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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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„Das Wetter?“
    „Beim Wetter gibt es wenigstens Hoffnung, dass es sich zum Besseren ändert“, sagte Thankmar und stieß einen Seufzer aus. „Aber wie lange müssen wir noch das andere erdulden? Dieses Unrecht. Diese Willkür. Werden wir beide, ein Herzog und ein Sohn König Heinrichs, irgendwann auch zum Hundetragen verurteilt?“
    |89| Eberhard schwieg dazu. Der Argwohn stieg in ihm auf, der andere könnte ihn aushorchen wollen, vielleicht nach Racheplänen forschen. Tat er dies im Auftrag des Königs, machte er keinen Umweg und kam schnell zur Sache.
    „Was wollt Ihr von mir?“, fragte der Herzog der Franken noch einmal abweisend.
    „Ich habe Euch vorhin am Palatium beobachtet. Sah Euch leiden … sah, wie Ihr Euch mühtet, Euern Zorn zu beherrschen. Wie gut ich das kenne! In diesem Zustand, mal leidend, mal zornig, lebe ich seit Monaten. Bestohlen, betrogen, um mein Erbe gebracht! Ich gestehe Euch, dass ich Lust hätte, es so zu machen wie Eure Männer: eine Burg in Schutt und Asche zu legen! Warum? Mir gehört diese Burg und ich will mein Recht!“
    „Seid Ihr mir gefolgt, um mir das zu sagen?“
    „Das – und noch mehr!“, sagte Thankmar mit einem bedeutsamen Blick. Der Herzog wandte sich ab.
    „Meine Leute gingen zu weit“, sagte er vorsichtig. „Auch wenn das Recht auf ihrer Seite war.“
    Ein paar Atemzüge lang schwiegen sie.
    „Vielleicht hätten sie die Burg nicht zerstören, sondern nur besetzen sollen“, bemerkte Thankmar dann, als spräche er zu sich selbst. „Darauf wird es jetzt ankommen: So viele Burgen wie möglich zu erobern und zu besetzen.“
    „Burgen zu erobern – und zu besetzen?“
    „Wer die Burgen besitzt, beherrscht das Land.“
    „Und darauf wird es jetzt ankommen? Wie?“
    „Euch liegt doch auch daran. Oder nicht? Dass sich bald etwas ändert.“
    „Ihr … Ihr wollt doch wohl nicht …?“, fragte Eberhard betroffen.
    „Unter den früheren Königen“, sagte Thankmar, „war es Gesetz, das Reich unter die Söhne aufzuteilen. So machte es der große Karl, so machte es sein Sohn, der fromme Ludwig, so machten es auch die Könige, die nach ihnen kamen. Mein Vater setzte sich darüber hinweg, er gab alles nur einem und überging dabei sogar den Ältesten – mich. Ihr wart es, Herzog, der meinem Vater damals die Insignien brachte. Nur durch Euch wurde er König, Ihr übernahmt die Verantwortung für das Reich. Natürlich glaubtet Ihr, dass er gerecht regieren und am Ende seines Lebens eine gerechte Regelung für seine Nachfolge finden würde. Er fand sie nicht. Er |90| tat Unrecht und Odda gebärdet sich schon nach einem Jahr wie ein römischer Diktator. Meint Ihr nicht, Herzog, dass es nun wieder Eure Aufgabe ist, gerechte Verhältnisse herzustellen?“
    „Gerechte Verhältnisse?“, wiederholte der Herzog gedehnt. „Was versteht Ihr darunter? Ihr wollt auf den Thron? Dazu kann ich Euch nicht verhelfen. Ich habe keine Insignien mehr zu überbringen.“
    „Aber Ihr könnt sie Euch zurückholen!“, sagte Thankmar, wobei er den Herzog wieder anstarrte.
    „Zurückholen? Für Euch?“
    „Nicht für mich. Für Euch selbst!“
    „Ihr wollt damit sagen …?“
    „ … dass Ihr damit nur eine Art Interregnum beenden werdet, eine vorübergehende Irrfahrt der heiligen Gegenstände, die Ihr damit heimholen werdet. Offen gestanden, ich war damals, als Ihr sie meinem Vater brachtet, mit mir uneins, ob ich Euch Eurer Hochherzigkeit wegen bewundern oder Eures feigen Verzichts wegen verachten sollte. Verzeiht meine drastische Wortwahl, doch wie könnte man sich besser verständlich machen. Ich war noch ein Knabe und verstand nicht die tieferen Beweggründe Eures Handelns. Und natürlich hatte ich auch nichts dagegen, dass mein Vater den Thron bestieg. Indessen, je mehr ich lernte und mich in die Geschichte des Reiches vertiefte, desto fester wurde meine Überzeugung, dass damals ein Irrtum geschehen war. Der Thron gebührt einem Karolinger – und Ihr seid einer. Eure Mutter, die hohe Frau Glismut, war eine Tochter des Kaisers Arnulf, des Sohnes König Karlmanns, des Sohnes König Ludwigs des Zweiten, des Bayern, des Sohnes Kaiser Ludwigs des Frommen, des Sohnes Kaiser Karls des Großen.“
    „Bei Gott, Ihr kennt Euch aus“, sagte der Herzog mit einem Anflug von Heiterkeit. „Besser hätte ich selbst das nicht hersagen können.“ Er wurde jedoch gleich wieder ernst und nachdem er mit einem Blick über die Schulter festgestellt hatte, dass sich kein Lauscher hinter

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