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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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den Tisch stellte. Heriger ergriff gleich die Kelle und füllte die Becher.
    „Und damit niemand glaubt, dies sei nichts als eine Laune“, schrie Thankmar, nachdem er den seinen in einem Zuge geleert hatte, „werden wir auf der Stelle einen Vertrag ausfertigen – über die
dos
, das Heiratsgut meiner Gemahlin, Morgengabe und Wittum! Sie soll sich nicht beklagen. Bruder Fettwanst, ihr habt wohl, was wir dazu benötigen … Pergament, Tinte und Feder … Kann einer von euch schreiben?“
    „Bruder Dodo … der kann es.“
    „Er soll herkommen. Auch ihr anderen – alle her zu mir, ihr seid Zeugen. Dies wird ein feierliches Verlöbnis! Dazu brauchen wir auch den Vater der Braut, ihren Muntwalt. Aldebrand, hierher!“ |127| Thankmar winkte einen Mann aus der wachhabenden Hundertschaft herbei. „Sag dem Burgvogt, Befehl vom Herzog – er wünscht seinen künftigen Schwiegervater zu sprechen. Alles muss unter Beachtung der vorgeschriebenen Handlungen ablaufen. Ich habe auch schon ein Signum für den Vertrag. Wollt ihr es sehen? Dein Messer, Roudhart! Ich zeichne es euch hier auf die Tischplatte. Ein Strich von oben nach unten … so … nun ein zweiter von links nach rechts als Dach darüber … verlängert in einem großen Bogen bis ans Ende des ersten Strichs … so. Das heißt: TD. Thancmarius Dux! Herzog Thankmar!“

19
    Wenig später hockte Dodo, der greise Mönch, am Tisch unter der Eiche und bedeckte ein Stück Pergament mit Schriftzeichen. Thankmar, der einen flammend roten seidenen Mantel übergeworfen hatte, diktierte ihm. Hille trug jetzt ein Geschmeide aus der Beute von Belecke am Hals. Noch immer war sie nicht imstande zu fassen, dass der ruchlose, unbarmherzig sein Herrenrecht ausübende Eroberer der Nacht am Tage sein Versprechen wahrmachen wollte. Ein um das andere Mal suchte ihr Blick den ihres Vaters, des Burgvogts, der ihr mit einem gequälten Lächeln Mut machte, sich aber ebenso unbehaglich fühlte. Erzwungen war sein Einverständnis zur Heirat. Wenig vertrauenswürdig erschien ihm dieser ruhmredige Abenteurer, der zwar, wie Grimbald wohl wusste, ein Sohn König Heinrichs und Halbbruder König Ottos, jedoch kein Herzog war und vielleicht nie einer sein würde. Und noch weniger behagte ihm die Gesellschaft seiner betrunkenen Vasallen. Sie grinsten, rülpsten, stießen sich an, machten alberne, unziemliche Bemerkungen. Die drei alten Mönche standen mit gottergebenen Mienen dabei. Einen großen Halbkreis bildeten dreißig, vierzig herbei befohlene Männer der wachhabenden Hundertschaft.
    „Hast du alles?“, fragte Thankmar.
    „Alles“, sagte der alte Mönch.
    „Aber ich will besonders großzügig sein“. Thankmar nahm einen Schluck aus seinem Becher. „Füge hinzu: Des Weiteren sollen meiner teuren Gemahlin gehören: die mit Mauern gesicherten |128| Weiler Mühlhausen und Gebesee sowie südlich des Flusses Gera die Güter …“
    „Tammo!“, unterbrach ihn plötzlich Iglolf, der Einzige seiner vier Getreuen, der dem Wein nicht im Übermaß zugesprochen hatte. „Sieh mal! Da gibt es etwas!“
    Aus dem Halbkreis der Männer, der den Blick zum Burgtor verdeckt hatte, waren die in der Mitte Stehenden zurückgewichen. Ein Bauernkarren, von einem Pferd mit Kummet gezogen, wurde von Knechten herangeführt. Zu beiden Seiten gingen schweigend und grimmig blickend Bewaffnete. Auf seinem Grauschimmel, die hagere Gestalt hoch aufgerichtet, folgte dem Gefährt Graf Wichmann Billung.
    Auf dem Karren lag ein Leichnam.
    Der Mantel, mit dem er bedeckt war, wies ihn als Vornehmen aus. Ein kostbares Langschwert lag neben ihm. Thankmar trat rasch näher und erkannte das Schwert.
    „Dedi!“, rief er. „Graf Dedi! Ist er es wirklich?“
    Er gab einem Krieger, der neben dem Wagen ging, ein Zeichen, damit er den Mantel wegzog. Trotz des entsetzlichen Gestanks beugte er sich weit über die Seitenwand des Karrens. Der Kopf des Leichnams war fast völlig zerschmettert. Fliegen und Würmer hatten sich schon in dem verwesenden Brei eingenistet, aus dem noch Strähnen grauen Haares heraushingen.
    Inzwischen war Wichmann abgesessen und steifbeinig näher gekommen. Der alte sächsische Kriegsmann lächelte abschätzig.
    „Nun, Tammo, freust du dich über das Wiedersehen mit Dedi?“
    „Er muss schon ein paar Tage tot sein, warum hat man ihn nicht begraben?“, fragte Thankmar in scharfem Ton. „Warum bringt ihr ihn hier herauf?“
    „Warum? Damit du dich würdig von ihm verabschieden kannst. Er starb

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