Abgezockt
ein Fähnchen, auf dem das Logo von Supreme Pizza prangte. Mit einem letzten Blick auf Margarets Haus gab er Gas, dass die Reifen quietschten und eine schwarze Qualmwolke zurückblieb.
Es war nicht Margarets Peiniger gewesen, der vor der Tür stand, um ihr den Rest zu geben. Vor Erleichterung versagten ihr die Knie, und sie fiel auf den harten Dielenboden.
Das war alles ein Streich gewesen – ein perverser Streich, um sie zu erschrecken, zu quälen, sie zu Tode zu ängstigen, und es hatte funktioniert.
Margaret entspannte sich. In der Ferne brabbelte unaufhörlich
seine
Stimme. Margaret achtete nicht darauf. In ihrer Magengrube begann es zu rebellieren. Gleich würde sie sich übergeben. Unbeholfen stand sie auf und wankte ins Badezimmer. Nach mehrmaligem Aufstoßen erbrach sie sich schließlich.
»Also, kann ich Sie für so eine Lebensversicherung interessieren, Margaret?«, fragte der Anrufer. Er redete ins Leere. Der Hörer lag auf der Armlehne ihres Sessels. Der Anrufer lachte, denn er wusste, er sprach zu einer Margaret Macey, die nicht mehr da war.
Er steckte den Apparat in seine Tasche. Der Profi war mit seinen Bemühungen zufrieden.
Er fühlte, diesmal hatte er echte Fortschritte gemacht. Diesem Ereignis würde er sehr bald das Nächste folgen lassen, damit seine Zielperson keine Verschnaufpause bekam.
Er würde Margaret Macey an Land ziehen wie einen preisverdächtigen Fisch. Sie war müde und verlor allmählich die Kraft. Nicht lange, dann würde auch sie als Trophäe über seinem Kamin hängen. Aber jetzt hatte er eine Verabredung.
[home]
17
I n Trainingssachen und mit seinen Joggingschuhen in der Hand sprang Josh die Treppe hinab. Er joggte jedes Wochenende und gelegentlich auch unter der Woche. Seine normale Strecke betrug drei bis fünf Meilen, je nachdem, wie viel Zeit er hatte. Aber seit seiner Krankenhausentlassung war er nicht mehr gejoggt. Es wurde Zeit, in den gewohnten Rhythmus zurückzufinden. Er setzte sich an den Fuß der Treppe und zog seine Schuhe an.
Kate kam aus dem Wohnzimmer. »Gehst du joggen?«
»Ja. Das hatte ich vor.«
»Willst du jetzt Frühstück, oder wenn du zurückkommst?«
»Ich frühstücke nachher.«
»Wie weit willst du denn laufen?«
»Vielleicht versuch ich mal was Längeres – sechs Meilen oder so, um meinen Schlendrian in letzter Zeit wettzumachen. Wir werden sehen.« Josh blickte auf, während er die Schuhe band.
»Es wird dir guttun, rauszukommen und etwas zu unternehmen.«
Offenbar gefiel es Kate, dass er seine alten Gewohnheiten wieder fortführte. Sie hoffte wahrscheinlich, dies sei ein Zeichen, dass ihrer aller Leben in den Normalzustand zurückkehrte.
»Bis später!« Josh gab ihr einen Kuss, und schon war er aus der Haustür.
Jetzt, nach neun Uhr, waren die Pendler aus Joshs Nachbarschaft schon zur Arbeit aufgebrochen. Es war eine gute Zeit für seinen Sport.
Josh begann zu schwitzen. Es war ein kühler Morgen, aber die Sonnenwärme wurde durch die paar Wolken nicht gemindert. Unter den Achseln und am Kragen seines grauen Oberteils erschienen Flecke. Die Trainingshose zeigte einen nicht sehr vorteilhaften dunklen Strich über dem Gesäß. Schweiß glitzerte auf Joshs gerötetem Gesicht, hing als Perlen in seinem schwarzen Haar und tropfte wie schmelzende Eiszapfen herab. Er hatte nicht vorgehabt, sich so zu verausgaben. Seine Gedanken waren anderswo. Bei Bell. Bell hatte sich nicht mehr gemeldet, seit sie Kanal Drei mit Informationen versorgt hatte. Wenn sie nicht zu ihm kam, dann würde er eben zu ihr gehen.
Statt seiner üblichen Strecke – einmal rund um das hufeisenförmige Pocket-Viertel – joggte er durch die Straßen, die nordwärts zur Stadtmitte führten. Das rhythmische Geräusch seiner Adidas-Schuhe markierte den Weg zu Belinda Wongs neuer Adresse in Sacramento. Das Miststück hatte die Frechheit besessen, Kate auf der Party Anschrift und Telefonnummer zu geben. Joshs Wut trieb ihn an.
Vor dem kleinen Haus im Ranch-Stil blieb er stehen. Es lag an der Straßenecke, und ein Schild neben dem Gehsteig, das in den Rasen gerammt war, verkündete immer noch: »Zu verkaufen«. Die Hände auf die Knie gestützt, beugte sich Josh nach vorn und rang nach Luft. Schweiß, der ihm von der Stirn und aus den Haaren rann, tropfte auf das Pflaster.
Er marschierte über den kurzen Pfad zur Haustür und klingelte. Niemand erschien. Er klingelte noch einmal und behielt seinen Finger auf dem Knopf, so dass ein monotones Summen ertönte.
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