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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Dreckschwein. Die Spurensicherung hat zwar unzählige Fingerabdrücke, Haare und Fasern im Umkreis des Tatorts gefunden, aber mal wieder nichts an der Leiche selbst.«
    »Bei den ganzen Touristen und Strandfreaks, die jeden Tag auf den Bänken hier herumsitzen, kann es eine halbe Ewigkeit dauern, die ganzen Spuren auszuwerten und abzugleichen«, bemerkte Donovan.
    »Schöne Scheiße«, knurrte Ethan und sah missmutig rüber zu den Reportern, die sich an der Absperrung beinahe gegenseitig zerquetschten, um ein paar gute Fotos zu bekommen. Als Leiter der Sonderkommission galt ihm die meiste Aufmerksamkeit und er war froh um das menschliche Polster aus Officers und Forensikern, das sich zwischen ihm und den Reportern befand.
    »Na dann los, Freunde.« Donovan klopfte Ethan auf die Schulter. »Machen wir uns auf die Suche nach einem glatzköpfigen Kerl ohne Fingerabdrücke, der nicht spuckt und nicht schwitzt.«
    Ethan wandte sich ab und betrachtete den Wagen des Opfers, an dem sich die Spurensicherung momentan zu schaffen machte. Den Wagen, an dessen Steuer letzte Nacht ein perverser Mörder gesessen hatte. Ein gefährlicher Killer, der sich wahrscheinlich halb tot lachte, weil die Polizei nach fünf Wochen und drei Opfern noch immer komplett im Dunklen tappte.
    Er sah sich noch einen Moment lang den Tatort an, dann machte er sich auf, mit den bestürzten Touristinnen zu sprechen, die abseits in der Obhut eines Polizeipsychologen auf ihn warteten. Er durchquerte die abgesperrte Zone rund um die Parkbank und schob sich dann erneut durch die Menge aus Handykameras und Teleobjektiven, um zu den zwei übernächtigten Studentinnen aus Portland, Oregon zu gelangen. Trotz des Schlafmangels und seiner missmutigen Stimmung verfehlte Ethan seine Wirkung auf die beiden nicht. Er wusste, dass er mit seinen stahlblauen Augen und dem durchtrainierten Körper anziehend auf viele Frauen wirkte und hatte so seine Vermutungen, dass deshalb auch die meisten Befragungen von weiblichen Zeugen auf ihn abgeschoben wurden.
    Donovan mit seiner bulligen Erscheinung war fürs Einschüchtern zuständig, obwohl jeder, der den Iren näher kannte wusste, dass von ihm nicht viel zu befürchten war.
    Eines der Mädchen blickte ihn an und ein Lächeln umspielte ihre Züge, erreichte ihre Augen jedoch nicht. Kein Wunder, dachte Ethan. Er kannte das befremdende Gefühl, das einen überkam, wenn man zum ersten Mal eine Leiche sah, nur zu gut.

-5-
     
    Ein Messer gleitet tief ins Fleisch. Haut platzt auf, Blut sickert aus der Wunde. Es ist eines dieser kleinen Schälmesser, der Griff besteht aus violettem, glitzernden Plastik. Die Klinge ist kein Plastik, sie ist blitzend und scharf. Sie schneidet tiefer, ein durchbohrtes Körperteil zuckt und windet sich. Blut spritzt. Schreie gellen durch das neonbeleuchtete Zimmer. Fliegen summen um die Lampe herum, sie wollen lieber gegrillt werden, als Teil dieses Schauspiels zu sein, aber Neon ist kalt und die Hand, die das Messer führt, ist es auch. Augen weiten sich vor Schrecken. Eine Stimme droht, sie herauszuschneiden und sie schließen sich. Das Messer tanzt durchs Fleisch. Schreie. Gelächter. Schmerz. Und dann -
     
    Ames schreckte auf. Die Ampel war grün geworden und hinter ihm hupte jemand. Schnell zog er den Fuß von der Bremse und der schwere Wagen setzte sich in Bewegung. Er strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn und schüttelte den Kopf über sich selbst. Warum kamen die Gedanken bereits jetzt wieder, so kurz nach seiner letzten Tat?
    Sein Herz raste, er fühlte sich angespannt und musste all seine Willenskraft aufbringen, um sich nicht heute noch ein neues Opfer zu suchen. Wenn er nicht leichtsinnig und unvorsichtig werden wollte, dann musste er sich dringend ablenken.
    Er schloss kurz die Augen, dann blinzelte er die Tränen weg, die ihm die Sicht verschleierten und verscheuchte die düsteren Gedanken. Es war ein sonniger Tag und er hatte sich unter Kontrolle. Noch.

-6-
     
    Befragungen in Restaurants zur Mittagszeit waren nervtötend. Es war hektisch und laut und kaum jemand hatte die Zeit, sich auf ein paar Fragen der Polizei zu konzentrieren. Das South Easy, in dem Ava Draper geputzt hatte, lag jedoch Gott sei Dank etwas außerhalb des Stadtkerns und so war es noch nicht allzu überfüllt, als Ethan und Donovan eintraten. Die wenigen Gäste würdigten die beiden Detectives keines Blickes. Das war einer der Vorteile, die man genoss, wenn man nicht mehr zu den Uniformierten

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