diesen Kranz bestellt hat?«, fragte Bob.
»Moment, ich werde nachsehen.« Die Frau verschwand in den rückwärtigen Ladenbereich.
Bob steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich leicht nach hinten, so dass seine Jacke aufklaffte und sein dicker Bauch hervortrat. Er nahm den Raum ringsum in Augenschein.
Die Verkäuferin kehrte durch den Perlenvorhang zurück.
»Der Auftraggeber war Pinnacle Investments, die Hauptgeschäftsstelle in Seattle.«
»Und der Kranz kam direkt von Pinnacle Investments?«, fragte Bob zur Sicherheit.
»Ja, ich musste zurückrufen, um ein paar Einzelheiten zu klären.«
Josh runzelte die Stirn.
»Ist das die gewünschte Auskunft?«, fragte die Floristin.
Das war es nicht.
Josh ging die fünf Blocks von der Blumenhandlung zu Fuß. Er trug einen Rosenstrauß – als Aufmerksamkeit für Kate. Vielleicht würden die Blumen ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern. Außerdem war der Kauf in einem gewissen Sinn Joshs Entschuldigung bei der Frau in dem Blumenladen. Ob er jetzt langsam wieder anfing, Leuten eine Freude zu machen?
Er selbst war alles andere als erfreut.
Er hatte James Mitchell bis zu dessen Motel zurückverfolgt, aber der Name war falsch und nichts deutete auf Mitchells Existenz hin. Josh hatte damit gerechnet, dass dieser Mann den Kranz bestellt hatte, aber der Auftraggeber war Pinnacle Investments.
Das ergab keinen Sinn. Es bestand kein Zusammenhang, keine Verschwörung – nichts. Vielleicht hatten die Ereignisse der letzten Woche Josh zu sehr mitgenommen, und seine Paranoia war unbegründet. Eine erboste Autofahrerin hupte ihn an. Er kehrte ruckartig in die Gegenwart zurück und merkte, dass er bei Rot auf die Straße getreten war.
Ein paar Minuten später war er zu Hause. Er schloss die Tür auf und rief nach seiner Familie. Aus dem Garten hinter dem Haus hörte er Stimmen, versteckte die Blumen schnell hinter seinem Rücken und schob die Tür mit dem Fuß zu, während Kate und Abby von der Terrasse hereinkamen.
»Hi, Dad!«, sagte Abby.
»Alles in Ordnung?«, fragte Kate.
»Ja.« Josh zog den Strauß hinter seinem Rücken hervor. »Die sind für dich, Schatz.«
Etwas verwundert nahm Kate die Blumen entgegen, legte
Weitere Kostenlose Bücher