Abgezockt
belastete. Aber diese Genugtuung würde er ihnen nicht gönnen.
Nach einigen Sekunden Stille bemerkte Josh, dass es keinen Polizeifunk oder sonst welche Polizeiausrüstung im Wagen gab. Er hatte zwar noch nicht oft in Polizeiautos gesessen, aber das hier schien eigenartig.
Er rutschte auf seinem Platz herum. »Wo ist Ihr Sprechfunk?«
Jenks warf ihm einen stechenden Blick zu. Dann sah er die Stelle, auf die Josh starrte – dort, wo eigentlich das Funkgerät hingehörte. »Der Wagen ist noch neu – habe ihn heute erst abgeholt. Der hat noch keine Spezialausrüstung. Wir verwenden ja sowieso alle Handys und Pager.«
Josh sah kurz auf den Kilometerzähler. »Der zeigt aber tausend Meilen an. Für einen Tag waren Sie ganz schön auf Achse.«
Jenks zögerte. »Der Wagen ist neu für unser Department. Echte Neuwagen kann sich die Stadt heute nicht leisten. Unser Budget wurde gekürzt. Nicht genug in der Staatskasse.«
»Ach so!«, sagte Josh misstrauisch. »Diese Armleuchter auf dem Capitol Hill sind zu blöd zum Scheißen.«
Jenks brach in schallendes Gelächter aus. »Ja, das ist gut!«
Wohin bringt mich der Typ?
Josh kam zu dem Schluss, dass es ratsam war, auf alles, sowohl außer- als auch innerhalb des Wagens, genau zu achten. Sie fuhren immer noch die I-5 nordwärts Richtung Innenstadt.
Josh sah kurz auf Jenks’ Taille. Das Jackett stand offen und zeigte den durchtrainierten Bauch. Jenks trug keinen Revolvergurt und anscheinend auch sonst keine Waffe. Josh hatte keine Ahnung, wer der Mann neben ihm war, aber es war kein Vertreter des Gesetzes. Josh trat Schweiß auf die Stirn.
Der Chevy bog von der I-5 auf die J Street Richtung Osten. Jenks schlängelte sich durch die Straßen der Innenstadt. Die vertrauten und angenehm bevölkerten Viertel blieben zurück, je weiter der Wagen in das teilweise baufällige, ausgestorbene Industriegebiet vordrang, das von Straßenbahngleisen zerfurcht wurde.
Josh und Jenks waren weit weg vom Polizeipräsidium, und dieser Stadtteil hatte auch nichts mit Margaret Macey oder Dixon zu tun. Josh bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
»Dürfte ich mit Ihrem Handy meine Frau anrufen?«, fragte er. »Bestimmt wundert sie sich, wo ich bin.«
»Nein. In ein paar Sekunden haben wir’s.«
Josh konnte es riechen: den Gestank seines eigenen Schweißes in der Kühle der Klimaanlage. Bemerkte auch Jenks das Anzeichen für Joshs Angst? Egal, wie stark Josh sich nach außen gab, sein Körper verriet ihn. Ihm schien, dass der Geruch an Kraft und Intensität zunahm. Daher verschränkte er fest die Arme. Ärgerlicherweise breitete sich die Feuchtigkeit in seinen Achselhöhlen und an den Flanken weiter aus und wurde von dem trockenen Hemd aufgesaugt.
Er warf einen Blick auf Jenks. Wenn das kein Bulle war, was dann? Der Partner von James Mitchell? Im Nachhinein betrachtet, war Jenks alles andere als ein Polizeibeamter. Josh hatte den Verdacht, dieser Jenks brachte ihn zu James Mitchell persönlich. Er legte keinen Wert darauf, zu erfahren, ob er recht hatte oder nicht.
Der Malibu verlangsamte und blieb an einer Kreuzung stehen. Jenks wartete auf eine Lücke in dem dünnen Verkehr. Diese Gelegenheit ergriff Josh. Er löste gleichzeitig den Sicherheitsgurt und packte den Türgriff. Mit einem »Ssst« wie eine Silvesterrakete sauste der Gurt zurück, und klackend öffnete sich die Tür. Josh versuchte, nach draußen zu stürzen.
Hinter ihm ertönte ein »Klick«. Jenks hatte von Gott-weiß-woher eine Waffe gezaubert und streckte sie Josh ins Gesicht. Josh spürte die Kälte des harten Metalls auf seiner Haut. Der Geruch von Öl und verbrannten Feuerwerkskörpern erfüllte seine Nase. Er schielte auf den schwarzen Revolver, der sich ihm an die Wange drückte. Das Ding fühlte sich genauso schwer an, wie es aussah.
»Schön, Mr. Michaels. Machen Sie die Tür zu und schnallen Sie sich wieder an. Unsere Fahrt ist noch nicht zu Ende. Noch nicht«, betonte Jenks gelassen.
Über eine halb geöffnete Tür und einen Fuß auf dem Trittbrett war Josh bei seinem Fluchtversuch nicht hinausgekommen. Jenks’ Revolvermündung an der Wange, setzte er sich wieder hin, machte die Tür zu, schnallte sich an, und Jenks fuhr über die Kreuzung.
»Keine Mätzchen mehr, Josh. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie Josh nenne?«
Josh gab keine Antwort. Er starrte stur geradeaus.
»Ich hoffe, wir verstehen uns.« Jenks stieß ihm den Revolver in die Seite.
Josh zuckte zusammen.
»Ein Mucks und
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