Abgezockt
Café und anderen Läden. Die Reihenhäuser wirkten ungepflegt. Ihnen gegenüber lagen alte, heruntergekommene Fabriken. Wagen, die ihre Glanzzeit hinter sich hatten, standen am Bordstein. Ansonsten schien die Straße wie ausgestorben.
Josh blieb kurz stehen. Die einzigen Geräusche, die er hörte, waren das Hämmern seines Herzens und seinen keuchenden Atem. Schweiß bedeckte seinen Körper. Es sah aus, als wäre Josh in Bürokleidung einen Marathon gelaufen. Er wollte stehen bleiben, zu Atem kommen, aber es war keine Zeit. Schutz suchend verschwand er in den Gassen.
Der Profi hatte beschlossen, Josh Michaels im Auge zu behalten, obwohl das nicht nötig war, denn er hatte alles zu Michaels’ Eliminierung veranlasst. Die Sache war im Rollen, und das Opfer würde unausweichlich unter die Räder kommen. Mehr aus purem Interesse überwachte er Michaels trotzdem. Heute war anscheinend die Beerdigung. Die Familie fuhr in Schwarz gekleidet in ihren Autos davon. Der Profi folgte in einigem Abstand.
Es war ein bedauerliches Versehen, dass Michaels’ Freund Keegan anstatt der Zielperson den Tod gefunden hatte. Zum ersten Mal hatte der Killer bei der Erfüllung seines Auftrags einen unschuldigen Dritten getötet. Wäre Keegan mit Michaels untergegangen, dann hätte der Killer ihm keine Träne nachgeweint. Doch ihn ohne Beisein der Zielperson zu liquidieren, das war unangenehm.
Michaels kam zusammen mit dem Rest der Gemeinde aus der Kirche. Der Profi beobachtete ihn durch sein Fernglas beim Gespräch mit diversen Trauergästen. Nach seinem Abschied von Frau und Kind stieg Michaels mit Bob Deuce in einen Wagen.
Der Profi folgte seiner Zielperson zum Friedhof und dann zurück zur Kirche, wo Bobs Auto stand. Die nächste Station der Zielperson war ihr Arbeitsplatz. Der Profi hatte sich auf einen gemütlichen Nachmittag eingestellt, doch nach einer Stunde erschien Michaels mit einem Karton im Arm vor dem Firmeneingang.
»Sieht aus, als wäre da jemand gefeuert worden. Tja, die Macht der Medien …«, murmelte der Profi.
Er folgte Michaels nach Hause, parkte fünf Häuser weiter weg und beobachtete ihn beim Aussteigen. Ein roter Chevy Malibu fuhr vor Michaels’ Haus an den Randstein. Der Typ hinter dem Lenker fing Michaels ab. Er zog etwas aus der Tasche und begleitete die Zielperson nach drinnen.
»Verdammt, das gefällt mir nicht«, sagte der Profi. »Das ist nicht gut – ganz und gar nicht.« Weil er über Funk nichts gehört hatte, war es höchstwahrscheinlich kein Bulle, auch wenn die Art, wie er sich vorstellte, diesen Eindruck machte. Etwas an dem Kerl kam dem Profi sogar bekannt vor. Er war sicher, er hatte ihn schon einmal gesehen.
Sekunden später wurde Michaels von dem Mann aus dem Haus geführt. Der Profi ließ den Motor seines Wagens an, als Michaels in den Chevy stieg. Er verfolgte den Malibu auf dem Weg in die Innenstadt. Der Wagen wich dem Polizeirevier aus und verließ die vertraute Umgebung in Richtung der Randbezirke.
Da geht was vor, Josh, merkst du das denn nicht?
Der Profi blieb fünf Wagenlängen hinter der Zielperson zurück und wartete an den Kreuzungen länger als nötig. »Scheiße!«, fluchte er. An der Kreuzung vor sich sah er Michaels’ missglückten Fluchtversuch und die Waffe an Michaels’ Kopf. Als der Malibu weiterfuhr, folgte der Profi ihm.
Er kochte vor Wut. Beim Anblick der Waffe wusste er sofort, was los war.
Dieser Scheißkerl hat einen anderen angeheuert, um meine Arbeit zu beenden. Er konnte es nicht abwarten. Der Hurensohn!
Der Profi hatte alles unter Kontrolle gehabt. Tyrell musste ihm nur Zeit lassen, doch er hinterging ihn. Mehr noch: Er beleidigte den Profi, indem er einen zweiten Killer engagierte. Es war, als würde man seine Frau mit dem eigenen Bruder im Bett erwischen. Dieser Verrat sollte den Versicherungsmanager teuer zu stehen kommen.
An der Kreuzung, wo die missglückte Flucht stattgefunden hatte, kam der Profi mit quietschenden Reifen zum Stehen. Er wurde länger aufgehalten, als ihm lieb war. Ein nicht enden wollender Verkehrsstrom zog vorbei. Der Profi beobachtete, wie der andere Wagen ein Bahngleis überfuhr und in einer der Gassen bei den stillgelegten Fabriken verschwand.
Die Ampel schaltete auf Grün, und der Profi jagte den weißen Ford Taurus über die Kreuzung. Als er den Gleiskörper überquert hatte, verlangsamte er und bog in die Gasse ein, wo der rote Chevy stand.
Sie waren ausgestiegen. Michaels ging rückwärts vor dem Killer her, der
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